Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 191
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0193
Bücher und Zeitschriften

Heinrich Hansjakob: "Schneeballen". Erzählungen. Zweite Reihe.
Neu herausgegeben und mit einer Einführung von Helmut Bender.
Zeichnungen von Curt Liebich.
408 Seiten. Efalinleinen, DM 32.- Waldkircher Verlag 1991

Nach den Erzählungen "Wilde Kirschen", die überwiegend Schicksale und Lebensbilder der Heimatstadt
Haslach im Kinzigtal zum Inhalt haben, hat sich Heinrich Hansjakob vorgenommen, "noch eine Stufe
weiter ins Volk hinabzusteigen und einmal Charakterköpfe zu schildern aus dem Bauemstand, aus der
Landbevölkerung".

"Der Vogt auf Mühlstein" ist die mit Abstand bekannteste Hansjakobsche Erzählung überhaupt. Sie
steht zu Anfang der "Zweiten Reihe" und ist eine ausgesprochene "Dorfgeschichte", mitunter wurde sie
wegen der verhältnismäßigen Geschlossenheit ihrer Handlung auch als Novelle bezeichnet. Das tragische
Geschehen um "Lieben. Scheiden. Leiden und Sterben zweier Naturkinder" (so Johann Karl Kempf in
seiner Hansjakob-Biographie, 2. Auflage. Haslach 1922) knüpft an "wirkliche Tatsachen und Personen
an" und bemüht sich seitens des Autors um eine poetische Darstellungsweise (auch wenn diese in manchen
Sentiments nicht mehr unserem Zeitgeist entsprechen dürfte). Heinrich Auer hat in seinem "Beitrag zu
Leben und Werken Hansjakobs" den "Vogt auf Mühlstein" als "das am meisten ausgereifte, wenn auch
nicht ganz ausgefeilte Werk" bezeichnet. Wiederholt haben sich auch Laienbühnen, sowie Funk und
Femsehen des Stoffes angenommen, allerdings mit dem Resultat, stets weit hinter dem Hansjakobschen
Originalwerk geblieben zu sein. Des Verfassers öfterer Besuch auf dem Mühlstein stellt zudem unter
Beweis, daß das Ganze mit poetischer Anteilnahme, wenn nicht mit Herzblut geschrieben worden ist.

Weniger düster und dann und w arm geradezu humoresk gestaltet sich das Schicksal des "Jaköbele in der
Grub": wie der ehemalige "Postie" (Postknecht) über allerlei Wege und Umwege zu einem Bauern erster
Qualität, ja zu einem Großbauern w ird und w ie der Verfasser ihm auf ganz verschiedenen "Lebensstufen"
gegenübertritt und von seinem Schicksal wie von seinen Aktivitäten und Einfällen immer wieder fasziniert
wird.

Bleibt "Der Eselsbeck von Hasle": eine muntere und recht eigenwillige Biographie des Hansjakobschen
Großvaters väterlicherseits, in die viel Zeitgenössisches und ein gut Stück liebenswürdiger und kurzweiliger
Erzählkunst miteingearbeitet wurde. Geschickt versteht es auch hier der Autor. Chronikales und
Stadtgeschichtlich-Exemplarisches mitzuerwähnen bzw. ins rechte Licht zu rücken.

Wie er selbst ankündigt, hat der Schwarzwälder Dichterpfarrer in seinen Erzählungen nichts harmonisierend
beigebogen, nichts dramatisiert. Die durchgängige Beschreibung einfacher Wahrnehmungen läßt
den Seelenkenner scharfsinnig und einleuchtend formulieren. Täglich lesen oder hören wir von Heimatlosigkeit
in direktem und in übertragenem Sinne, vom Übergang vom Gestern zum Heute. Wir trauern
Zeiten und Werten nach, die unwiederbringlich verloren sind. Mit seinen lebensnahen Schilderungen
nahm Hansjakob auch Abschied von der alten Ordnung, wohl wissend, daß sie verlorengeht. Die
"Schneeballen" sind lebendige Erinnerung an Kultur und Poesie, w ie sie über Jahrhunderte die Landschaft
geprägt hat und den Reiz des Schwarzwaldes ausmachte. Das Fehlen von schwülstiger Nostalgie, die
ehrliche Dokumentation des Geschehens machen Hansjakobs "Schneeballen" zu unverzichtbarem,
klassischem Erzählgut der Jahrhundertwende.

Das große Erdbeben anno 1356 in Basel und Umgebung
Entnommen aus dem Werk "Basel im 14. Jahrhundert"
von Johannes Stumpf - Geschichtsschreiber

Am St. Luz tag 18. Oktober umb vesper zeyt. erregte sich gar erschrockentlicher Erdbidem. Bald darauff
umb die 10. stund der nacht kam er noch größer, erschutt sich wol zehen mal nach einander. Ein ganz jar
hernach ließ sich sölicher Erdbidem yeder zeyt merken. Es zerfiel in söllichem erschütten, das Münster
zum teil mit dem chor und Fronaltar, deßgleychen die schön und loblich statt Basel verfiel gar übel, an
kirchen. heüsem. rinkmauem und thürmen. In solichem eynfall verdurbend bey 1000 menschen. Die leut
in der statt fluhend auß den Gebeuwen, vil lüffend auff St. Peter Platz, under denen einer von Bärenfels

191


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0193