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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 162
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0164
Das untergegangene Dorf G e 1 k e n (Geidelikon)
lüftet sein Geheimnis

Julius Birlin

Wer von Degerfelden kommend in Richtung Eichsei vor der Talenge auf der östlichen
Anhöhe den Gelkenhof erblickt, erkennt keinerlei Spuren des einst im Tal gelegenen Dorfes
Gelken. Aber es muß doch irgendwie von Bedeutung gewesen sein, denn in den Archiven von
Karlsruhe, Freiburg. Basel und Rheinfelden (CH) finden sich Aufzeichnungen über diesen
abgegangenen Ort. Geologen vermuten seinen Untergang im großen Basler Erdbeben von
1356. Historiker sprechen von großen Wasserfluten als Ursache des Niedergangs.

Bis dato zweifelte kein Eichsler oder Degerfelder Altbürger an der einstigen Existenz
dieses Nachbardorfes, nur das "Wann" lag im dunkeln. Die älteste auf Pergament geschriebene
Urkunde von anno 1506. auf dem ehemaligen Rathaus Degerfelden aufliegend,
beschreibt die Teilung der Gemarkung des verschwundenen Dorfes Gelken zwischen
Degerfelden und Eichsei. sie sagt allerdings nichts über Ursache und Datum der Katastrophe.

Vermehrtes und zusätzliches Licht bringt das Pfarrachiv Herten - Degerfelden in alten
Anniversarienbüchern (Buch für Jahrtagsmessenbestellungen). War dieses vollgeschrieben,
so wurde ein neues angelegt und die alten Stipendien übertragen. So finden sich zwei Bücher
vom Jahr 1725 und als Weiterschrift von 1859 mit folgendem Text: "Im Jahre 1304 (ist
verschrieben und lautet 1504). als damals bei Nacht ein großes Wasser kam und 34
Menschen, junge und alte ertranken, haben sie jährlich auf sant Udalrici (Ulrichstag)
Episkopi, den 4. Juli, ihre Jahrzeit zu begehen bestimmt, weswegen die von Degerfelden
Gott zu Lob und den armen Seelen zum Heil und Trost ihr Gedächtnis in Ewigkeit begehen
wollen".

1859 erneuert Johannes Winterlin. der Bruder des Basler Kunstmalers Anton Winterlin
von Degerfelden. mit 20 Gulden die Jahrtagsmessen für die Opfer der Wasserkatastrophe.
Der Pfarrherr schreibt: "Die unter Nr. 77 dieses Anniversarienbuches aufgeführte Jahrzeit,
heißt auf Blatt 27 des kleinen Anniversarienbuches ausdrücklich 'Die Gelkische Jahrzeit' und
mit Recht wohl, denn Gelken lag hinten oben an Degerfelden. wo die Wasserflut herkam,
durch welche der Sage nach der Ort Gelken untergegangen und wo jetzt nur noch ein
einzelner Hof steht. Gelkenhof genannt. Diese Flut war natürlich auch für die Einwohner
Degerfeldens gefährlich und verderblich."

In den beiden geschilderten Abschriften muß die Zahl 3 als Abschreibfehler von 5 gesehen
werden, denn es wäre unlogisch, erst 200 Jahre später die Ländereien aufzuteilen und gar 400
Jahre später erste Jahrtagsmessen zu bestellen. Zudem finden sich in Rheinfelder Urkunden
bis zum beginnenden 16. Jahrhundert Gelkische Familiennamen und Landverkäufe, die
sodann nicht mehr auftreten.

Gelken zählte 1504. dem Jahre des Unterganges, zur Herrschaft des Steins bei Rheinfelden
. Alten Gesetzen zufolge gehörte alles "herrenlose Gut" der Herrschaft. Infolge der
Flutkatastrophe und des Untergangs des Dorfes beharrte Rheinfelden auf seinem neuen
Besitzrecht. Dies natürlich zum Unmut der Degerfelder und Eichsler Nachbarn, die das
angenommene Niemandsland gerne selbst in Nutzung nehmen wollten, aber nicht einig
wurden.

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