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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 111
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0113
für eine Ansiedlung, die mit dem Verkehr in Zusammenhang stand. Unverkennbar ist auch
eine gewisse Ähnlichkeit mit ummauerten sakralen Bezirken, die an der Peripherie der
römischen Stadt aufgedeckt worden sind. Trotzdem ist eine Deutung als Gutshof nicht völlig
ausgeschlossen, und so kann diese relativ gut erforschte Siedlung nicht übergangen werden,
wenn von den großen römischen Anlagen im Hochrheintal die Rede ist. Vieles allerdings ist
hier ungewöhnlich, von der Winkelform angefangen bis zu den Grundrissen, die unter den
bisher vorgeführten Beispielen keine Analogien haben. Aber gerade eine solche "individuelle
" Lösung könnte ja Merkmal des Außergewöhnlichen sein, wie es auch bei Geißlingen
festzustellen war. Trotzdem sprechen an dieser Stelle die besseren Argumente gegen einen
privaten Wohn- und Wirtschaftsbereich und damit gegen eine Villa rustica großzügigen
Zuschnitts. Deshalb erscheint auch näheres Eingehen auf Befund und Funde hier nicht am
Platze.

Desto ausführlicher muß die letzte große Anlage behandelt werden, die schon nahe der
Talenge gegen Basel in Grenzach an der "Steingasse" ausgegraben worden ist (Abb. 16). Hier
sind eigentlich alle Elemente vertreten, die wir bisher zur Kennzeichnung des Außergewöhnlichen
herausgestellt haben, ja es kommt im Hinbück auf den persönlichen Luxus der hier
wohnenden Eigentümer noch Neues hinzu.

Seit 1893 ist in kleinen Ausschnitten diese Villa bekannt und durch ihre ungewöhnlichen
Funde berühmt. Aufmerksamkeit erregten damals vor allem Bruchstücke von Pilastern und
Säulen verschiedenen Formats (Abb. 17), die auf eine außergewöhnliche architektonische
Behandlung dieses Bauwerks hinwiesen. Heute wissen wir. daß der zum Typus mit
Eckrisaliten gehörende, ungewöhnlich große Bau eine Säulenvorhalle und einen säulenumstandenen
Innenhof (Peristyl) besaß. Ursprünglich war im südlichen Eckrisalit ein mehrräu-
miges Bad untergebracht, ähnlich wie in Waldshut, das aber später durch ein separates
Badegebäude ersetzt wurde. Das Äußere des dunkelrot verputzten Baus war durch Tür- und
Fenstergewände aus weißem Marmor gegliedert (Abb. 18). eine kaum weniger aufwendige
Ausstattung als die bronzene Türfassung von Warmbach. Selbstverständlich auch bei einem
Bau dieser Qualität, daß die Fenster verglast waren, was durch zahlreiche Scheibenfragmente
belegt ist.

Mit der architektonisch reichen Gestaltung des Äußeren korrespondiert ein Interieur, das
uns noch in seinen letzten fragmentarischen Resten eine Ahnung vom Reichtum und der
Kostbarkeit antiker Raumausstattung vermittelt. In erster Linie sind hier die großformatigen
Fresken zu nennen (Abb. 19). Sie gehören zum Qualitätsvollsten, was wir an römischer
Malerei nördlich der Alpen kennen. Gerahmt waren diese figurenreichen Bilder wohl von
farbigen Stuckleisten, von denen kleine Fragmente in Muschelform erhalten geblieben sind
(Abb. 20). Andere Räume waren mit pflanzlichen Motiven ausgemalt, wie wir sie von
Beuggen her kennen, wobei grüne, rote und blaue Tönungen vorherrschen. Mosaikfußböden
waren ebenfalls selbstverständlich, haben sich aber wegen späterer Nutzung der Räume als
Keller nicht erhalten. Unter den zahlreichen Mosaiksteinchen dominiert die weiß-schwarze
Farbe, so daß wir mit ähnlich hell-dunkel kontrastierenden Mustern wie in Laufenburg (Abb.
9) zu rechnen haben. Einige Wände waren zumindest bis in eine gewisse Höhe mit
verschiedenfarbigen Marmorplatten verkleidet.

Neben dem Hauptgebäude entstand in späterer Zeit ein Bad, von dem ein großes
Schwimmbecken, eine natatio wie in Gurtweil, ausgegraben werden konnte. Zweifellos
gehörte ein solches Becken, selten genug nachgewiesen, zum höchsten Komfort, den ein
solches Privatbad bieten konnte, und paßt damit sehr gut ins Bild, das wir uns vom Leben an
diesem Platz machen können. Auch die wenigstens ungefähr abschätzbare Größe der Anlage
(mindestens 180 x 150 m) und die nachgewiesene Zahl von sechs Nebengebäuden unterstreicht
den Rang und die in ihrem Gebiet fast einzigartige Stellung dieser vornehmen Villa.

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