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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 29
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0031
Am 31. Oktober 1760 kam der Landvogt von Landser. F. Neef, wiederum mit dem Meyer
und den Geschworenen von Kembs aufs "Eselgrün", wo die Badener anscheinend etwas
ausheckten. Man wußte, daß sie dort schon einige Nächte beim Ausstocken. Graben. Pfählesetzen
v erbrachten. Der Verdacht lag nahe, daß sie beabsichtigten, über die Grenze hinaus Steine zu
vergraben, um sie nach einiger Zeit "zufällig" als ehemalige Grenzpunkte aufzufinden.
Tatsächlich stieß man auf zwei solcher "Baustellen". 4 bis 5 Fuß tiefe Löcher am oberen Ende
der Insel, gegenüber dem "Zuckergrien".

Unterdessen gesellte sich Joseph Haas. Bürger und Eichmeister von Kembs, zu den Leuten
und erklärte, daß er letzthin, als er gegen 7 Uhr abends von der "Großen Insel" zurückkam.
Stimmen und verdächtige Geräusche vernahm. Er näherte sich leise der Stelle, wo er sich hinter
einem Gestrüpp verbarg und von wo er das ganze Spiel beobachten konnte. In der Tat waren
die von "drüben" an der Arbeit, und er hörte ungefähr folgendes Gespräch:

"Dunnerwatter. s'esch dief g'nueg!" - "Grab' numma witer. je diefer deschto besser" - "Besch
verruckt, i ha scho d' Schueh voll Wasser!" - "Macht nüt. grab numma witer...".

In diesem Moment näherte sich ein Hund dem Gestrüpp und fing an zu bellen! Die Leute
wurden stutzig: "Dunnerwatter. do esch ebber!" Als sich einer dem Gebüsch näherte, hob Haas
seine Büchse und rief: "Was machet ihr do, ihr Göuner? Ich will eich lehre. Stai z'versetze!"
Als darauf der Hund nochmals gegen Haas ansetzte, gab ihm dieser eine Ladung Schrot, worauf
sich der ganze Trupp auf und davon machte, in die Weidlinge und los nach dem heimatlichen
badischen Ufer.

Auch der Kembser Schreiner Jakob Drittart hatte von Jakob N.N. aus Blansingen erfahren,
wie sie. ein 14 Mann starker Trupp, nächtlicherweise auf der Insel arbeiteten. Er. Drittart. sei
auch in Kleinkems gewesen bei Jakob Haag, wo man ihm die 14 Leute aufgezählt habe, er
erinnere sich aber bloß an einen Johann. Sohn des Andreas und Enkel des Stabhalters Balthasar
(?). an Blasius Meyer und an den Sohn des Kromer. Der Hund, auf welchen Jos. Haas
geschossen hatte, gehörte dem Johann. Sohn des Andreas.

Für die Großkembser war diese Affäre von weittragender Bedeutung, ging es doch um
Übergriffe auf königliches Hoheitsgebiet. Der Meyer Jakob Schirmer verfaßte daraufhin ein
Protokoll über die Tätigkeiten der Markgräfler in Sachen Grenzsteinen und des Holzfrevels und
ließ es durch einen Boten dem Landvogt in Lörrach höchst persönlich überbringen. Schirmer
hatte trotz allem davon abgesehen, eine Meldung an seine Obrigkeit in Straßburg zu machen
in der Hoffnung, man würde die Schuldigen, insbesondere den als Anführer geltenden
Stabhalter von Blansingen. zur Rechenschaft ziehen.

Im Oktober 1761 hatte man doch endlich ein handfestes Protokoll über die Teilung der Inseln
und eine neue Grenzlinie am Rhein geschaffen. Das Projekt war ausgearbeitet und unterzeichnet
vom französischen königlichen Rat Fr. Noblat einerseits, v on Treitlinger und Joseph Süß. dem
markgräflichen Hofrat anderseits. Es war die sogenannte Noblatgrenze.

Der begleitende Plan wurde von den Geometem Le Mire und Diezer aufgenommen. Die
Grenzsteine wurden auf den Inseln eingemessen und gesetzt sowie "gesichert" durch solche
längs der Landstraße auf der elsässischen. am erhöhten Ufer oder gegen den Felsen auf
badischer Seite.

Von den mit R.M. (Rheinmarke) gezeichneten Steinen, diesen ehrwürdigen Zeugen einer
bewegten Zeit am Rhein, sind heute noch einige wenige vorhanden, einer davon im Kembser
Dorf an seinem ursprünglichen Platz.

Alle Schwierigkeiten am Rhein und auf den Inseln, alle "Spänne und Irrungen" waren bei
weitem nicht aus der Welt geschafft, aber die neue Ordnung, in welche man auch die Fischerei
einbezog, brachte Positives im nachbarlichen Verhältnis der Dorfgemeinschaften. Von
Wohlstand kann nicht die Rede sein, und was die Inseln abwarfen, war nach wie vor sehr
begehrt.

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