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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 163
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0165
Johann Peter Hebel - zur Person

Wolfgang Ritzel

Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten in Lahr am 12. September 1991

Wenn wir im alemannischen Sprachraum aufgewachsen sind oder wenigstens lange genug
darin gelebt haben, geraten wir leicht in den Bann von Johann Peter Hebels Mundartgedichten
, lassen uns durch "Hans und Vrene" entzücken, durch "Das Gespenst an der Kanderer
Straße" bewegen, durch die "Vergänglichkeit" erschüttern. Wurde uns in Kinder- oder
Jugendjahren das "Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreunds" auf den Gabentisch gelegt,
so zählten Geschichten wie "Kannitverstan", "Unverhofftes Wiedersehen". "Böser Markt"
und vollends die Erzählungen vom Zundelfrieder und seinen Spießgesellen bald zu unserem
bleibenden geistigen Besitz, und wir waren versucht, den Mundartdichter und den Hausfreund
auch als unseren ganz persönlichen guten Bekannten und Hausfreund anzusehen. Das
freilich wäre vorschnell gewesen: Hebels geistiger Horizont ist weiter als der jener Gedichte
und dieser Kurzgeschichten. Ich will das kurz belegen.

Als Lehrer am Pädagogium zu Lörrach gründete er in seinen mittleren und späteren
Zwanziger Jahren zusammen mit dem nächsten Freund, dem Theologen Friedrich Wilhelm
Hitzig, den Proteuserbund. genannt nach dem Meergott Proteus, welcher - nach der
frühgriechischen Mythologie - unendlicher Verwandlung fähig und daher nie dingfest zu
machen ist. denn wenn man sich seiner bemächtigt, nimmt er eine andere Gestalt an, und was
einem bleibt, ist nur die. die er abgelegt hat. Die beiden Gründer verstanden ihren Bund als
geheim; also bedurfte es auch einer Geheimsprache und einer Geheimlehre: Hebel ersann
jene und diese, die "Philosophie" der Proteuser, ein eigentümliches, aus Ernst und Ulk
gemischtes Gedankengebäude, was er nicht konnte, ohne sich mit der frühgriechischen
Philosophie, der sogenannten Vorsokratik. zu befassen. Der Ulk hierbei: der gravitätische
Ernst der Zunftgelehrten wurde zum Gespött gemacht, die ihren sterilen Fleiß der Erforschung
dieser Frühgestalt abendländischen Denkens widmeten.- 31-jährig wurde Hebel von
der Lörracher Lehranstalt an das Karlsruher Gymnasium illustre versetzt, an welchem Karl
Christian G m e 1 i n. der Aufseher des Markgräflichen Naturalienkabinetts und schon in
jungen Jahren namhafte Naturforscher, den naturwissenschaftlichen Unterricht erteilte. Die
beiden etwa Gleichaltrigen freundeten sich an. Hebel ließ sich durch Gmelin in die Botanik
und die Gesteinskunde einführen und begleitete ihn auf botanischen und mineralogischen
Exkursionen. Und in seiner fünfbändigen "Flora Badensis" gab Gmelin der Graslilie oder
dem Anthericum den Namen "Hebelia"; auch dürfte e r es erreicht haben, daß die
Mineralogische Gesellschaft zu Jena (deren Präsident Goethe war) Hebel zum auswärtigen
Mitglied ernannte. Beides deutet darauf, daß der so Geehrte nach dem Urteil des kompetenten
Gmelin in botanischen und mineralogischen Fragen mitreden konnte. - Später rückte
Hebel nicht nur vom Professor zum Direktor des Gymnasiums auf; er wurde auch Kirchenrat
und machte sich als solcher um die "Badische Union" verdient. Im Jahre 1805 war Baden aus
einer Markgrafschaft zu einem Großherzogtum geworden und hatte Gebiete hinzugewonnen
, die zum Unterschied von den Kernlanden nicht nur von Lutheranern und Katholiken,
sondern auch von Reformierten bewohnt waren. Da galt es. die beiden evangelischen
Glaubensgemeinschaften zu einer einzigen, der Evangelischen Kirche Badens, zu verschmelzen
- das ist mit "Union" gemeint. Hebels Beitrag zu ihr wurde anerkannt, indem er

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