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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 68
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0070
Der Pudel entpuppt sich in Fausts Studierzimmer dann als Mephisto (V. 1322). der sich
mit den Worten vorstellt: "(Ich bin) ein Teil von jener Kraft,/Die stets das Böse will und stets
das Gute schafft." (V. 1335).

Helmut Häuser betrachtet Gasts Faust-Stellen noch unter einem weiteren Aspekt: In einem
kürzlich erschienenen Beitrag"121 bringt er zunächst in Erinnerung, daß sich viele Humanisten
im 16. Jahrhundert mit ihren Namen beschäftigt und sie gerne ins Lateinische oder
Griechische übersetzt haben (Melanchthon hieß eigentlich Schwarzerd). Johannes Gast
flicht - so Häuser - in seine Faust-Geschichte bewußt dreimal "hospes" (=Gastfreund) ein.
Mit diesem Hinweis möchte Häuser seine Behauptung bekräftigen, daß Sebastian Brenner
(im semantischen Umfeld: Licht/Flamme = griechisch "phos") mit der Umkehr des Namens
"Mephostophiles" (me= griechische Verneinung) gespielt hat - eine kühne These, die für
Johannes Gast durchaus überlegenswerte. wenn auch letztlich nicht nachweisbare Hypothesen
aufstellt. Häuser hätte zur Stützung seiner Behauptungen darauf verweisen können, daß
auch Gast seinen Namen latinisiert hat und zwar mit "peregrinus" (=der Fremde, der Gast).
So erschien Gasts "Convivalium sermonum liber" (Westheimer. Basel 1541) zunächst mit
dem Autorennamen "peregrinus". in der zweiten und dritten Auflage dann erst mit "Gast".43'

Im folgenden soll nun genauer belegt werden, daß letztlich alle Motive der Gastschen
Faust-Erzählung in der Historia 1587 bzw. 1599 (Bearbeitung von Widmann) Eingang
gefunden haben. Wir zitieren die Historia-Stellen nach der von Richard Benz 1964
herausgegebenen Version.44' Sie überträgt die Sprache des 16. Jahrhunderts orthographisch
und an einigen Stellen auch lexikalisch weitgehend in unsere heutige Sprache, ohne den Stil
des Faustbuchs zu verändern. Dies erleichtert die Lektüre für den heutigen Leser.

Motiv "reichhaltige Speisen":

Bei Fausts Papstbesuch: "Als aber die letzten Gerichte auf des Papstes Tisch kamen, und
D. Faustum hungerte, hub er. Faustus, seine Hand auf. alsbald flogen ihm Gerichte und
Speisen in die Hand mitsamt der Schüssel und er verschwand also damit samt seinem Geist
auf einen Berg zu Rom. Capitolium genannt, und aß allda mit Lust." (S. 55).

Oder kurz vor seinem Tod (S. 147):

Faust bittet Studenten, "daß sie mit ihm in das Dorf Rimlich. eine halb Meil Wegs von
Wittenberg gelegen, wollten spazieren, und allda mit ihm eine Mahlzeit halten: die ihm
solches auch zusagten. Gehen also miteinander dahin, und essen ein Morgenmahl, mit vielen
köstlichen Gerichten, an Speise und Wein, so der Wirt auftrug" (S. 147).

Das Motiv "guter Wein" erscheint fast selbstverständlich als "Zugabe", so etwa bereits am
Beginn der Historia:

"Wann er (Faust) einen guten Wein wollte haben, bracht ihm der Geist solchen aus den
Kellern, wo er wollte" (S. 19). Die Qualität des Frankenlandes besteht vor allem darin, daß
es dort "guten, starken wohlschmeckenden Wein" (S. 57) gibt.

Bei der Helena-Zauberei gehören Wein und Weib zusammen:

"Als nun der Wein einginge, wurde am Tisch von schönen Weibsbildern geredet..." (S. 94).
Dem Wein wird schließlich ein ganzes Kapitel gewidmet: "Doctor Faust schenket den
Studenten zu Leipzig ein Faß Weines" (S. 95): "Faustus war nicht faul, ging bald in den
Keller, satzte sich aufs Faß als auf ein Pferd und ritt es also schnell aus dem Keller, darüber
sich jedermann verwunderte" (S. 96). Und später: "Alsbald fordert Faustus einen Bohrer,
fängt an. auf die Seiten am Tischblatt vier Löcher nacheinander zu bohren, stopft Pflöcklein
für. wie man die Zapfen oder Hahne vor die Fässer zu stecken pflegt, heißt ihm ein paar
frische Gläser bringen" (S. 102). Und dann kann getrunken werden! Weitere weinselige
Stellen möge der Leser selbst nachsehen! Auch die seltenen Vögel als besondere Leckerbissen
erscheinen in der Historia wieder: Faust hatte "eine solche zauberische Kunst, daß, sobald
er das Fenster auftat und einen Vogel nannte, den er gern wollte, so flog er ihm zum Fenster
herein" (S. 19). Gar fürstliche Speisen konnten dann zubereitet werden.

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