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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 120
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0124
Ein Buch machte es möglich

Wiederbegegnung badischer und elsässischer Luftwaffenhelfer nach 46 Jahren

Heinrich Bücheler

Von der Mosel bis an die Memel wurden sie ab Sommer 1943 von den Schulbänken geholt:
15jährige. unbärtige Knaben, im Rahmen der "Notdienstverpflichtung von Schülern der
höheren Schulen für den Kriegshilfseinsatz in der Luftwaffe und bei der Kriegsmarine". Am
3.8.1943 teilte der Leiter der Parteikanzlei, Martin Bormann, dem Chef des Oberkommandos
der Wehrmacht. Feldmarschall Wilhelm Keitel. mit: "Der Führer ist damit einverstanden,
daß auch die elsässischen. lothringischen und luxemburgischen Schüler als Luftwaffenhelfer
herangezogen werden, wenn die Besetzung der Heimatflakbatterien mit anderen Kräften
nicht mehr möglich ist." Und am 3.12.1943 schließlich hielt Gauleiter Robert Wagner als
Chef der Zivilverwaltung im Elsaß es in einem Schreiben an Keitel "aus allgemeinpolitischen
Gründen... für unbedingt erforderlich, daß die elsässischen Luftwaffenhelfer nur
zusammen mit reichsdeutschen Jungens aus dem Gau Baden eingesetzt werden."

So waren dann im Kriegsjahr 1944 die badischen und elsässischen Luftwaffenhelfer
überall "zusammen": In Kasernen wie der Artilleriekaserne Karlsruhe-Mühlburg: auf
Schießplätzen wie dem Flakschießplatz Chieming am Chiemsee; in Flakstellungen zum
Schutz von Fabriken. Flugplätzen. Kraftwerken. Rheinbrücken usw. vor den alliierten
Bomberflotten. Das tägliche "Leben im Felde" der Schüler-Soldaten spielte sich weitgehend
im Rahmen ihrer alten Klassen- und Schulkameradschaften ab. Dennoch gab es reichlich
Gelegenheit, auch die "LwH" von der jeweils anderen Rheinseite kennenzulernen, bis dann
im Spätherbst 1944 die Westfront durch die Burgundische Pforte und über die Vogesenkäm-
me sich wieder dem Oberrhein näherte. Obwohl nun der Luftkrieg über dem Oberrheingebiet
erst richtig eskalierte, wurden jetzt die meisten elsässischen Luftwaffenhelfer an ihren
bisherigen Einsatzorten herausgelöst und zu Flakeinheiten in Bayern. Böhmen und Mähren.
Sachsen und Österreich versetzt - wiederum "aus allgemein-politischen Gründen." Im
turbulenten letzten Kriegswinter 1944/45 führten so die Wege der badischen und der
elsässischen Luftwaffenhelfer zwangsläufig wieder auseinander: Wie der des Schreibers
dieser Zeilen, der im Morgengrauen des 23. November 1944. nach Räumung des Flughafens
Entzheim und kurz vor dem "Fall" Straßburgs. über die Kehler Rheinbrücke der französischen
Gefangenschaft entkam, während die wenigen auf dem Flughafen noch eingesetzten
elsässischen Luftwaffenhelfer den vorrückenden französischen Truppen zustrebten, um dem
"mourir pour Hitler" zu entgehen.

Bis in die 80er Jahre spielte der einstige "Kriegshilfseinsatz" dann keine Rolle mehr im
Leben der ehemaligen Luftwaffenhelfer beiderseits des Rheins. Existenzgründung und
-Sicherung standen im Vordergrund. Beim langsamen Hinübergleiten aus der "vita activa"
in die "vita contemplativa". wobei die Jugenderinnerungen zunehmend wichtig werden,
entdeckte man im "going back" auch wieder die Luftwaffenhelferzeit. Dabei gingen die
linksrheinischen "Ehemaligen" systematischer vor als die rechtsrheinischen. Sie schlössen
sich in einer "Association des Anciens Luftwaffenhelfer et Helferinnen dAlsace et de la
Moselle" zusammen und konnten die Anrechnung ihrer LwH-Zeit auf die Altersversorgung
durchsetzen. Mit ihren Präsidenten und Vizepräsidenten. Dr. med. Claude Oberle aus

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