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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 50
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0052
Der Neubau kam an die Stelle der ehemaligen drei Häuser der Eptinger. Bärenfelser und
Brandtmüller. Anfangs 1701 wurde der bisherige Bauleiter, der Großhüninger Auge, vom
Basler Faesch abgelöst. Im April 1704 wurde dem Markgrafen ein nicht ungünstiges Gutachten
über den Bau abgeliefert. Im Januar 1705 bezog der Markgraf und seine Familie einen Teil des
Neubaues, der im April 1705 dann fertig erstellt war. Eine kunstgeschichtliche Würdigung der
ganzen Anlage geben Daniel Burckhardt-Werthemann ("Basler Nachrichten" v. 28.6.1908)
und "Das Bürgerhaus in der Schweiz".069

Markgraf Friedrich Magnus konnte seinen Basler Sitz nicht mehr häufig bewohnen: er starb
am 25.6.1709 in Durlach. Über seine Gemahlin Auguste Marie. Tochter des Herzogs Friedrich
III. von Holstein-Gottorp. wird unter F noch kurz berichtet. Sohn der beiden und Nachfolger
im Regierungsamt war Karl Wilhelm. Er hielt sich gern und öfter in Basel auf, wo er viele
Bürger kannte. Am 6. Mai 1697 heiratete der regierende Herzog Eberhard Ludwig von
Württemberg Johanna Elisabeth. Tochter des Markgrafen Friedrich Magnus, in Basel, und
wenige Wochen später führte der damalige Erbprinz Karl Wilhelm, ebenfalls in Basel,
Magdalena Wilhelmine von Württemberg, die Schwester Herzog Eberhard Ludwigs, an den
Traualtar (vergl. N4q-r). Die Hofkapelle und die Eingangshalle des Markgrafenhofes, die
allerdings zur Zeit der eben beschriebenen Hochzeiten noch nicht errichtet waren, aber danach
den Rahmen für manch glanzvolles Fest gaben, dürften sich im Bauzustand (nicht was die
Möblierung anbelangt) wenig von den beiden Bildern aus heutiger Zeit abgehoben haben.

Karl Wilhelm war ein großer Garten- und Blumenfreund. Er brachte die Liegenschaften,
welche hier im ersten Abschnitt ("Besitzdauer": mit Kaufdaten nach 1709) aufgeführt sind, in
seine Hand, um so einen ansehnlichen Garten anlegen zu können. Der Boden zwischen der
damaligen Neuen Vorstadt (heute Hebelstraße) und der Lottergasse (heute Spitalstraße) war in
jener Zeit sehr begehrt, weil dort die besten Stadtreben gediehen...wer weiß, vermutlich gab's
damals eine kurze Zeit echten Basler Markgräfler Wein (obendrein gar linksrheinischen)! -
Unter Karl Wilhelm erhielt der Markgräflerhof die größte Ausdehnung. Die Abbildung 17
vermittelt davon eine Vorstellung.

Von 1732 bis 1736 mußte Karl Wilhelm seinen Wohnsitz aus dem kriegsbedrohten Norden
seines Landes nach Basel verlegen. Mit ihm sank 1738 der letzte Markgraf ins Grab, der in
Basel Hof gehalten hat. Zwar blieb der Besitz noch 70 Jahre bei der markgräflichen, zuletzt
großherzoglichen Familie, doch war das große Gebäude meist ohne eigentlichen Hausherrn. Im
Herbst 1743 sollten sich der junge Erbprinz und sein jüngerer Bruder auf der Durchreise nach
Lausanne im Markgrafenhof aufhalten. Dem in Basel amtenden Schloßverwalter. Rat Herbster
, wurde frühzeitig befohlen,

"vor der Printzen Hinaufkunfft die in dem Cabinet befindlichen scandaleuse Porträts,
jegleichen die von denen ehemaligen Sängerinnen auf die Seite thun und deren Stelle etwa
mit anderen aus denen obersten Zimmern ersetzen".

...am Tag nach der Abreise der Prinzen schrieb Hofrat Bürcklin lobend an Rat Herbster:

" Ewer Wohlgeborn haben ganzt wohl gethan, dass sie die anstössige Gemähide auf die
Seite geschafft haben. Man braucht nicht selber Öl in das Feuer zu giessen, dergleichen
Dinge lernen sich ohnehin von sich selber.""2

Obwohl bereits 1764 die Bibliothek. 1765 die sog. alte Bibliothek des Basler "Markgräfler-
hofes" von Kleinkemser Schiffsleuten auf dem Rhein nach Karlsruhe gebracht und 1770 ein
Großteil der Kunstkammer und der Gemäldegalerie in die badische Hauptstadt abgezogen
wurde, scheint doch anderseits ein so bedeutender markgräflicher Beamter wie der lange für
Schloß Schwetzingen - und andere markgräfliche Schloßanlagen - zuständige Gartensachverständige
Johann Michael Zeyher häufig nach Basel beordert gewesen zu sein, um hier die
Grünanlagen zwischen Neuer Vorstadt und Lottergasse zu betreuen. Er wurde aber auch von
Basler Bürgern, so z.B. von der Familie Vischer, für die Terrassengärten zwischen Rhein und

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