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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 162
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0164
Soweit der Klartext. Zum Ablauf der Dinge: es versammeln sich die närrischen Gremien
mitsamt der Ranzengarde, dem Reitercorps und der dazugehörigen Artillerie sowie Abordnungen
der Narrennester. um mit klingendem Spiel zum Kommandogebäude zu marschieren
, dessen Zugänge und Treppenaufgänge von französischen Soldaten besetzt wurden.
'Sturmtrupps' versuchen dann auf diese und jene närrische Weise, die französischen Linien
zu durchbrechen, bis der Kommandierende General dem Obristzunftmeister den Hausschlüssel
übergibt und unter Beteiligung offiziell geladener Gäste (aus Politik und Militär,
Wirtschaft und Kultur) mit Reden und Urkunden gefeiert wird.

Das klingt alles einigermaßen harmlos (ist es wie vieles Närrische selbstredend auch) und
erinnert freilich in einigem an die Rathaus- und Regierungsübergaben landauf, landab von
Bonn bis Konstanz. Doch wenn man sich die ersten Jahre der 'Panzerkreuzer-Erstürmung' vor
Augen hält, dann war das für die damalige Zeit und die damaligen Verhältnisse schon eine
wackere und 'völkerversöhnende' Affäre, in manchem an die später einsetzenden Städtepartnerschaftsbemühungen
u.ä. erinnernd. Der Initiator und langjährige Chef der Freiburger und
Breisgauer Narrenorganisationen. H.H. Grosholz, bestätigte mir, daß es etliche Jahre (1951
- 1956) gebraucht hätte, bis man diese versöhnende Geste erstmals in die Praxis umsetzen
konnte. Heute, im Zeitalter selbstverständlicher politischer und (vielleicht) auch kultureller
Zusammenschlüsse, kann man sich von den Start- und Anlaufschwierigkeiten solcher dann
Tradition gewordener Unternehmen kaum mehr eine rechte Vorstellung machen. Ist auch das
Markgräflerland nicht eine der aktivsten Narrengegenden, so liegt es doch zwischen zwei
Hochburgen: der Basler und eben der Breisgauer Fasnacht, abgesehen davon es ja besatzungsmäßig
dieselben Schicksale wie das übrige Südbaden und etliche anreinende Gebiete
hat. Daß der 36. Sturm zugleich der letzte Sturm sein wird, hatten die Initiatoren damals
freilich so wenig vorhersehen können wie etwa die Politiker die in anderer Hinsicht
stürmische Entwicklung unserer Tage - und eben deshalb tut auch eine Dokumentation der
Gegenwart (statt späterer Legendenbildung) hie und da not.

Postskript: daß dergleichen ganz und gar nichts mit dem Auf- und Überstülpen einer
Narrenkappe von und für die Prominenten zu tun hat (damit diese für ein weiteres Jahr
regierungsfähig bleiben?), darf hier von einem unbeteiligten Zeugen versichert werden.

Demgegenüber als Positives: der Herr General hat sich über das ihm gewidmete Exemplar
meines Südbaden-Text-Stich-Bandes derart gefreut, daß er sich am liebsten sogleich zur
Lektüre zurückgezogen hätte - doch die Franzosen sind schließlich höfliche Leute - und
zudem wies er mir eine stattliche Reihe von älteren Darstellungen der Stadt Freiburg und
ihrer Environs mit unbedingter Kennerschaft - und schließlich war es ihm Ehre und
Vergnügen in einem, mich, und nicht einen Politiker-Narren aus dem eroberten (oder
geschlagenen?) Panzerkreuzer hinauszubegleiten.

Und im nachhinein hat mir der General das besonders solid und künstlerisch gearbeitete
Divisionszeichen' überbringen lassen. Die ruhmreiche Geschichte dieser Division reicht in
die Mitte des vergangenen Jahrhunderts zurück, sie wurde anfangs im nordafrikanischen
Raum eingesetzt, deshalb die emaillierten Halbmonde, die die messinggetriebene minervaartige
Gestalt umgeben. Einzelheiten jener und späterer Divisionseinsätze werde ich
allenfalls als Historiker nachgehen, denn das alles ist passe und zudem nochmals ein ganz
anderes Terrain.

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