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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 166
(PDF, 33 MB)
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und Wissenschaft und von der Organisation badischer Lehrerinnen und Lehrer, deren
Vorsitzenderer in Kandem war. Weitere Gelegenheiten zu persönlichen Kontakten boten der
Öffentlichkeit seine Führungen und Vorträge in Kandem. auf Schloß Bürgeln und der Ruine
Sausenburg und in zahlreichen markgräfler Orten, ja sogar in der benachbarten Schweiz und
im Elsaß.

Nach all dem Gesagten klingt es wie eine Selbstverständlichkeit, wenn ich abschließend
jene Würdigungen wenigstens aufzähle - ohne sie nochmals zu begründen -. die er bereits
zu Lebzeiten erfahren durfte:

1960 Ehrenkreuz des Schwarzwaldvereins für 50jährige Mitgliederschaft
1965 Ehrenmitglied der Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland
1965 Ehrenbürger der Stadt Kandern

Ehrenvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der er
60 Jahre angehörte.

Allein diese Legitimation bestärkt mich, noch ein Wort über jene Zeit zu sagen, die wir
in den vergangenen Jahren nur allzu gerne verdrängt haben. Ich meine die Zeit von 1933 bis
1945. in der Albert Eisele auch Mitglied der nationalsozialistischen Partei war. Bereits 1960
zu seinem 70. Geburtstag formulierte die Badische Zeitung diesen Umstand mit den Worten:
"Die Jahre der politischen Bevormundung haben auch ihn in ihren Sog gezogen. Seine
selbstgewählte Aufgabe, die Erforschung unserer Heimatgeschichte, war es, die er hätte
vernachlässigen müssen, wenn er sich der an ihn gestellten Aufforderung auf die Dauer
verschlossen hätte. Die Jahre nach dem Krieg haben ihn wohl unverdient hart herangenommen
, denn erst im Sommer 1948 durfte er aus der fast dreijährigen Internierung heimkehren
und seinen Lehrerberuf wieder ausüben." - Soweit die Badische Zeitung vom 15. Dezember
1960.

Wir wissen heute - und dies sei vor allem der jüngeren Generation gesagt -, wie sehr der
Idealismus auch eines Albert Eisele für den Heimatgedanken, für das Völkische, für das
Bodenständige - kurz auch für Kultur und Geschichte der Heimat früher oder später
zweckentfremdet für politisches Machtdenken mißbraucht wurde. Nicht einer der auch
zwischen 1933 und 1945 geschriebenen Beiträge und Veröffentlichungen weicht von der
Albert Eisele eigenen Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit gleich welchen Themas ab. Und nie
hat er sich dabei verleiten lassen, seine heimatkundliche Forschung auch nur in einem
Nebensatz in den Dienst der damaligen Machthaber zu stellen. Wir wissen - oder mindestens
ist es uns wieder bewußt geworden - seit den Parallelen des 9. November 1989 und den damit
offenbar gewordenen Verhältnissen in der ehemaligen DDR. wie ein autoritäres Regime
Menschen zu manipulieren versteht, die sich zunächst für eine gute Sache begeistern und
einsetzen, dann aber - oft unmerklich - zu Werkzeugen seiner Ideologie macht. Werkzeuge
aber können weder selbständig handeln noch eigene Entscheidungen treffen, auch wenn sie
dies zu tun glauben. Für uns heute kann diese Erkenntnis nur Warnung sein, aber weder
Entschuldigung noch ein Recht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wenn überhaupt aus
heutiger Sicht - und nur diese gilt es hier und heute zu vertreten - von Schuld und Versagen
einzelner oder einer ganzen Generation in den Jahren 1933 - 1945 die Rede sein kann, dann
hat Albert Eisele in vielfacher Weise und mehr als viele andere seiner Zeit durch seine
Verdienste um Kandern sich mehr als rehabilitiert.

Als Heimatforscher hat es Albert Eisele verstanden, auch an den kleinen, für die
historische Wissenschaft vielleicht unwesentlich erscheinenden Ereignissen wie Familiengeschichte
oder die Darstellung der gewerblichen und beruflichen Verhältnisse den historisch
nicht so Versierten für seine Stadt und seine Landschaft zu begeistern, ja vielleicht
sogar sich selbst darin wiederzufinden. Dieses nicht akademische Prinzip solcher Quellenforschung
und Publikation ist heute im Zeitalter unserer Wissenschaftsgläubigkeit etwas in

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