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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 30
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dortigen Sängern zusammentraf und in einer Gaststätte ein improvisiertes Konzert gab6*'. Der
Gegenbesuch erfolgte im August und verlief nach ähnlichem Muster69'. Während der Liederkranz
seine Teilnahme am 7. Badischen Bundessängerfest beschloß70', war der Männerchor
mit der Organisation eines geselligen Waldfestes beschäftigt, zu dem sich zahlreiche Gäste
einfanden "'1, oder mit der Durchführung von Familienabenden, die den Zusammenhalt der
Gemeinschaft stärktenT:'. Doch davon abgesehen: Kulturgeselligkeit war eine Stärke aller
Wehrer Vereine. Sie unterschieden sich nur graduell in diesem Punkt.

3. Die Wehrer Fastnachtskultur

Im Leben der Wehrer Vereine spielte die Fastnacht, die im Laufe des 19. Jahrhunderts
reaktiviert wurde, eine große Rolle. Auch jene Vereine, die kein dezidiertes Kulturverständnis
besaßen und sich auf anderen Feldern als dem der Kultur bewegten, setzten mit ihren
Bällen und Fastnachtsabenden kulturelle Akzente. Die enge Verbindung von kultureller
Lebensgestaltung und sportlicher Freizeitaktivität zeigte sich im Februar 1895 etwa im
"flotten Turnerball im Gasthaus zur 'Krone', an dem sich weit über hundert Personen
betheiligten" 3'. Die Turner führten komische Turnszenen auf. "Die tollen Scherze einiger
berühmter Klowns" begeisterten das Publikum, doch auch für theatralische Szenen war
gesorgt. Im Gegensatz zu den meisten Fastnachtsveranstaltungen, die nur für die eigenen
Vereinsmitglieder und deren Familien bestimmt waren, war der Turnerball ("Masken sehr
erwünscht") für die Öffentlichkeit zugänglich, wie man der Anzeige entnehmen kann. Der
Eintritt betrug für "Nichtmitglieder" eine Mark74).

Höhepunkte der Wehrer Fastnacht waren damals die glänzenden Veranstaltungen des
Liederkranz. Im Jahr 1895 finden wir folgende originelle Ankündigung im "Wehrataler". der
sich unter dem damaligen Besitzer offensichtlich vom Fastnachtsbazillus infizieren ließ:
"Am Fastnachtmontag Abends 6 Uhr beabsichtigt eine heroisch-ritterliche Kunstpfeiferbande
aus dem Böhmerlande den passiven und activen Mitgliedern des Liederkranz (eine)
humoristische, komische kunstvolle Musik-Komödie aufzuführen, wobei ein Nathan Lewi-
Sohn, Landstraßen-Gigerl und sonstige zerstreute Professoren mitzuwirken gedenken. Der
Anfang ist eine große Willkums Paukerei zu Ehren des Prinzen Carneval unter Anführung
des großen Trommel-Virtuosen Li-hung-Schang genannt Schnauzmeier, es sollen auch
etliche Minnesänger gesonnen sein, dazwischen gar liebliche Gesänge zum Vortrag bringen
zu wollen, wodurch wir die Mitglieder des Liederkranz besonders einladen möchten" 75'.

Die Ankündigung verrät eine durchinszenierte Fastnachtsfeier auf hohem Niveau. Dies
gilt auch für die Feier des Jahres 1896, die am 9.2. im Adler stattfand. Zu der "theatr. humor.
Abendunterhaltung" waren die passiven und aktiven Mitglieder eingeladen, wobei besonders
vermerkt wurde, daß auch "die Freunde des Vereins zu der Abendunterhaltung
eingeführt werden" 761 können. Auf dem ausführlichen Programm standen das "25jährig.
Sänger-Jubiläum, lyrisch-romantisch-komische Operette in 3 Akten von Richard Heinze"
sowie komische Szenen, Soli, Duette und Intermezzi von Carl Böhm. Ernst Simon und Carl
Braun. Daß dieser Abend auch außerhalb Wehrs Aufmerksamkeit fand, strich der Rezensent
besonders heraus: "Gestern Abend hielt der Gesangverein 'Liederkranz' im Gasthaus zum
'Adler' eine Fastnachtsfeier, welche von den Vereinsmitgliedem als auch von Freunden des
Vereins von hier und auswärts sehr zahlreich besucht war"77'. Besonders begeisterten M.
Rupp und J. Brugger. beide Töchter angesehener Wehrer Honoratioren. Der Abend mußte
aufgrund des großen Erfolges sogar noch einmal wiederholt werden m. Offensichtlich hatte
man eine Sternstunde Wehrer Fastnachtskultur erlebt, denn auch der Rezensent war
begeistert: "Der gestrige Abend zeigte uns wieder, daß der Verein 'Liederkranz' seinen
Mitgliedern etwas zu bieten vermag und man konnte von Seiten des Publikums hören, daß

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