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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 22
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0024
In Lörrach macht die Küpfer"sche Indienne-Fabrique - heute KBC - immer mehr von sich
reden: seit 1836 firmiert sie „Peter Koechlin & Söhne". Teilhaber waren in jenem Jahr seine
Söhne Nicolas und Peter, der als Prokurist zeichnete.

Peter Koechlin. aus Mülhausen im Elsaß stammend, ist im Jahre 1808 - noch nicht einmal
volle 26 Jahre alt - mit der Leitung des Lörracher Unternehmens beauftragt worden. Er war eine
vitale, hochbegabte Persönlichkeit. Kaiser Napoleon Bonaparte nannte ihn einmal den „König
der Druckstoffe"! Sein Betrieb gedieh zusehends. In mehreren Orten des Wiesentals entstanden
neue Filialen:

1816 in Steinen
1821 in Schönau

Mit Recht wurde Peter Koechlin als „Vater der Wiesentäler Textil-Industrie" bezeichnet. Die
Erzeugnisse des Hauses fanden Absatz in beinahe allen deutschen Staaten, in Polen, Rußland,
Nordamerika und im Orient. Die Firma genoß Weltruf, die Nachfrage nach bedruckten Stoffen
nahm ständig zu. Koechlin denkt daran, eine weitere Weberei zu errichten. Sein Weg führt ihn
nach Zell an der Wiese. Es ist August 1819. Ein Jahr zuvor wütete in diesem Ort ein
entsetzlicher Brand, dem in kurzer Zeit die meisten Häuser zum Opfer fielen.

Wenige Jahre (1807) vor dem großen Brand war das Ende der „Montfort'sehen Baumwollfabrik
" gekommen. Bis zum Brand produzierten noch folgende Firmen:

1. „Längs der Wiese" die Manufaktur von Baumwolltuch und Ratin des Fabrikanten Joseph
Peter Stib. Er ließ jährlich gegen 150 Zentner Baumwolle verarbeiten, beschäftigte im Jahr 300
Weber und Handspinner, welche 1200 Stück Tücher, 250 Stück Ratins und 60-70 Zentner Garn
lieferten. Der Umsatz betrug jährlich gegen 160 000 fl. (Lt. Dr. Humpert - Stadtgeschichte
Zell). Die Stibs stammen aus dem benachbarten Schönau und waren dort bereits in der Mitte
des 18. Jahrhunderts als Ferger des Fabrikanten und Verlegers Kilian in Waldshut tätig. Sie
besaßen vor und nach dem Brand in Zell Grundstücke, die vom Wiesefluß bis zur heutigen
Bahnhofstraße reichten.

2. Die Manufaktur von Baumwolltuch und Ratin der Fabrikanten Rümmele und Philipp. Sie
verarbeiteten jährlich gegen 70 Zentner Baumwolle und beschäftigten um das Jahr 1810 rund
300 Spinner und 85 Weber. Jährlich lieferten sie gegen 900 Stück Tücher zu 17 Stab, 200 Stück
Ratin und verkauften 15 Zentner Garn.

Die Gebäude der beiden genannten Firmen sind durch den Brand 1818 vernichtet worden.

Die Not war groß. Bald begann man jedoch wieder mit den Aufbauarbeiten. Jeder Einwohner
des Städtchens war froh, daß ein Fabrikant den Bürgern neue Verdienstmöglichkeiten bot. So
wurde der Plan Koechlins von Bürgermeister Joseph Anton Rümmelin und dem Gemeinderat
tatkräftig unterstützt.

In einer Akte wurde u.a. festgehalten: „Es haben sich obenerwähnten Herren Gebrüder
Köchlin von Lörrach entschlossen, dahier in Zell mit Beystimmung der Bürgerschaft, des
Gemeinderaths und der BezirksObrigkeit ein Weberey Etablissement zu errichten, und zu
diesem Entzwecke ein Gebäude herzustellen... Actum Zell, 11. August 1819 in Gegenwart des
Amtsmanns von Weinziert".

Der Platz, der ausgesucht wurde, befand sich auf dem ,Aiele", einem Gewann, das soviel
heißt wie „Land in der Nähe eines Wasserlaufes", ganz in der Nähe des Försters Bulach, einem
Zeller Original. Der Plan kam Anfang der 20er Jahre zur Ausführung. Die Einrichtung der
Handweberei bestand zunächst aus 250 Handwebstühlen, „welche bald 210 Arbeiter in der
Fabrik und 300 außerhalb Beschäftigung gab". Die „Koechlin'sehe Weby", wie sie im
Volksmund genannt wurde, stand auf dem Grundstück, das heute der Firma Feßmann & Hecker
gehört.

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