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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 171
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0173
Von Neu-Breisach zog die Familie Franke zunächst nach Ihringen am Kaiserstuhl, dann über
Wolfenweiler, dem Heimatort der Mutter, nach Kirchzarten. Walter Franke legte im März 1926
an der Neuburg-Oberrealschule in Freiburg das Abitur ab und begann im gleichen Jahr das
Studium der Germanistik, Anglistik und Romanistik an der Albert-Ludwig-Universität.
Bestimmend für den werdenden Pädagogen und Lyriker wurde sein germanistischer Lehrer
Philipp Witkop, der vielbeachtete Untersuchungen über "Das Wesen der Lyrik" und die
"Neuere deutsche Lyrik" mit eigener lyrischer Produktion verbinden konnte. Witkops Seminare
und Vorlesungen vermittelten Franke, wie vielen anderen, wohl die lebendigste Vorstellung
vom Wesen der Dichtung und der Dichter. Wie Philipp Witkop der wörtlichen Rezitation große
Bedeutung beimaß, so war auch Walter Franke im Deutsch-Unterricht ein mitreißender
Rezitator. Seinen Schülern bleibt unvergeßlich, mit welcher Einfühlungsgabe und Musikalität
er Gedichte aus verschiedensten Epochen der deutschen Dichtung rezitieren konnte. Mit
seinem Lehrer Witkop hatte er auch den Schwerpunkt Goethe gemeinsam, vor allem den
jungen Straßburger Goethe der Friederike-Lieder. Beklemmend rezitierte und interpretierte er
aber auch. 1946 gerade aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, inmitten von Not und
Trümmern, die an der seelenlosen Welt zerbrochenen expressionistischen Dichter der 1.
Weltkriegsgeneration mit ihren Visionen des Untergangs: neben dem Elsässer Emst Stadler
auch den Schlesier Georg Heym und den Österreicher Georg Trakl. Diesen trunkenen Sänger
der Stille, der Einsamkeit und Vergänglichkeit liebte Franke ganz besonders. Trakls Echtheit
und Wahrhaftigkeit des Ausdrucks, seine innige, musikalische Sprache bei Bewahrung der
geschlossenen Form, schließlich seine Farbensymbolik zur Wesensbestimmung, haben auf
Frankes eigene Lyrik tief eingewirkt, wie aus dem folgenden Gedicht zu spüren ist:

SCHWARZWALD

Blau verblaute Höhenzüge,
Dunkler Wälder ernste Braue,
Bergsee. schwarz umsäumt.
Silberweiße Wolkenflüge,
Und darunter Tal und Aue
In die Waldnacht hingeträumt.

Weit verstreut auf Hang und Hügel
Schimmern Dächer, aus dem Finster
Leuchtet goldengrün das Moos.
Oh ihr liebvertrauten Giebel!
Sommergelb verglüht der Ginster.
Und die Stille ist so groß.

Hirtenruf und Herdgeläute
Folgen dir auf allen Schritten,
Der Kapellen Glockenschuh.
Und dein Herz vergißt das Heute.
Denn du bist schon ganz inmitten.
Bist schon selber Wald und Ruh.

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