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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 115
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0119
Über das erzieherische Wirken
Johann Peter Hebels in Karlsruhe

Vortrag beim Hebelschoppen in Hertingen am 28. Oktober 1990

Ludwig Vögely

Es ist mir eine Freude, heute zu Ihnen sprechen zu dürfen an dieser Stelle, wo schon so viele
schöne Feierstunden zu Ehren J.P. Hebels stattgefunden haben. Wir befinden uns in
Hertingen an einem so traditionsreichen Ort. der in allen Arbeiten, die Hebel gegolten haben.
Beachtung gefunden hat als eine wichtige Station auf des Dichters Lebensweg. Es fällt daher
auch nicht leicht, ein Thema zu finden, das noch nicht so ausgelotet ist, daß es zum
Allgemeinbesitz geworden ist. Und da habe ich mir gedacht, ich könnte Hebel in Verbindung
zum 275jährigen Jubiläum der Stadt Karlsruhe setzen, der Stadt, in der Hebel die längste Zeit
seines Lebens verbracht hat. Das wird oft sehr leicht vergessen, und gestatten Sie mir. dies
zu sagen, auch wir Karlsruher lassen uns Hebel nicht nehmen. Da liegt es nahe, daß ich als
alter Schulmann über das erzieherische Wirken Hebels in Karlsruhe zu Ihnen spreche, wenn
dies auch in gestraffter Form geschehen muß. denn das ganze Thema wäre mehr als
abendfüllend. Beginnen wir also:

Er sait:" O Muetter, lueg doch au,

do unte glänzt's im Morgetau

so schön, wie in dym Himmelssaal!"

"He". sait si. "drum isch's Wisetal."

So konnte Hebel selbst, in der Erinnerung hinblickend auf seine vielgeliebte Heimat, von
diesem Land goldener Kindertage, schwerer Jugend, schöner Träume und tiefster Sorgen
sagen. Ja. wahrhaftig, keinen Menschen ließ noch seine Heimat los, und dieser Satz gilt vor
allem von ihm. dem Großstädter wider Willen, dessen Leben in Basel begann, im Wiesental
sich fortsetzte und in Karlsruhe seine Erfüllung fand. Hebel ohne Karlsruhe ist undenkbar.

Die Verbundenheit des großen Menschen mit seiner Stadt datierte bereits seit jenem
Apriltage des Jahres 1774, als der Vierzehnjährige sich ins ledergebundene Schülerverzeichnis
des Gymnasiums illustre der Stadt eintragen ließ. Als er 1778 nach der "Feueresse der
Prüfungen" Karlsruhe verließ, bestätigte ihm sein Examenszeugnis "besonders gute Naturgaben
" -Gaben, die er erst nach langen Jahren der Stille und Nichtbeachtung der Hauptstadt
und dem Lande beweisen sollte.

Zu Hebels Überraschung hatte ihn die Karlsruher Behörde trotz der Demütigung langer
Jahre nicht vergessen. Am 2. November 1791 erreichte ihn der Ruf nach Karlsruhe, der Stadt,
der er nun 35 Jahre die Treue hielt. Hier wurde er zu dem, als den wir ihn kennen, hier erblühte
sein Ruhm als Dichter, hier wurde er der schlichte und große Kalendermann, wurde er der
geistliche und weltliche Erzieher. Hier erklomm er auch die Stufenleiter der Ämter, die das
Land an ihn zu vergeben hatte. Ohne das Oberland keine Person, ohne das Unterland keine
Persönlicheit Hebels.

1791 also wird Hebel als Subdiakon an das Gymnasium berufen, das er selbst einmal
besucht hatte. Und es war ein ehrenvoller Ruf: war doch diese Schule, da Heidelberg und
Freiburg noch nicht zu dem Lande gehörten, dieses also ohne Universität war. die höchste
Badens, die den Namen "Illustre" in mancher Hinsicht zu Recht trug. Aber auch die Stadt
hatte sich seit den Schülertagen gewandelt. Es war viel, besonders in Stein gebaut worden.
1785 war das Schloß im Äußeren v ollendet, die Einwohnerzahl hatte sich verdoppelt, und die

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