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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 145
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0149
ich dieses schreibe, liegt der Schnee bei uns 2 Schuh tief. Letzten Mittwoch und 3 Tage vorher
stieg die Kälte auf 19 Grad ( = - 24° C) und die Gewerbe standen still. Am 8. März war wieder
19 Grad Kälte und vom 13. bis 15. März schneite es unaufhörlich, wobei die Kälte immer sehr
empfindlich war und die Fenster alle Nacht von unten bis oben gefroren. In dieser Zeit galt das
Klftr. 4 schuhig Buchenholz in Basel 45 Schweizerfranken und es war fast keines mehr zu
bekommen. Den 16. regnete es den ganzen Tag Eis sodaß die Eiskruste 3 Zoll dick lag. Erst
am Ostertag, d. 23. (1845) wurde die Witterung gelinder: in den kalten Tagen erfroren die
Reben sämtlich in den Niederungen. (An dieser Stelle hielt der 52-jährige Chronist seine
RÜCKSCHAU (siehe Beginn) 1845).

Ich habe hier die Witterung und die Merkwürdigkeiten des Jahres 1845 zu beschreiben, da
die Beschreibung nur bis zum Ostertag desselben Jahres reicht. Es war nämlich auf das Jahr
1845 in Bezug auf die Witterung nichts besonderes zu bemerken: außer der schon vorne
beschriebenen außerordentlichen Kälte war dieselbe Frühjahr und Sommer über den Erdengewächsen
günstig: es gab Futter. Frucht. Gemüse und Obst hinlänglich, auch die Erdöpfel
versprachen eine ganz besonders günstige Ernte.

Allein im September bereits in einer Nacht wurde das Kraut an den Erdöpfeln schwarz: und
war so allgemein, daß diese Bemerkung sich über ganz Deutschland und noch mehrere
benachbarte Länder erstreckte, man glaubte anfangs, es sei ein giftiger Tau auf das Erdöpfel-
kraut gefallen: allein andere Gewächse waren verschont geblieben und an ihrem Wachstum
bemerkte man nichts, während das erstere sich sogleich innerhalb einigen Tagen zu Boden
legte, wie wenn es ganz überzeitig wäre. Und es ging nicht lange, so sah man die Folgen davon;
denn die Erdöpfel fingen an schwarz und stinkend zu werden, in manchen Löchern fast ganz
und in manchen nur einige. Viele waren nur zum Teil angesteckt, aber diese faulten noch im
Keller und steckten die guten an. Diese Ansteckung verbreitete sich so allgemein, daß v ielen
Leuten ihr ganzer Vorrat zusammenfaulte, und nur diejenigen, die sich die Mühe gaben, ein
Stück um das andere zu visitieren, und die angesteckten und die schwarzen abzusondern,
konnten ihren Vorrat retten. Man wußte anfangs nicht, wie man daran war und niemand
vermutete eine Erdöpfelkrankheit. Bis in den Zeitungen von allen Orten her berichtet wurde,
daß dieselbe überall gleich sei.

Man lebte der Hoffnung, es werde sich das Übel nicht weiter verbreiten, besonders, als im
Sommer des Jahres 1846 das Erdöpfelkraut im Durchschnitt so blühend, kraftvoll und üppig
dastand, daß es zu der besten Hoffnung einer gesegneten Ernte berechtigte. Der Sommer 1846
war nämlich der allertröckenste Sommer, den ich erlebte habe und übertraf die Sommer von
1811.1834 und alle kurz vorhergehenden. Alle Erdengewächse standen im schönsten Flor. Es
gab bei uns viel und gutes Heu: das Öhmd geriet bei uns ebenfalls auch wohl und der
Nachsommer war so günstig, daß man an vielen Orten zum zweiten Mal öhmden oder doch die
Matten bis Martini grasen und den Klee zum dritten mal dörren konnte. Jedoch übers Rebland
und im Unterland hatte das Gras zu trocken und es w urde dort nur spärlich Futter gebaut. Auch
ist der Umstand hinzugekommen, daß die Frucht bereits in ganz Europa dünn stand und nur
kurz blieb, mithin wenig Stroh abwarf, deswegen Heu und Stroh bald aufschlugen und
zwischen Ostern und Pfingsten 1847 bis auf 3 Gulden der Ztr. Heu stieg. Und wenn die Rüben
im Spätjahr 1846 nicht so außerordentlich geraten wären, w ürde das Heu 4 Gulden erreicht
haben.

Wie schon eben gesagt, glaubte man. die im Jahr 1845 angefangene Kartoffelkrankheit
werde sich bei dem trockenen Sommer 1846 verlieren: allein plötzlich, ehe man etwas
vermutete, wurde das Kraut derselben beinahe in dergleichen Zeit im Monat September wieder
schwarz und legte sich nach ein paar Tagen zu Boden. Dieser Umstand war umso kläglicher,
da die Kartoffeln durch die Trockne gelitten hatten und im allgemeinen nirgend so gut
ausgaben w ie im Jahr 1845. in welchem Jahr bereits durchgehend mehr als noch so viel geemtet

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