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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 109
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Lassen wir abschließend noch einen Vertreter der Eigentümer-Familien zu Wort kommen.
In den Erinnerungen aus vergangen Tagen "Alte Häuser, Alte Geschichten" schreibt E.
Forcart-Respinger:

" Alte Geschichten' wollen kein historisches Dokument sein. Sie sollen auch nicht wörtlich
genommen werden. Was sie möchten ist Streiflichter werfen auf das Leben in den Basler
Familien".

Die folgenden zwei Abschnitte wurden diesem Buch entnommen (siehe
Literaturverzeichnis).

"Jahraus - Jahrein"

Viel Abwechslung brachte das Leben in Basel unseren Großmüttern und
Urgroßmüttern im vorigen Jahrhundert nicht. In sich stets gleichbleibender
Folge reihte ein Jahr sich ans andere, streng umsäumt von alten, geheiligten
Traditionen. "Sauf imprevu" (= wenn nichts dazwischen kam) konnte dem
Kinde aus den oberen Ständen sein Leben genau vorausgesagt werden, - von
der Geburt bis zum Begräbnis! Ernste materielle Sorgen waren unseren
Ahnfrauen fast gänzlich unbekannt, ebenso zu große intellektuelle Aspirationen.
Die Frau trat nie aus dem Rahmen des häuslichen Lebens heraus; zu viel Geist
und zu viel Bildung wurden von den Männern nicht allzugern gesehen. So
verkümmerte wohl manches Talent, mangels Gelegenheit sich durchzusetzen,
- so ließ die allzugroße Reserviertheit manche Persönlichkeit nicht zu ihrem
vollen Rechte kommen.

Kein Wunder, wenn unter diesen Umständen die Ereignisse, wie sie der
Wechsel der Jahreszeiten mit sich brachte, eine große, vielleicht allzugroße
Wichtigkeit in dem Leben dieser Frauen einnehmen mußten! Eines besonders
steigerte sich gewöhnlich zu den Ausmaßen einer Großtat: Der jährliche
Umzug aufs Landgut.

Der Besitz eines solchen vor dem Tor. in Riehen oder im Baselbiet gehörte
früher fast zu den Selbstverständlichkeiten im Leben der reichen Basler.

Bevor der Umzug im Frühsommer vor sich gehen konnte, mußte das
Landhaus in wochenlanger Putzerei instand gesetzt werden. Die Wasch-,
Putz- und Glättefrauen hatten damals große Tage! Aber der Transport all der
dienstbaren Geister hin und zurück stellte an das Organisationstalent der
Hausfrau beträchtliche Anforderungen, da ja noch keinerlei Eisenbahn- und
Tramverbindungen aufs Land bestanden. Zu diesem Zweck standen in jeder
Herrschaftsremise eine alte Kalesche oder ein Break neben den herrlichen,
in weiten Landen berühmten Basler Equipagen: dazu gehörte die "kleine
Livree" und ein schmuckloses Pferdegeschirr, ohne Silber- und Nickelbeschläge
. Um nichts in der Welt hätte der vornehme Herrschaftskutscher seine
schnatternde Last anders als in dieser Aufmachung gefahren und drehte ihr
so auch noch einen breiten, verächtlichen Rücken zu, ohne je am Gespräch
teilzunehmen.

Einmal soll es vorgekommen sein, daß am Aeschenplatz aus einer mit vier
Glätterinnen bepackten Kalesche der altersmorsche Boden herausgebrochen
sei, und bevor der Kutscher sich umzudrehen und den Schaden wahrzuneh-

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