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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 16
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0018
Betrachtungen über Sulzburg

Günther Maas

Wer im Spätsommer 1953 nach Sulzburg kam, entdeckte ein im Dornröschenschlaf
liegendes Kleinstädtchen, abgeschieden vom Verkehr, noch mit geschotterten Straßen und
vom Tourismus noch nicht aufgespürt. Die Zeit schien stehengeblieben zu sein, und erst in
den kommenden Jahren sollten die Schätze gehoben werden, an denen der Ort so reich ist.

Augenfällig ist die Kirche St. Cyriak, deren Schenkungsurkunde Ottos III. von 993 an Graf
Birchtilo im Breisgau noch heute in Pruntrut verwahrt wird. Angeschlossen an die Kirche
wurde im 11. Jh. ein Benediktinerinnenkloster, das bis Mitte des 16. Jh. Bestand hatte. Das
Klostergebäude brannte 1769 nieder, und die alte Kirche geriet in Vergessenheit und sank
herab zu einer unbedeutenden Friedhofskapelle, z. T. verwendet als Kartoffelkeller. Der
historische Wert der alten Kirche ist in jüngerer Zeit wiederentdeckt worden, und St. Cyriak
wurde von 1955 bis 1964 seitens der Denkmalspflege hervorragend restauriert und findet
wieder als Kirche Verwendung. Die ehemalige Pfarrkirche beherbergt jetzt das städtische
Bergbaumuseum.

Sehr bemerkenswert ist auch das Wappen der Stadt, das einen in den Bergstollen gehenden
Bergmann darstellt. Auf dem Berg sitzt ein Engel und zeigt auf einen Stern; es ist das älteste
deutsche Wappen mit diesem Motiv. Der aufmerksame Besucher findet es am Brunnenstock
auf dem Marktplatz sowie über dem Stadttor. Das Wappen weist hin auf die Bedeutung
Sulzburgs als ehemalige Bergbaustadt. Der Silberbergbau hatte hier seit Urzeiten bis in die
Mitte des 18. Jh. eine große Rolle gespielt und war von Bedeutung für die Landesherren. Im
Zusammenhang mit den Bodenschätzen ist auch das Bad Sulzburg zu erwähnen, eine
heilwirksame radioaktive Quelle im oberen Sulzbachtal.

Als infolge Erbteilung 1515 die sog. Obere Markgrafschaft (Rötteln, Hachberg, Sausenberg
und Badenweiler) entstand, wurde Sulzburg bis 1535 Residenzstadt und anschließend
zum markgräflichen Witwensitz bestimmt. Der 30-jährige Krieg ging an Sulzburg nicht
spurlos vorüber, das markgräfliche Schloß wurde geplündert, der linke Flügel brannte
nieder. Es wurde um 1832-35 dafür ein bürgerliches Haus errichtet, jetzt Sitz der Gemeindeverwaltung
; der ehemalige Schloßpark ist jetzt ein Privatpark.

Der pfälzische und der spanische Erbfolgekrieg hinterließen tiefe Spuren; das Städtchen
wurde schwer ruiniert, Armut und Verelendung der Bevölkerung waren groß. In dieser Zeit
erwies sich die Markgrafenprinzessin Katharina Barbara als große Wohltäterin und stiftete
1714 die jetzt noch bestehende Armenapotheke zur kostenlosen Versorgung der armen
Bürger. Auf sie geht auch die Stiftung des "Weckensonntags" am Sonntag Lätare zurück, ein
Brauch, der noch heute besteht: Bürgermeister und Stadträte verteilen unter der Begleitung
der Stadtmusik Wecken an die Schulkinder der unteren Klassen.

Eine wesentliche Besonderheit des Städtchens stellte der große Anteil der jüdischen
Bürger seit dem frühen 16. Jh. dar, der begünstigt wurde durch entgegenkommende
Freiheiten, die aber auch einkommensträchtige Vorteile zugunsten des Markgrafen mit sich
brachten. Der Bevölkerungsanteil der Juden betrug in der Mitte des 19. Jh. etwa 35%;
Sulzburg war von 1727-1886 Rabbinatssitz für die badischen Oberlande. 1822 entstand die
später der Kristallnacht entgangene Synagoge, die seit 1978/79 zu einem Schmuckstück
renoviert wird. Es lohnt auch, den oberhalb des Ortes im Sulzbachtal gelegenen jüd. Friedhof
anzusehen; auch er ist der Verwüstung entgangen.

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