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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 139
(PDF, 32 MB)
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formbare Ton eignete sich nicht nur zum Brennen von Ziegeln und Gefäßen, sondern auch
als hervorragender Schriftträger. Aus neuesten Forschungen geht hervor, daß die Ursprünge
dieser Schriftkultur bereits aus der Mitte des 9. vorchristlichen Jahrtausends stammen, als
die Bevölkerung vom Nomadentum zum Ackerbau und damit zur Seßhaftigkeit überging.

Die älteste Hochkultur war die der Sumerer im Zweistromland. Die Sumerer kannten
bereits sehr früh eine Bilderschrift. Schriftträger waren Tontafeln, in die die Merkzeichen für
die Forderungen der Tempel. Verträge und Grundbuchrechte mit einem Griffel eingedrückt
wurden.

Die Bilderschrift war und ist so vorteilhaft, daß wir sie auch heute noch verwenden.
"Vorsicht Gift!" Dies sagt uns ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen. Auf dieser einprägsamen
Bilderschrift beruhen auch die Verkehrszeichen. Einen großen Fortschritt bedeutete
der Übergang von der Bilder- zur Schriftsprache. Die sumerische Sprache eignete sich für
diese Neuerung um 2.800 v. Chr. besonders.

Es existierten aber auch noch andere Materialien, die beschriftet wurden:

- die Tapa

- der Papyrus und

- das Pergament.

Verbreitet war die Tapa um den Äquator in polynesischen und amerikanischen Regionen.
Der Papyrus fand-im Orient und im Mittelmeerraum und das Pergament im Mittelmeerraum
und in Europa seine Verwendung. Aus den Wurzeln des Papyrus wurde Brennmaterial
hergestellt, aus dem Saft des Marks wurde ein Nahrungsmittel gewonnen und die Stengel
selbst wurden zu Booten. Körben und sonstigem Flechtwerk verarbeitet. In seinem Verbreitungsgebiet
in der Zeit von 3.000 v. Chr. bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. bildete der Papyrus
den Hauptbeschreibstoff.

Von Ägypten aus kam die Papyrusrolle spätestens im 6. Jahrhundert v. Chr. nach
Griechenland und Rom. Der Papyrus hat seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. durch die Einführung
des Pergaments zunehmend an Bedeutung verloren, aber erst die arabische Papiermacherei
führte zu seiner endgültigen Ablösung als Beschreibstoff im Ägypten des 10. Jahrhunderts.

Der Name Pergament kommt von Pergamon. Pergamon ist der Name einer alten Stadt in
Kleinasien, die am Fluß Kaikos. unweit von Troja. liegt. Im zweiten Jahrhundert vor Christus
soll der König von Ägypten dem König von Pergamon die Lieferung von Papyrus verweigert
haben: folglich soll in Pergamon ein Ersatzstoff gefunden worden sein, eben das Pergament.

Im Gegensatz zu den pflanzlichen Beschreibstoffen Tapa und Papyrus ist Pergament
tierischen Ursprungs. Pergament ist eine ungegerbte. gereinigte, gebeizte und geglättete
Tierhaut, die sich aber durch besondere Eigenschaften vom Leder vorteilhaft abhebt.

Doch schon vorher, das heißt um etwa 400 v. Chr.. muß dieses Material bekannt gewesen
sein, denn Herodot berichtete, daß die Ionier in alten Zeiten bereits auf abgeschabten Ziegen-
und Schaffellen geschrieben hätten. Trotzdem dauerte es längere Zeit, bis sich das Pergament
allgemein durchsetzen konnte. Gegen Ende des Römischen Reiches wurde es aber für alle
Gesetzestexte verwendet.111

Seit der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts verwendete man Pergament auch in Europa, vor
allem in Frankreich und Deutschland, zunehmend als Beschreibstoff, und erst im Zeitraum
vom 13. bis 15. Jahrhundert wurde es allmählich vom Papier verdrängt. Die zweiseitige
Beschreibbarkeit des Pergaments begünstigte auch die Ablösung der damals üblichen
Buchform, der Rolle, durch die heute noch übliche Art der Buchform, den Kodex.

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