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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 73
(PDF, 34 MB)
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Freiburg, die von den Bauern heimgesucht wurde, nachdem die Insassen zuvor schon mit ihren
Habseligkeiten nach Freiburg geflüchtet waren. Vom Breisgau kommend, überfielen die
Aufständischen zuerst die Burg Rötteln. darauf andere feste Plätze in der Markgrafschaft und
fügten auch den Klöstern Schaden zu."5

Erstaunlich oberflächlich behandelt Wurstisen den Bauernkrieg. Hauptquelle ist die
Chronik des Fridolin Ryff.76' Über das bereits Genannte führt einzig hinaus, was er zu den
Überfällen auf die Abtei St. Blasien und den Wallfahrtsort Todtmoos berichtet. An beiden
Orten hausen die Aufständischen übel: "Was sie nicht beuteten, das zerschlugen und
verderbten sie, nämlich Kirchenzierd. Fenster. Orgeln. Bücher. Oefen. theileten das geraubte
Vieh unter einander." Wurstisen faßt den Inhalt der Artikel zusammen, denen sich die Bauern
zu unterwerfen hatten, und berichtet über die mit St. Blasien getroffene Vereinbarung über
die Wiedergutmachung des erlittenen Schadens, über die Hinrichtung des obersten Bauernführers
und die Einnahme von Waldshut.

Auf nur geringes Interesse stoßen bei den Basler Chronisten die Vorgänge, die zur
Einführung der Reformation in der Markgrafschaft geführt haben. Das ist eigentlich
verwunderlich, würde man doch annehmen, daß der seit 1529 reformierten Rheinstadt an der
Verbreitung des evangelischen Glaubens in der unmittelbaren Nachbarschaft sehr gelegen
sein mußte. Einzig Johannes Gast notiert in seinem lateinisch geschriebenen Tagebuch zum
10. August 1531: "Es wird berichtet, wie Markgraf Ernst, unser Nachbarfürst, seine Priester
nach Rötteln berufen habe: er befahl ihnen bei Strafe von Haft oder Kerker und Einziehung
der Güter, das Evangelium nach dem alten und neuen Testament zu predigen. Ebenso sollten
sie ihre Konkubinen in Monatsfrist von sich tun oder, wenn sie sie als Ehefrauen heimführen
wollten, so sei ihnen das gestattet: doch unter der Bedingung, daß sie vorläufig ihres
geistlichen Amtes enthoben seien: sie könnten aber in seinem Herrschaftsgebiet bleiben; er
wolle sie deswegen nicht fortjagen." Die Reaktion der Priester sei Bestürzung gewesen,
schreibt Gast weiter, besonders da man mit Sicherheit angenommen habe, der Fürst habe
anderswo Priester gesucht, angeblich aus dem Zürich- und Bembiet. die bereit wären, in der
Markgrafschaft das Evangelium zu verkünden. Gast beurteilt das Vorgehen des Fürsten
positiv, vorausgesetzt daß keine List dahinterstecke. Wie Gast zu diesen Angaben gekommen
ist. steht nicht fest: doch haben sie sich im allgemeinen als richtig erwiesen. Eine andere
Nachricht läßt sich dagegen nicht überprüfen, da sie einzig aus Gasts Tagebuch bekannt ist.
Danach habe der Markgraf sich vom Basler Rat das Buch eines Spaniers über die Trinität
erbeten. Es kann sich dabei wohl nur um Servets Schrift "De trinitate erroribus libri Septem"
gehandelt haben, wie schon Pfarrer Johannes Tryphius, der Kopist und Bearbeiter von Gasts
Tagebuch, vermutet hat. Trotz erheblichem Widerstand habe der Rat sich entschlossen, dem
Wunsch des Fürsten zu entsprechen, unter der Bedingung jedoch, daß der Fürst in einem
beigelegten Schreiben daran erinnert werde, ein Spanier, kein Lutheraner habe das Buch
geschrieben, und nicht in Basel, sondern im elsässischen Hagenau sei es gedruckt worden.
Desgleichen sei dem Fürsten auch ein Gutachten der Lehrer der Basler Kirche zugestellt
worden, dem er habe entnehmen können, daß die Schrift von der Basler Kirche mißbilligt
werde.

Trotz seiner evangelischen Neigungen hat Markgraf Emst von Baden-Durlach mit Rücksicht
auf den österreichischen Nachbarn und den Kaiser einen offenen Bruch mit der katholischen
Kirche vermieden. Erst der Augsburger Religionsfriede von 1555 anerkannte reichsrechtlich
neben dem bestehenden katholischen Bekenntnis auch das Luthertum und verschaffte
dank dem cuius regio-Grundsatz dem Fürsten die Möglichkeit, sich der einen oder andern
Konfession anzuschließen. Daraufhin wagte Emsts Sohn. Markgraf Karl II. von Baden-
Durlach (reg. 1553 - 1577), den entscheidenden Schritt und führte am 1. Juni 1556 in seinem
Herrschaftsgebiet die Reformation ein. Gast hat dieses Ereignis nicht mehr erlebt: er ist bereits

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