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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 167
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0169
Zum 50. Todestag von Karl Berner

Vortrag beim Hebelschoppen in Hertingen am 27. Oktober 1991

Adolf Schöpflin

Es war bei uns schon immer guter Brauch, sich bei besonderem Anlaß derjenigen
Dichterinnen und Dichter zu erinnern, die unserer Heimat und dem Hebelschoppen eng
verbunden gewesen sind. Deshalb wollen wir heute dem Kandemer Dichter Karl Bemer in
dessen 50. Todesjahr unser Gedenken widmen.

Er entstammt einer alteingesessenen und angesehenen Kanderner Familie und kam am 26.
Januar 1863 zur Welt. Er verlor schon früh seinen Vater, der als Uhrmachermeister ein
Geschäft am Kanderner Blumenplatz betrieb und auf dem Weg nach Schloß Bürgeln -wohin
er eine neue Uhr transportieren wollte- mit dem Fuhrwerk tödlich verunglückte.

Karl Bemer wurde Lehrer, u.a. in Müllheim und Lörrach-Stetten, bevor er als Oberreallehrer
an die Mädchenbürgerschule in Freiburg kam. Dort hat ihn nach dem 1. Weltkrieg das
Beamtenabbaugesetz hart getroffen; schweren Herzens entsagte der mit 57 Jahren vorzeitig
Pensionierte seiner geliebten Lehrertätigkeit - statt dessen fand er freilich mehr Zeit für seine
Gedichte und Geschichten.

Er hat sich als Dichter seiner alemannischen Heimat einen unveränderlich festen Namen
geschaffen. In Buchform erschienen 1906 der Band "Recreations Instructives", 1912 die
Gedichte "Reigen der Jahre", 1916 der Gedichtband "Aus Sturm und Stille", 1931 das lustige
alemannische Mundartbüchlein "Potz Dunder" und 1933 der kleine Gedicht-und Erzählungsband
"Bunte Fenster". Nach seinem Tode haben Freunde des Dichters im Jahre 1950
noch den kleinen Band "Spielende Lichter" hinzugefügt. Alle Gedichte und Erzählungen
wurden schließlich von Dr. Helmut Bender. Freiburg, in einem Band zusammengefaßt, der
1989 im Verlag Fritz Resin, Weil a.Rh., erschienen ist.

Bemer hat die Markgräfler Landschaft und ihre Menschen in Reim und Prosa geschildert,
beides sowohl in hochdeutscher Sprache wie auch in oberalemannischer Mundart, und man
tut sich schwer, wollte man das eine vor das andere setzen. Möglich, das Hochdeutsche hat
die größere Reichweite, aber das Mundartliche die größere Intensität - wie Hermann Busse,
der Hebelpreisträger 1939, einmal meinte. Seine gleicherweise mit Lebensweisheit und
Güte, aber auch mit Humor versehenen Texte hatten Leser in allen Gesellschaftsschichten.

Seine hochdeutschen Gedichte und Erzählungen fanden Eingang in angesehene deutsche
Zeitschriften, in den "Türmer", in "Westermanns Monatshefte" und in die von "Velhagen
und Klasing". Er wußte, daß er kein zweiter Hebel sein konnte, aber er hat seine Eigenständigkeit
ohne modische Sentimentalitäten bewahrt.

Allerdings läßt sich aus den Mundartgedichten wie z.B. "Das Lachen" und "Heimat" eine
Seelenverwandtschaft von Karl Bemer und Joh. P. Hebel herauslesen, wie sie sich auch in
manchen Erzählungen, lustigen Schnurren und Anekdoten des Kanderners offenbart. Diese
Prosawerke sind sozusagen Hebeische Kalendergeschichten auf eine neue Art.

Zu seinem 70. Geburtstag hatte ihm Kandem eine Feierstunde bereitet, auf welcher der
Präsident des Landesvereins "Badische Heimat". Hermann Eris Busse, in einer tief empfundenen
Ansprache das Werk seines Freundes würdigte. Busse sagte u.a. wörtlich: "Er, dem
in Hebelscher Nachfolge wohl die besten Anekdoten und Idyllen, heiteren Gedichte u.
Geschichten gelungen sind und der ebenso urig als fein die Markgräfler Mundart als Sprache
der Dichtung anzuwenden wußte, darf ruhig sein fröhliches und empfindsames Herz als einer
der Vordersten in der Reihe der alemannischen Dichter vorantragen." Und der Initiator der

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