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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 6
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0008
Alle 10 Dörfer wurden vor der Zeit gegründet, aus der uns schriftliche Unterlagen vorliegen.
Daß sie auf altem Siedlungsboden liegen, beweisen zahlreiche frühgeschichtliche und römische
Einzelfunde, die mehr oder weniger zufällig im Bereich der Dörfer gemacht worden sind.
Außer den Untersuchungen von Pfarrer Schmid und Kreisschulrat Kuhn auf dem Kapf in
Kirchen und der Öffnung eines Grabhügels im Fohrenwald-Katzenberg bei Wintersweiler sind
mir systematische Ausgrabungen nicht bekannt.

Einen gewissen Hinweis auf die Entstehung unserer Dörfer geben die Ortsnamen: Blansin-
gen, Efringen, Egringen, Huttingen, Welmlingen. Vielleicht dürfen wir auch mit Fritz Schülin
den Wintersweiler Flurnamen "im Bübinger" auf einen Vorgänger der Ortschaft Wintersweiler
beziehen, dann endeten 6 von 10 Dorfnamen auf ingen, was auf alemannische Siedlungsgründer
hinweist. Kerns ist keltischen Ursprungs (Cambete), während die Herkunft des Namens
Istein noch unsicher ist. Mappach ist vielleicht die Bezeichnung für eine Ausbausiedlung;
Kirchen, von Chiriheim - Kirchheim, scheint eine fränkische Namensgebung zu sein. Jedenfalls
darf man annehmen, daß alle unsere 10 Dörfer auf über tausend Jahre Geschichte
zurückblicken können. Eine auffällige Besonderheit der Neuschöpfung Gesamtgemeinde
Efringen-Kirchen ist dadurch gegeben, daß acht Dörfer der alten Markgrafschaft Baden-
Durlach zwei Dörfer der bischöflichen-baselischen Herrschaft umschließen. Das weltliche
Regiment der Bischöfe von Basel endete zwar schon 1803. aber die Spuren des barocken
Absolutismus - cuius regio eius religio=der Herrscher bestimmt die Religion seiner Untertanen
- sind bis heute auffallend: zwei katholische Kirchtürme mitten unter 8 evangelischen. Bis in
unsere Tage hinein ist auch ein gewisser Unterschied der Mundart hörbar, was beweist, daß die
ehemals bischöflichen Dörfer lange Zeit abgekapselt waren gegenüber der markgräflichen
Nachbarschaft.

Doch sollte die Bedeutung dieser Unterschiede nicht übertrieben werden. Istein hat der
Basler Bischof (vor) 1139, Huttingen zweihundert Jahre später 1365 erworben. Schwierig
wurde der nachbarliche Verkehr erst, als im 16. Jahrhundert der Markgraf von Baden-Durlach
mit seinen Untertanen zur Reformation übertrat und eine Konfessionsgrenze in unserem Gebiet
entstand. Diese "Konfessionsgrenze" wirkte weiter auch nach der Einverleibung von Istein und
Huttingen in die Markgrafschaft 1803. Nach Dietschi: "Geschichte der Dörfer Istein und
Huttingen" setzte Ende des 30-jährigen Krieges eine hermetische Abschließung der bischöflichen
Dörfer gegen ihre baden-durlachischen Nachbarn ein. Wir haben also rund 200 Jahre
(etwa 1650-1850) eine Sonderentwicklung der Dörfer Istein und Huttingen. deren Spuren heute
noch nachweisbar sind. So hebt die Mundart der beiden ehemals bischöflichen Dörfer sich noch
heute deutlich ab vom Dialekt, der in den Nachbardörfern gesprochen wird. Doch ist das keine
besonders bemerkenswerte Erscheinung. Auch die übrigen Dörfer bewahrten bis vor etwa zwei
Generationen ihre spezifischen sprachlichen Besonderheiten, die heute im Zeitalter des Autos
wieder verschwunden sind, doch waren das Nuancen im Vergleich zur Sondermundart Istein-
Huttingen.

Die Erinnerung an die bischöfliche Landeshoheit ist nicht die einzige geschichtliche Spur,
die wir in unseren Dörfern finden. Wie schon erwähnt, steht der Name Chiriheim-Kirchheim-
Kirchen in Verbindung mit dem Sieg der Franken über die Alemannen. Um das Jahr 800 folgen
nun die ersten schriftlichen Erwähnungen einzelner Dorfnamen aus unserem Bereich,
voralleminSanktGallerKlosterurkunden. Diese "Erstnennungen" sind ein beliebter Aufhänger
für 1200-Jahr-Feiem und dergleichen und haben daher für das lokale Geschichtsbewußtsein
schon eine gewisse Bedeutung. Wir sollten aber daran denken, daß der Zufall eine große Rolle
bei der Erhaltung dieser Dokumente spielte und daß nicht alles, was wichtig war, schriftlich
festgehalten und auf uns überliefert worden ist. Im Hochmittelalter sammelte der Bischof von
Basel rechtsrheinisch eine große Zahl von Besitzungen, die ihm als weltlichem Fürsten
gehörten, denn geistlich war das ganze rechtsrheinische Gebiet dem Bistum Konstanz zuge-

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