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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 170
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0174
Das Dorf Oltingen

Andre Fink

"Dort, wo die III ihren West-Ost-Lauf ändert und nun von Süden nach Norden fließt, kaum
getrennt durch eine leichte Erdschwelle vom Birsig, dem Bach des Leimentals, liegt
Oltingen. Ein Dorf, das reiche Wälder besitzt, das aber auch an der warmen Seite des
'Spielberges' wohl die südlichste Rebhalde im Elsaß aufweist." So schrieb im Jahre 1965 Paul
Stinzi. Th. Walter schrieb 1932 in seinem lebendig abgefaßten Buch "Das obere Illtal": "Der
Winkel im Knie der III, wo der Fluß in jugendlichem Übermut die jurassische 'Bürgerwaldkette
' durchbrach, um den Stauwassem der Urzeit freie Bahn nach Norden hin zu schaffen,
war ob seiner Fruchtbarkeit schon in vorgeschichtlichen Zeiten der Kultur erschlossen."

Diese Schilderungen Oltingens und seiner Umgebung können den Reisenden nicht gefühllos
lassen und laden ein haltzumachen, um Näheres darüber zu erfahren.

Die Geschichte dieses Sundgaudorfes:

Seit fast einem Jahrhundert berichtet man über Funde in der Nähe der "Martinskirche im
Feld", am Hang des Spielberges: Steinäxte. Fragmente römischer Ziegel, Tonwaren etc.. Auf
dem Berg entdeckte Gutmann 1908 einen steinzeitlichen Ringwall, eine Bergfeste mit
Terrassenanlagen, Wohngruben und Steinwällen. Zahlreiche Kleinfunde wurden bei diesen
Grabungen freigelegt. Nach der Volkstradition soll hier eine Stadt gestanden haben,
anscheinend ein römisches Kastell. Ohne Zweifel ist die Gegend um Oltingen altes
Kulturland. Später ließen sich hier die Alemannen nieder. Im Mittelpunkt des Gebietes stand
ein Dinghof, der ursprünglich zum alten elsässischen Herzogsgut gehörte, aber früh an die
Abtei Murbach kam. Den Grafen von Pfirt gelang es nach langen Verhandlungen und
dauerndem Streit, den Hof an sich zu reißen (1323). Oltingen und die gesamte Grafschaft
Pfirt kamen fast zur gleichen Zeit (1324) unter der Bezeichnung "Vorderösterreich" oder
"Vorlande" in habsburgische Hand. Nach dem 30-jährigen Krieg oder Schwedenkrieg,
welcher den Sundgau schrecklich verwüstete, wurde das ganze Gebiet an Ludwig XIV. von
Frankreich abgetreten (Westfälischer Friede von 1648).

Verschiedene Basler Klöster waren in Oltingen begütert. Das Schwarzwälder Kloster St.
Blasien hatte hier einen Hof, den die Abtei 1141 dem Basler Bischof Ortlieb übergab. In
einem Dokument von 1361 wurde hier in Oltingen ein Schloß genannt, das aber spurlos
verschwunden ist. Nach ihm nannte sich ein niederes Adelsgeschlecht. Wir wissen von
einem Peter von Oltingen (1241), einem Johann (1267) und einem Heinrich (1272-1284).
Das Dorf wurde mehrmals schwer heimgesucht : 1445 durch die Eidgenossen im Krieg gegen
die Österreicher, 1632 durch die Schweden. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das
Dorf vorsorglich geräumt, von 1939 bis 1940. Glücklicherweise blieb Oltingen jedoch von
beiden Weltkriegen verschont.

Nach 1830 erbaute man im Dorfe selbst eine neue Kirche nach den Plänen des Pfirter
Notars Xavier Desgrandchamp, welcher auch Erfinder. Kunstmaler, Bildhauer und Dichter
war. Sie ist in neuklassischem Stil erbaut, das Schiff jedoch nach einem alten Plan
neugotisch. Eine wunderschöne Madonnenstatue (1530-1550) wurde in die neue Kirche
übernommen. Sie enthält auch mehrere Kunstgemälde sowie eine der berühmten "Callinet"-

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