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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 2.1992
Seite: 202
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-02/0204
Phänomen sozusagen am Rande beschäftigt, danach gibt es so allerlei entsprechend Belletristisches bis hin
zum Bänkellied (bereits 1834): selbstverständlich können meist nur Auszüge oder eine Art Inhaltsangabe
gebracht werden (so etwa von einem 'Gaspard-Hauser-Drame' von 1838). Mit Gutzkow und Verlaine
(gleich 3 Übertragungen hintenangestellt, u.a. von St. George und W. Biermann) w ird die moderne Kaspar-
Hauser-Dichtung aktiv, u.a. finden sich Auszüge aus J. Wassermanns Hauser-Roman (...'oder die Trägheit
des Herzens'), auch das Rilke-Gedicht 'Der Knabe' und K. Tucholskys 'Namensänderung', ferner H. Arp
mit 'kaspar ist tot' und Klabund mit 'Der arme Kaspar', ferner u.a. J. Bobrowski 'Kaspar Hauser' und W.
Höllerers Gedicht 'Gaspard', endlich Ausschnitte aus P. Handkes Stück 'Kaspar'und aus D. Fortes 'Kaspar
Hausers Tod'. Es ist angenehm, daß die jeweiligen Erscheinungsjahre der wiedergegebenen Texte bereits
im Inhaltsverzeichnis miteingerückt sind. Daß einige der ungezählten Streitschriften mitberücksichtigt
wurden (so vor allem Artin und einiges von H. Pies), war unerläßlich. In diesem Sinn wurde auch das
insgesamt brauchbare, wenn nicht beeindruckende Bildmaterial hereingestellt.

Im Aufsatz 'Findelkind Europas' ('Badisches', Waldkirch 1983. Badische Reihe 11) hatte ich vor allem
die Artinsche Schrift analysiert und auch die mögliche oder doch angebliche Evakuierung Hausers in den
Hotzenwald. nach Hochsal. und damit in unsere engere Region, kritisch gesehen. In der Tat gibt es eine
stattliche Reihe von Orten, die von der Kaspar-Hauser-Legende sozusagen bespielt werden. Allerdings
bleibt das Hauptproblem für den Historiker und Kulturhistoriker ein dynastisches und eben primär ein
badisches, andrerseits wurde es - nicht zuletzt von der Literatur und freilich noch mehr von der Psychologie
und Psychiatrie - als ein in die Kindheit vorverlegtes Robinson-Crusoe-Problem gesehen.

Besonders wenn man im letzten Teil der Anthologie blättert bzw. liest, wird man allerdings den
Verdacht nicht los. daß sich einige Autoren, vorwiegend moderne und ganz moderne, vor allem deshalb
um Kaspar Hauser gekümmert haben, um an diesem für sie bizarren Komplex sich wichtigtuerischdilettantisch
oder mit Kotau zu versuchen und sich in oft primitiver und allzu verfremdender Weise die
Zähne auszubeißen. Dagegen ist der astrologische Versuch von W. Kestranek bei aller Stemdeutung noch
personenbezogen und kenntnisreich. Oder lesen wir in der 'Entarteten Prinzess' des 'Proletarischen
Kasperle Theaters' (von 1922). was freilich eher an den Haaren herbeigezogen sein dürfte als die Exzerpte
aus H. v. Hofmannsthals Trauerspiel 'Der Turm', in dem ein Prinz Sigismund jahrzehntelang im Kerker
gefangengehalten wird, bis ihm eine Gegenüberstellung mit dem Vater eine 'Wiedergeburt' ermöglichen
soll. Daß darüber hinaus auch die philologischen Aspekte und Probleme anstehen und zu Wort kommen
und einiges aus dem Englischen vom Hrsg. übersetzt wird, versöhnt mit dem Literarisch-Avantgardistischen
: das freilich sein mußte, weil es eben literarisch-belletristisch konzipiert wurde und so allerdings
weder den badischen noch den nichtbadischen Historikern viel nützt. - Ob übrigens die Gestaltung des
buchbinderisch wenig soliden Einbandes und auch des Schutzumschlages graphisch und darstellerisch
dem 'obskuren' Sujet gerecht wird, soll offenbleiben; nicht aber übersehen wurden vom Rez. einige
sprachliche bzw. antigermanistische Schnitzer (ä la Erstochenwerden und 3 Tage danach leben, oder daß
man noch 1939 zur 'Reichswehr' eingezogen werden konnte). Solches kann auch die 'Studienstiftung des
deutschen Volkes' nicht ermöglichen... Helmut Bender

Jahrbuch '91 der Stadt Schopflieim
ISSN 0930-3146

Das Schopfheimer Jahrbuch - erschien in diesem Jahr bereits der 7. Band - ist in der Markgrafenstadt
erfreulicherweise bereits zur Tradition geworden. Auf 260 Seiten spiegelt sich das städtische Leben w ider,
das auch im vergangenen Jahr reich an kulturellen, musikalischen und sportlichen Höhepunkten war. Alle
bedeutenden Ereignisse - Mundartwerkstatt, das Projekt "Stadtmusikus" und Politisches - finden ihren
Niederschlag. Aber auch für Nicht-Schopfheimer gibt es viel Lesenswertes, vor allem die zwei Artikel über
den bedeutenden Schopfheimer Diplomaten des letzten Jahrhunderts. Franz von Roggenbach. Sie stehen
im Zusammenhang mit Beiträgen in den letzten Jahrbüchern, die ebenfalls noch bei der Stadt zu einem sehr
günstigen Preis bezogen werden können. Nicht zuletzt ist dieser Jahresband deshalb so bunt und anregend,
da auch Lebensgeschichten von bekannten Bürgern und Geschäftsleuten der Stadt zu Wort kommen. Der
Rezensent wünscht diesem Heimatbuch viele aufmerksame Leser. Helmut Bauckner

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