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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 58
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Johann Faust und Johannes Gast

Anmerkungen zur Legendenbildung um Faust im Basel des 16. Jahrhunderts

Martin Jösel

"Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun. ich armer Tor.
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr'
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum -
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als alle die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel.
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel -
Dafür ist mir auch alle Freud' entrissen,
Bilde mir nicht ein. was Rechts zu wissen.
Bilde mir nicht ein. ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab' ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr' und Herrlichkeit der Welt;
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab' ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß:
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält.
Schau' alle Wirkenskraft und Samen.
Und tu' nicht mehr in Worten kramen".1'

Wenn wir diesen berühmten Monolog Fausts aus Goethes Tragödie an den Anfang unserer
Ausführungen stellen, so scheint dies zunächst wenig einfallsreich, - und doch ist gerade
dieses Selbstgespräch geeignet, um in unser Thema einzuführen.

Faust sitzt "in einem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer (...) unruhig auf seinem
Sessel am Pulte" (Regieanweisung)2': ein Gelehrtentyp. der noch in der mittelalterlichen
Welt gefangen ist, einsam, abseits von Natur und Gesellschaft, unruhig und unzufrieden, frustriert
. Den Wissenschafts- (=Universitäts-) Betrieb seiner Zeit hat er kennengelernt,
akademische Karriere gemacht, pädagogisch gewirkt - und ist dennoch gescheitert. Dogmen

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