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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 178
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0180
Professor Adrien Finck erhält den Hebelpreis 1992 des Landes

Baden-Württemberg

Am 10. Mai 1992 erhielt der elsässische Germanist und Schriftsteller Professor Adrien
Finck den Hebelpreis des Landes Baden-Württemberg. Dazu veröffentlichen wir die Laudatio
von Andre Weckmann sowie die Festansprache des Geehrten.

Andre Weckmann:

Von König Friedolin und Rene Schickele

(Andre Weckmann war aus persönlichen Gründen verhindert, so daß die Laudatio von
Frau Dr. Maryse Stoiber von der Universität Straßburg vorgetragen wurde)

Adrien Finck ist 1930 in Hagenbach im Sundgau geboren, wo man das schönste
Alemannisch spricht. Das Alemannisch, das bald eine mächtige Konkurrentin bekam, die in
der Schule residierte und die Substanz der Kinder an sich zog, in sich aufsog, um sie ihnen
dann verändert zurückzugeben. So daß aus dem guten elsässischen Mond eine Frau wurde:
Madame la Lüne.

Beide hätten ja ganz gut nebeneinander am Nachthimmel wandern können, der Herr Mond
und die Madame la Lüne, das wäre zwar astrophysikalisch gesehen ein unmöglicher
Vorgang, doch das Kind hätte bestimmt seine Freude dran gehabt, und seine Phantasie wäre
beflügelt worden. Und sind wir Elsässer nicht, in unserer unbequemen Sitzkultur, auf das
Ungewöhnliche. Surrealistische angewiesen?

Der Mond wurde aber einfach entmannt, und Madame la Lüne nahm Besitz, allein, vom
elsässischen Nachthimmel.

Den König Friedolin aber ließ die Maitresse d ecole dem Kind, allerdings nur fürs Private.
Es war, als hätte sie erahnt, daß einige Jahre später diesen König Friedolin ein tragisches
Schicksal erreichen wird, was ihr dann, nach ihrer zeitweiligen Verbannung durch die Nazis,
zu einer endgültigen Vereinnahmung der elsässischen Psyche verhelfen würde...

Und da beginnt auch die zweite Etappe im Leben des jungen Adrien, als dieser, während
draußen die Hitlerjugend brüllend Dienst tat, ein paar Unentwegte um sich sammelte und
ihnen in der Scheune seinen ausgeschnittenen Tierzirkus vorführte, in dem der friedfertige
König Friedolin die Hauptrolle spielte. Und der gute, weise König Friedolin siegte immer
wieder über die primitiven Urtiere... Bis er eines Nachts dann anderen noch primitiveren und
bösartigeren Urtieren zum Opfer fiel. Und mit König Friedolin war unter den Fäusten der
Standartenträger und Trommler die gute, alte elsässisch-deutsche Märchenwelt gestorben1'.

Madame la Lüne freute sich darüber, als sie nach vier Jahren zurückkam. Doch, kaum
glaubt man, den elsässischen Falter eingefangen zu haben, taumelt er wieder im vertrauten
Sonnenlicht.

Der junge Adrien drehte der Dame also ein artiges Kompliment im neu erlernten
Französisch... und vertiefte sich ins Studium der deutschen Sprache und Literatur in
Straßburg und an der Pariser Sorbonne.

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