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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 55
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0057
200 Jahre Stein-Orgel in der Betberger Kirche

Emst Erler

Die herrliche Barock-Orgel in der Kirche zu Betberg stammt aus dem Jahre 1790 und konnte im
letzten Jahr den 200. Geburtstag begehen. Aus diesem Anlaß ist es von großem Interesse, einmal
in den alten Akten, soweit überhaupt vorhanden, zu blättern, um zu erfahren, wie die evangelische
Kirchengemeinde vor nun so vielen Jahren zu diesem "kostbaren Kleinod" kam.

Zunächst scheint es etwas verwunderlich, daß im Pfarramt Betberg kaum Unterlagen über die
damalige Orgelanschaffung vorhanden sind. Nur das Gemeindearchiv Seefelden brachte etwas,
wenn auch nicht viel, zu Tage. In den früheren Zeiten waren bekanntlich die politischen Gemeinden
vorwiegend für die Kirchenmusikalien zuständig. Aus diesem Grunde wurde wahrscheinlich die
Orgel durch die damalige politische Gemeinde zumindest mitbeschafft. Es ist auch möglich, daß
Akten des damaligen Stabhalters von Betberg bei der Trennung von Buggingen und dem
Zusammenschluß mit Seefelden im Jahre 1836 oder der Vereinigung der Gemarkungen Betberg
und Seefelden, verbunden mit dem Verzicht auf einen Stabhalter, im Jahre 1922 nicht dem
Gemeindearchiv Seefelden zugegegangen sind. Auch ist der damalige Pfarrer Siefen, erst 56 Jahre
alt, schon 1789 verstorben. Die Pfarrei war im Jahre 1790 von Pfarrverwalter Fecht besetzt und 1791
kam dann Pfarrer Eisenlohr. Es hegt nahe, daß viele Personen am Zustandekommen der damaligen
Orgelbeschaffung beteiligt waren und auch deshalb leider wenig Schriftliches hierüber der
Nachwelt hinterlassen wurde.

Wir dürfen sicher annehmen, daß es damals ein langgehegter und sehnlicher Wunsch der
Gemeindeglieder gewesen sein wird, die Gottesdienste in der Betberger Kirche mit Orgelmusik zu
verschönern und mit ihr die Lieder zu begleiten. So wird vermutlich der Pfarrer oder der
Schullehrer, letzterer hatte ja die Aufgabe, mit seiner Stimme die Kirchenlieder vorzusingen, die
Initiative ergriffen und sich erkundigt haben, welches Instrument das richtige sein wird und welche
Kosten auf die Gemeinde zukommen, denn das Schwierigste dürfte ja sicher, auch oder gerade
damals, die Finanzierung gewesen sein.

Die dürftigen Akten beginnen nun mit den verschiedensten Listen freiwilliger Beiträge
derjenigen Bürger zu Seefelden. Betberg und St. Ilgen, die zur Anschaffung einer neuen Orgel für
die Kirche zu Betberg in den Jahren 1788 bis 1790 Geld gespendet haben. Freiwillig beigetragen
haben auch die ledigen Bürgersöhne und -töchter aus den drei genannten Orten. Gespendet wurde
damals in Gulden und Kreuzern. Die St. ügener haben deshalb gespendet, weil ihre Kinder damals
in Betberg zur Schule gingen und sie von daher mitbeteiligt waren. Anscheinend wurde die
Finanzierung als gesichert angesehen und die neue Orgel bei Orgelmacher Georg Marcus Stein aus
Durlach bestellt.

Am 14. Juni anno 1790 überbringt dann die "Expedition Kaiser!. Reichsfahrender Post allda" ein
Paket von Orgelmacher Stein. Mit gleichem Datum erhält dieser von der "Pfarr-Gemeinde
Bettberg" nach Stellung der Orgel 700 Gulden und quittiert mit seinem Namenszug "Georg Marcus
Stein".

Zur Aufstellung der Orgel müssen umfangreiche Arbeiten notwendig gewesen sein. So hat
Maurer Johannes Hoßmann Pfarrstuhl, Bogen und Altar abgebrochen, gerüstet und den Altar
wieder aufgemauert. Schreiner Michel Markwalter. Seefelden, arbeitete ebenfalls mit. Schlosser
Samuel Kleyüng. Sulzburg, "hat in der Kirch zu Bettberg an der Orgel, daß Ciavier, daran 2 Dührle
angeschlagen mit Schloß und Band...". Der Seefelder Schmied Mardin Ehrler lieferte Bandeisen,
Klammem, Leistnägel, Halbleistnägel, "zu den Blasbalgen Nägel mit runden Köpfen, 3 lange
Stangen zu der Orgel festzumachen". Friedrich Nußbaumer. Dreher aus Buggingen, "machte auf
Befehl den Vorgesetzten in Seefelden drey große Kuglein unter die orgeln Bettberg Kirch". In der
"Beddberger" Kirch hatte auch der Zimmermann Hans Georg Meyer gearbeitet. In seiner

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