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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 160
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0162
Da das Kloster Bellelay im Schw eizer Jura von 1524-1803 Mutterabtei der
Himmelspforte in Wyhlen war, dürfe der folgende Bericht auch für die Leser
unseres Gebietes von Interesse sein. Die Redaktion

Eine Ausstellung zur Geschichte der Abtei Bellelay

Paul A. Bühler

Ein paar Kilometer nördlich von Tavannes, am Ostrand des Hochplateaus der Freiberge,
fallen dem Wanderer mächtige Klostergebäude auf. Hier existierte ehemals die Prämonstra-
tenserabtei Bellelay.

Der Prämonstratenserorden nennt sich nach dem Gründungsort Premontre bei Laon in
Nordfrankreich. Hier rief 1120 Norbert von Xanten oder von Magdeburg (Fest 6. Juni) eine
Bewegung zur Reform der Chorherrenstifte nach der Regel des Hl. Augustinus ins Leben.
Nach dem Motto "Aktion. Gebet und Gemeinschaft" ist der Orden im Bereich der Seelsorge.
Schule. Jugend- und Erwachsenenbildung sowie der Kulturarbeit tätig. Seine rund 1500
Mitglieder sind heute vor allem in Deutschland. Frankreich. Österreich, Belgien, den USA,
Brasilien und Indien vertreten. Als einzige Niederlassung in der Schweiz ist das Frauenkloster
Berg Sion am Ricken (SG) geblieben.

Aus der Gründungslinie: Von Premontre und Laon / St. Martin kam der Orden im 12.
Jahrhundert über die Abtei Lac-de-Joux in das Gebiet der heutigen Westschweiz. Das heutige
Priesterseminar St. Luzi war die erste Gründung in der Ostschweiz. Immerhin gab es im
Gebiet der heutigen Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein bis zur Reformation neun
Abteien, drei Priorate und sechs Frauenklöster. Auch in unserer Nähe lag eine Abtei: die
Himmelspforte in Wyhlen, ein bekannter Wallfahrtsort, ist eine Tochtergründung der Abtei
Rüti (ZH) gewesen. Die Chorherren waren in nahezu 60 Pfarreien und Kapellen tätig; im
Badischen in Wyhlen und Nollingen.

Bellelay wurde 1136/42 von Siginand, dem Propst von Münster-Granfelden (Moutier-
Grandval). gegründet und von Lac-de-Joux aus besiedelt. Bald kam die Abtei in den Besitz
zahlreicher Güter im Jura und der Bielerseegegend. Seinerseits wurde es Mutterkloster von
Gottstatt (Orpund bei Biel) und Grandgourt (nördlich von Pruntrut): Im 16. Jh. ist ihm die
Himmelspforte als Priorat unterstellt worden: der Abt von Bellelay ließ über der Eingangspforte
das heute noch sichtbare Wappen anbringen. Bellelay gehörte mit den erwähnten
Abteien sowie mit Humilimont (FR) und Fontaine-Andre (bei Neuenburg) zur Burgundischen
Zirkarie (Ordensprovinz).

Das Kloster überlebte die Reformationszeit, da es im Gebiet des Fürstbistums Basel stand
und durch einen echt tiefgläubigen Abt geleitet wurde. Trotzdem gingen einzelne Pfarreien
im Einflußbereich Berns zum "neuen Glauben" über.

Das Stift Bellelay hat viel zur Kultivierung dieser unwirtlichen Gegend beigetragen: durch
die Pferdezucht (Freiberger Rasse), in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Käseproduktion
("Tete des Moines"). An der Salzstraße gelegen, pflegte es nach augustinischem
Brauch die Gastfreundschaft. Im 18. Jahrhundert war sein Pensionat, eine moderne Knabenschule
, weit über die Grenzen des Juras hinaus bekannt. Im Klosterbezirk gab es eine
Glaserei, Mühlen. Sägewerke, Werkstätten und Lagerhäuser.

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