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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 114
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Wenn die Köchin vom Markt kam und den Wagen mit dem Diener auf
dem Bock erblickt hatte, konnte sie es ihrer Herrin noch melden, und diese
ließ schnell den Saal stärker heizen und zog ein besseres Kleid an, um das
Brautpaar würdig zu empfangen.

Nachdem das Datum der Hochzeit bestimmt worden war. kam die
wichtige Aufstellung des "Gabenzettels". Es widerstand dem praktischen
Baslergeist, daß ein junges Paar unnütze Gegenstände erhalten und
zugleich etwas Nötiges im Haushalt fehlen sollte. Eine alte Dame erzählt
in ihren Erinnerungen, daß ihrer Schwester zur Hochzeit eine Menge
schrecklichen Gerümpels geschenkt worden sei. denn als Braut des
reichen Herrn M. hätten alle Leute gedacht, nützliche Sachen hätte sie
sowieso schon die Menge. Später wurden dann alle Wünsche sorgfältig
auf dem Gabenzettel notiert, der bei der Verwandtschaft kursierte, und
jeder bezeichnete mit einem Kreuz, was er nach Verwandtschaft und
Vermögen und nach althergebrachter Sitte zu schenken gewillt war. Die
Hochzeitsfreundinnen schenkten immer das Arbeitstischchen mit Inhalt,
die erste Freundin den Schleier, die zweite den Myrtenkranz.

Es galt durchaus nicht als beleidigend, wenn später ein Geschenk, mit
andern zusammen, beim Goldschmied gegen einen noch begehrteren
Gegenstand umgetauscht wurde. Besonders rücksichtsvolle Geber ließen
sogar, im Zweifel, ob ihr Geschenk wunschgemäß sei, dasselbe nicht
gravieren, um den Umtausch zu erleichtern.

Am Tag vor der Hochzeit war der "Gabentag". Schon in der Frühe zogen
schwarzgekleidete Stubenmägde in weißen Schürzen zum Haus der Braut
und gaben blumengeschmückte, verheißungsvolle Körbchen und Pakete
ab. Im Hinterzimmer saßen unterdessen besonders geschickte, extra zu
diesem Zweck hergebetene, weibliche Verwandte, und schätzten die Geschenke
. Dann es war alte Sitte, daß genau ein Zehntel des Wertes als
Trinkgeld der Überbringerin überreicht werden mußte! Wehe, wenn der
Gegenstand zu tief eingeschätzt worden war. das nahmen die Geber bitter
übel. Die Summe der bei dieser Gelegenheit verteilten Trinkgelder ging in
viele Hunderte.

Zum Tee erschienen die ganze Verwandtschaft und die Freundinnen, um
die Herrlichkeiten zu bewundern: bei dieser Gelegenheit besichtigte man
auch die Aussteuer der Braut. Diese war ungeheuerlich reich für heutige
Begriffe: alles wurde in vielen Dutzenden hergestellt. In vielen Haushaltungen
werden noch heute die Damasttischtücher und Servietten der Urgroßmütter
gebraucht; nur das Beste und Solideste war für eine Basleraussteuer
gut genug.

Am Abend durfte das Brautpaar nicht mehr zusammenbleiben, sondern
jedes aß mit den Eltern zu Nacht, und man ging frühzeitig zur Ruhe.

Es galt am Hochzeitstag früh aufzustehen, denn um zehn Uhr fand die
Ziviltrauung statt: dazu erschien die Braut im schwarzseidenen Kleid und
der Bräutigam im Gehrock. Nachher wurde das Mädchen den Händen der
Friseuse und der Schneiderin übergeben, und Punkt zwei Uhr stand eine
liebliche, blasse Braut in schwerem, weißen Seidenkleid, das Brautbukett
im Arm, neben dem Bräutigam, der ein Myrtensträußchen im Knopfloch
seines Frackes trug.


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