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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 104
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0106
Wie in Waldshut fehlen auch in Laufenburg (Ortsteil Rhina, Gewann "Obere Sitt")
konkrete Hinweise auf die ursprünglich vorhandenen Nebengebäude. Dafür ist das hier
ausgegrabene und teilweise konservierte Herrenhaus mit integriertem Bad (Abb. 6 und 7)
besonders gut erforscht worden und läßt sich in seiner baulichen Entwicklung über mehr als
zwei Jahrhunderte gut beurteilen. Doch sollen uns hier nicht die Einzelheiten der Baugeschichte
interessieren, sondern die Elemente, die den Bau zum Zentrum einer großen und
bedeutenden Villa rustica gemacht haben. Das ist zunächst einmal die Größe dieser
klassischen Porticusvilla mit Eckrisaliten (43 x 35 m), dann das Vorhandensein eines mit
polychromer Wandmalerei versehenen Raumes (Abb. 8) und Spuren blauer Bemalung in
verschiedenen anderen Räumen. Dazu kommen in der südlichen und westlichen Vorhalle
schwarz-weiß gehaltene Mosaikböden, die sich trotz starker Beschädigung einigermaßen
sicher rekonstruieren lassen (Abb. 9). Besonders interessant erscheint der Rest eines
ebenfalls schwarz-weißen Mosaiks mit Inschrift (Abb. 10), auf der ein Pächter (cliens)
erwähnt wird. Der Gutshof war demnach nicht ständig von der Familie des Eigentümers
bewohnt und wurde zumindest teilweise als Pachtbetrieb geführt. Es gehört zu den ganz
großen Seltenheiten, daß wir auf diese Weise unmittelbar aus dem archäologischen Befund
etwas über die Bewohner einer solchen Villa erfahren. Hinweise auf diese Bewohner erhalten
wir auch indirekt aus Zeugnissen, die mit dem häuslichen Kult zu tun haben. Eine weibliche
Büste aus Grünsandstein (Abb. 11). die eine römische Gottheit darstellen dürfte, stand wohl
in einem kleinen häuslichen Heiligtum. Auch bei dieser Villa unterstreicht die ausgesuchte
Lage in der Landschaft die hohen Ansprüche ihres Erbauers. Hier in Laufenburg könnte man
an einen höheren Offizier aus Vindonissa, dem nächstgelegenen Garnisonsort in der
Nordschweiz, denken, der sich auf dem rechten Rheinufer einen Landsitz eingerichtet hat.
Jedenfalls lassen Ziegelstempel der XXI. Legion, die beim Bau verwendet worden sind, an
eine solche Möglichkeit denken.

In Beuggen "Steinacker" ist bisher nur ein kleines Nebengebäude ergraben worden, und
doch können wir von der Existenz einer großen Villa ausgehen. Erschließbar ist dies aus der
jetzt schon gesicherten Ausdehnung des bebauten Areals und aus den zahlreichen Bruckstük-
ken von farbigem Wandverputz mit pflanzlichen Motiven (Abb. 12), die im Bereich des
mutmaßlichen Hauptgebäudes aufgelesen worden sind. Von diesem Bau sind auch schon
kleine Mauerabschnitte bekannt, die ebenfalls auf beachtliche Dimensionen hinweisen.
Schließlich paßt auch die bevorzugte Lage auf einer hochgelegenen Rheinterrasse gut ins
Bild.

Weniger trifft dies für eine berühmte, in ihrem Charakter allerdings lange Zeit ungeklärte
Fundstelle bei Warmbach zu, die wir heute, nach der Freilegung des zugehörigen Badegebäudes
, als Villa rustica ansprechen können. Jetzt kann kaum noch bezweifelt werden, daß
die 1855 beim Bahnbau gefundenen Teile einer reich ornamentierten Türfassung aus
Bronzeguß (Abb. 13) zum Hauptbau dieses Gutshofes gehört haben, der demnach außerordentlich
kostbar ausgestattet gewesen sein muß. Nirgends in Südwestdeutschland ist bisher
aus einer Villa rustica Vergleichbares zu Tage gekommen, und wir müssen deshalb
annehmen, daß eine solche Ausschmückung schon in der Antike zu den größten Seltenheiten
gehört hat. Wahrscheinlich stand dieser Bau, der offensichtlich mit allem Luxus versehen
war, auch architektonisch weit über dem Durchschnitt seiner Zeit. Leider haben intensive
Geländebegehungen und neue Luftaufnahmen des völlig ebenen Geländes noch keine
Hinweise geliefert, wo die Reste dieses Baues und der sonstigen Nebengebäude im Boden
zu suchen sind.

War es in Warmbach ein kostbares Detail der Ausstattung, ist es in Herten "Hagenacker"
eine Besonderheit des Grundrisses, die in dem noch weitgehend unerforschten Gutshof eine
Anlage besonderen Ranges vermuten läßt. Das Hauptgebäude vom klassischen Typus mit

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