Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 138
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0142
man glaubte, eine grüne Matte und kein Haberfeld zu sehen. Die Grundbirnen faulten sehr und
doch gabs noch mehr, als man vermutete.

Eine Merkwürdigkeit, die der Mensch in seinem Leben gewiß selten erfährt, sahen wir in
dieser Zeit, nämlich Sommer. Herbst und Winter in eins verschmolzen: wenn man auf dem
mittleren Feld, wo man Korn säete. stand, sah man im Tal gelbes, abgestandenes Gras mähen,
nasse Schöchle zetten und halb und ganz faules Öhmd laden und heimführen: das Produkt, das
dem Sommer angehört. Sah man einen Baum, so war er kahl und der Wald rot und gelb und
halb entblättert, die Trauben an den Reben erfroren und alle Pflanzen neigten ihre Häupter zur
Erde: das Bild des Spätjahres. Blickten unsere Augen in die Gegend von Endenburg und
Kirchhausen so sah man einen schuhtiefen, hartgefrorenen Schnee wo die Leute, welche
Grundbirnen holen wollten, sie mit vieler Mühe unter dem Schnee hervorsuchen mußten und
wo einige Tage eine strenge Kälte herrschte: das Resultat des Winters.

Der Sack altes Korn galt 5 Gulden. Gerste 7. Haber 4-5-6 Gulden. Das Heu, welches schon
einige Jahre 12 Bazen. höchstens 1 Gulden galt, bezahlte man um Martini schon mit 20 Bazen.
Das Vieh war ziemlich wohlfeil und der Wein -matt und sauer- galt 7 bis 9.

Hier mußte man die Allmacht Gottes bewundern, die den schwachen Sterblichen zeigt, daß
er das Gras wachsen und verwelken läßt und daß wir uns immer in seine weise Schickung
geduldig fügen sollen. Denn in den Tagen des Mangels und der Not hörte man nichts als
jammern, wie werden wir den Winter durchbringen, was werden wir essen, was werden wir
trinken, womit werden wir uns kleiden. Und Gottlob, es wäre nicht nötig gewesen: es war in
jeder Hinsicht Überfluß. Um Martini fing der Winter mit Nachdruck an. der Boden blieb
gefroren und 8 Tage vor Weihnachten hatten wir schon einen guten Schlittweg bei 12 Grad (R
= 15° C) Kälte.

Auch in politischer Hinsicht ist das Jahr 1829 merkwürdig. Ganz Europa hatte schon 8 Jahre
lang seine Aufmerksamkeit nach Griechenland gerichtet. Nach unsäglichen Anstrengungen
und einem ungleichen Kampf, in welchem beide Teile. Türken und Griechen viele Leute
verloren und Tausende Unglückliche in die Sklaverei geführt wurden, nahmen sich Frankreich
, England und Russland der Griechen an. In einer Seeschlacht bei Navarino (1827) wurde
die türkische Flotte gänzlich zerstört und als der Sultan sich noch nicht fügen wollte, rückten
zwei russische Armeen ins türkische Reich ein. In Asien eine unter General Paskewitsch.
welcher in kurzer Zeit die stärksten Festungen wegnahm. Und die zweite unter General
Diebitsch, der ebenso siegreich in Europa war und im Sommer schon die zweite Stadt des
türkischen Reichs, Adrianopel, einnahm, dort wurde am 14. September 1829 der Friede
unterzeichnet, in welchem der Sultan Land und Festungen verlor und an Rußland eine große
Summe Geld als Kriegsentschädigungen bezahlen und die Unabhängigkeit Griechenlands
anerkennen mußte. Geschr. d. lten Januar 1830.

Folgendes ist noch zum Jahrgang 1828 einzuschalten:

Im Jahr 1827 gegen dem Spätjahr wurde angefangen, den Steinenbach nach einem Plan, den
der Geometer Hüttinger einige Jahre früher aufgenommen, in eine gerade Richtung zu graben:
der alte hatte so einen krummen Lauf daß er bei starken Regengüssen das Bündenfeld
überschwemmte und auf Matten und Geländern öfters Schaden anrichtete. In diesem Jahr
wurde ein Stück oberhalb der Brücke, über welche man nach Hägelberg fährt, frohndweis, das
Stück aber unter der Brücke bis zum Hägelberger Sträßli um den Lohn gemacht, welches die
Güterbesitzer bezahlen mußten: im Jahr 1828 wurde ein Stück im Steinbrunnen gemacht. Im
Jahr 1829 das letzte Stück bis an die Gattermatt, welches aber sozusagen verunglückte. Der
nasse Spätling führte ein großes Wasser herbei, welches in dem besagten letzten Stück mehr
als 3000 Wagen voll Grund wegschwemmte. Es wurde wieder mit Faschinen so gut man
konnte ausgebessert. Auf das Ganze wurden einige Hundert Gulden verwendet und beträcht-

138


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0142