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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0063
Die Pfarrei Zell bestand einst aus Zell, Freiatzenbach. Marnbach und Atzenbach und den
Bergorten Adelsberg. Blauen. Keseren. Pfaffenberg. Riedichen und Geißbühel, und dem
Hinterhag nebst gehörigen Ortschaften. Im Jahre 1780 aber wurde das Hinterhag von Zell
getrennt. Der Pfarrer Rector von Zell Leonz Anton Frey, mein Vorfahrer, mußte alle seine
Gefälle im Hinterhag dem Pfarr-Rector von Häg abtreten. Zur Entschädigung erhielt er das
Recht, für sich und seine Nachfolger einen jeweiligen Pfarrer zu Häg, ernennen und
vorschlagen zu können. Auch dieses Recht ist nun wieder jedem Pfarrer von Zell genommen,
indem der Großherzog von Baden alles Ernennungs-Recht an sich gezogen hat. Die einte
Urkunde davon liegt noch im Pfarrarchiv zu Häg, die andere verbrannte bei mir im Pfarrhof.

Die Pfarrei zählet wirklich in 2600 Seelen. Weil die Seelenzahl immer größer wird, so war
es nothwendig, daß der gerundete Chor und hinter demselben die Sakristei abgebrochen
wurde, damit die Kirche vergrößert werden konnte.

Nach einer in dem ersten Eckstein des Langhauses gegen den Pfarrhof gefundenen
Inschrift von Hl. Pfarrer Andreas Kummerer ist das Langhaus der Kirche im Jahre 1739 um
12 Schuhe erweitert worden, und zwar aus den Mitteln der Fabrik. Weil nun von itzt an
dieselbe nicht mehr verlängert und erweitert werden kann, so läßt sich mit Grund voraussehen
, daß die Pfarrei wieder auf ein neues getrennt werde, besonders da Marnbach. Pfaffenberg
und Keseren schon wirklich Anträge auf Trennung machen.

Der hießige Ort hat durch den unglücklichen Brand einen sehr großen Schaden an Häusern
und Mobilien erlitten. Noch weit größer aber ist der Verlust den die Religiosität und
Sittlichkeit litten. Weil diesen Sommer hindurch weit mehr als 100 fremde Handwerker hier
arbeiten, so nahm auch Sittenlosigkeit von Tag zu Tag immer zu, so daß nicht nur junge
Mädchen, sondern auch Wittwen geschwängert wurden, und alle Sonntäge in den Wirtshäusern
gerauft und geschlagen wurde, und so ist das zeitliche Übel, das uns zur Besserung
dienen sollte, zum Ursprung eines ewigen Übels geworden.

Der Unterzeichnete befindet sich dahier als Pfarrer Rector seit dem 24ten Juni 1805. Er
war 4 Jahre Kaplan bei dem fürstlichen Stift Seggingen. 7 Jahre Pfarrer zu Oberseggingen,
und wurde von der Anna von Hornstein, die letzte Fürstin des Stiftes Seggingen als Patronin,
als Pfarrer zu Zell ernennet. Ich bin gebohren zu Rothweil am Nekar den 20ten April 1767.
Meine Vorfahrer deren Namen noch in den älteren Taufbüchern vorfindig waren, aber mit
allen übrigen Pfarracten und Urkunden ein Raub der Flammen wurden, waren Johann
Fridolin Frey, ein gebürtiger Rheinfelder, Doctor Theologia und des Wiesenthaler Kapitels
Dekan. Dieser erbaute im Jahr 1715 aus seinem Vermögen den Pfarrhof dessen Mauern auch
itzt noch zum Pfarrhofbau benutzt werden. Er wird von seinem Nachfolger Defensor jurium
parochalium und ein rechtschaffener Mann angerühmt. Die Zeller Bewohner haben ihm
vieles zu verdanken, denn von ihm lernten sie die Berge anzupflanzen. Er als ein reicher
Mann wollte 2 Kaplaneien dahier stiften und 2 Häuser für selbe erbauen, nur verlangte er,
daß ihm das benöthigte Bauholz und der jährliche Bedarf des Brennholzes für die Kapläne
gegeben werde, welches aber von Vogt und Rath ihm abgeschlagen wurde. Hierauf stiftete
er 1 oder 2 Kaplaneien zu Seggingen und 1 zu Rheinfelden; übrigens beschimpfen ihn die
Zeller noch deswegen, daß er ihnen 20.000 Fl. als Kapital angelehnet, an denen noch etwa
15.000 Fl. zu bezahlen sind.

Dessen Nachfolger war Andreas Kummerer ein gebohrener Zeller. Dieser war ein sehr
geschickter und gelehriger Mann von einem sanften Charakter, wie ich aus seinen hinterlas-
senen Schriften ersehen habe. Er war Notarius apostolicus. Er kaufte den Pfarrschopf und 1
Stück Garten an, beide Plätze werden aber itzt zur Straße hinter dem Pfarrhof genommen.
Auch vermachte er der Pfarrey die Au-Matte auf der aber 15 Becher Zinsroggen haftet. Auf
diesen folgte Xaver von Seeger. von dem ich keine Schriften außer den Pfarrbüchern fand. Er
war 17 Jahre Pfarrer Rector allhier. Auf ihn folgte Leonz Anton Frey, ein gebürtiger Zurzacher.
ein sehr seeleneifriger Mann, von kleinem und geringem Körperbau. Dieser war 37 Jahre

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