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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 28
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0030
einzurichten. Dies wurde ihm gestattet unter der Voraussetzung, daß den Wasserwerkbesitzern
am Gewerbekanal keinerlei Nachteile entstehen dürften. Das Vorhaben kam jedoch niemals
zur Ausführung. Später, im Jahre 1846, erhielt Handelsmann Ignatz Wuchner eine bedingte
Erlaubnis zum Bau einer Wollspinnerei am Gewerbekanal. Ignatz Wuchner besaß oberhalb der
Alois Thoma'schen Lohstampfe zu beiden Seiten des Kanals ein größeres Wiesengrundsück.
Es kam jedoch 1852 zwischen ihm und Samuel Lanz wegen Wasserrechtsstreitigkeiten zu
heftigen Auseinandersetzungen. In einem Prozeß erlitt Wuchner eine Niederlage, so daß der
Bau einer Wollspinnerei am Gewerbekanal nicht ausgeführt werden konnte.

Wie kam es zur Anlage der beiden Lohstampfen'? Das Gelände, auf dem diese gestanden
haben, gehörte ursprünglich zur Fronmühle bzw. zur Karle'schen Mühle. Im Jahre 1825 hatte
auf dem Tauschwege der Rothgerber Jakob Thoma von der Müllers-Witwe des Johann Karle.
Antonia geb. Gerspacher, 12 Ruthen und 40 Zoll Land erworben, auf dem er eine Lohstampfe
zum Gerben von Leder einrichten durfte. Vertraglich wurde allerdings festgelegt, daß Thoma
das Wasser nicht schwellen durfte. Somit verblieb das Wasserrecht im Besitz der Müllers-
Witwe Karle und ging 1837 bei der Versteigerung der Mühle in den Besitz des Fabrikanten
Peter Koechlin über. Die Lohstampfe wurde dann im Jahre 1826 durch den Zimmermeister
Johann Rümmele aus Zell gebaut. Das Wasserwerk der Lohstampfe bestand aus einem Rad mit
einer Grundschwelle. Nach einer Aussage des Zimmermeistes Johann Rümmele durfte Jakob
Thoma ein Brett auf die Grundschwelle legen, um das Wasser zu stauen. Inspektor Sauerbeck
hatte den Bau der Lohstampfe nachgeprüft. Im ersten Jahr gehörte die Stampfe sowohl Jakob
als auch Michael Thoma, zwei Brüdern gemeinsam. Auf Grund einer Wasserrechts-Teilung
verblieb die Stampfe im Besitz des Jakob Thoma. Michael Thoma erhielt das Recht, nur wenige
Meter oberhalb der Stampfe seines Bruders eine eigene zu erstellen, was dann auch geschehen
ist. Seine Werkstatt hatte Michael Thoma nach dem großen Brand der Stadt im Jahre 1818 in
unmittelbarer Nähe der großen Wiesen-Brücke aufgerichtet (heutiges Haus des Sattlermeisters
Blum). Die Lohstampfe ging dann später in den Besitz seines Sohnes Alois Thoma über.

Die Lohstampfe zum Gerben von Leder des Jakob Thoma hatte Samuel Lanz im Jahre 1845
erworben und. wie es in einer Prozeßakte hieß, „diese alte Bretterhütte ohne Genehmigung nach
und nach in ein steinernes Häuschen umgewandelt". Lanz hatte darin eine kleine Färberei
eingerichtet, in der 2 Kreuzmaschinen. 1 Appreturmaschine, 1 Schärmaschine und 1 Kalander
Aufstellung fanden. Den Umbau hatte Mühlemacher Christian Sütterle aus Zell vorgenommen.

Samuel Lanz wurde in Roggwyl im Kanton Bern geboren und arbeitete sich in Zell in
verhältnismäßig kurzer Zeit zu einem im Ort bedeutenden Textilunternehmen empor. Lanz
stand seit vielen Jahren in Diensten des Fabrikanten Marcus Boelger in Basel. Seit dem Jahre
1834 war er als Geschäftsführer dessen schweizerischen Betriebes tätig. Im Jahre 1837 kam
Samuel Lanz nach Zell, nachdem Marcus Boelger beabsichtigte, hier auf badischem Boden
eine „Baumwollen-Fabrik" als Filiale seines Basler Unternehmens zu erstellen und Lanz die
Leitung des Betriebes in Zell übernehmen sollte. (An dieser Stelle sei die Frage eingeblendet,
ob Peter Koechlin damals, als er 1837 die Karle'sche Mühle ersteigerte, in Marcus Boelger nicht
einen örtlichen Konkurrenten erkannte und ihn durch den Erwerb der Mühle ausschalten
wollte?) Boelger übertrug dann Samuel Lanz die Leitung seines Zweiggeschäftes in Zell, aus
dem später die Schappe GmbH hervorgegangen ist.

Da Lanz die Absicht hatte, in Zell zu bleiben, wollte er ein Grundstück erwerben, wozu er
als Ausländer um eine Staatsgenehmigung nachsuchen mußte. Anläßlich einer Versteigerung,
die Peter Koechlin auf den 23.12.1838 beantragte, erwarb Lanz gegen höchstes und letztes
Angebot einen Acker auf der Schwarznau „neben der Landstraße. Bürgermeister Brugger und
Jakob Thoma". Im Januar 1839 tauschte er den Acker gegen ein zweistöckiges Wohnhaus samt
Scheuer und Stallung des Handelsmannes Joseph Döbele von Zell ein, welches als Nachbarn
die Hauptstraße sowie Dominik Sütterle und Schwanenwirt Gersbach hatte. Dafür mußte Lanz

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