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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 28
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0030
Vom Markgräfler- ins Morgenland
Der Orientalist Gustav Weil aus Sulzburg

Jost Grosspietsch

Der nachfolgende Beitrag wurde in leicht geänderter Fassung am 14. September 1989 in
der ehemaligen Synagoge Sulzburg im Rahmen der Veranstaltungen der Baden - Württembergischen
Literaturtage vorgetragen. Da dort auf Quellenvermerke verzichtet wurde, sind
sie diesem Beitrag beigegeben.

"Ich bin geboren am 25. April 1808. stehe somit im 82. Lebensjahr. Einen Geburtsschein
besitze ich nicht, es dürfte mir überhaupt kaum möglich sein, einen solchen zu beschaffen".
(1)

Diese Zeilen richtet ein alter, von schweren Asthma - Anfällen gepeinigter Mann wenige
Wochen vor seinem Tode an die Heidelberger Universitätskasse, um die nach seiner
Pensionierung als dort lehrender Wissenschaftler nun anstehenden allfälligen Fragen
hinsichtlich der Höhe seiner Ruhestandsbezüge beantworten zu können.

Er schreibt diese Zeilen nieder am 17. Juni 1889. zurückgezogen in das Haus eines
Bekannten, des Badenweiler Bürgermeisters Krautinger. in der Villa "Hedwig".

Dieser Beitrag zur Person Gustav Weils war ursprünglich überschrieben "Versuch einer
Annäherung".

Aber - wie nähert man sich einer Person, über die kaum persönliche Dokumente vorliegen,
was ist das für ein Lebensbild, das neben dem vorliegenden Werk nahezu ausschließlich aus
amtlichen Dokumenten zusammengefügt erscheint?

Vom Fremden

"Als ich mich dem Hafen von Konstantinopel näherte, fühlte ich zum ersten male, daß es
Gegenden gibt. die. wenn sie auch von ausgezeichneten Talenten beschrieben werden, deren
Einbildungskraft sie noch mit den schönsten Farben auszumalen versteht, dennoch über alle
Beschreibung erhaben ist", schreibt der 25-jährige Gustav Weil im September 1832 im
"Morgenblatt für gebildete Stände". (2)

Weil, ein später Romantiker?

Mitnichten.

Auf der folgenden Zeitungsseite wird das Bild gnadenlos seziert:

"Wenn das Innere der Stadt auf mich, der doch nun schon zwei Jahre im Oriente
zugebracht, und zwar in weit häßlicheren Orten als Konstantinopel, einen so schlimmen
Eindruck gemacht hat, was muß erst ein Europäer, der gerade aus einem Mittelpunkt
europäischer Kultur kommt, empfinden, wenn er auf einmal in eine ganz andere Welt sich
versetzt sieht, wo ihm alles unter fremder, noch nie gesehener Gestalt entgegentritt, wo alles
- nach europäischen Begriffen beurteilt - ihm minder gut und schön erscheint.

Wenn, von dieser Seite betrachtet, einen anderen Reisenden der erste Eindruck von
Konstantinopel mehr befremden muß als mich, so machte es dagegen auf mich einen sehr
fatalen Eindruck, daß dem eigentümlichen Leben des Orients hier der Untergang droht.

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