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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 104
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0106
Die Verwendung des Feuers soll auf den Kult zu Ehren des gallischen Sonnengottes Taranis
zurückgehen. Ihm wurden Menschenopfer dargebracht, verpackt in einer aus Reisig geflochtenen
Figur, die von Scheiterhaufen umgeben wurde. Vielleicht erinnern der Böögg des
Sechseläutens in Zürich oder der Chluri in Sissach noch daran.

Mit dem Opfer wollte man den Gott günstig stimmen, damit er Fruchtbarkeit schenke. Je
höher das Opferfeuer brennt, je weiter die Funken stieben, desto fruchtbarer werden das Jahr
und die Felder. Häuser und Menschen sollen vom segnenden Schein der Flammen erleuchtet
und geschützt werden. Im gleichen Sinne gilt das Funkenspringen der jungen Paare über die
Glut als Glücksbringer, das Streuen der Asche auf die Felder als fruchtbarkeitsfördernd. Das
Beschmieren und damit Unkenntlichmachen des Gesichtes - das sog. brämen - hatte vom rituellen
Standpunkt aus denselben Zweck. Aus dieser Handlung ging die Vermummung
hervor.

Im Zuge der Christianisierung erfuhr das Feuer eine Wandlung im Sinne der Vertreibung von
Hexen. Dämonen und letztlich des Winters. Fasnachtsfeuer brennen noch allenthalben an
Invocavit. am Funkensonntag, um Basel herum sowie am Kienbesenumzug in Liestal. Diese
brannten früher auch in Basel auf dem Petersplatz und in den Vorstädten, ja auf der
Schützenmatte und in Gundeldingen noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts: sie wurden
aber im 19. Jahrhundert obrigkeitlich wegen Brandgefahr in der Altstadt stark eingeschränkt.

Das Maskentreiben geht auf die alamannische Tradition des Ahnenkultes zurück, auf den
Glauben an die Macht der Toten, die dem Acker Frucht und den Frauen Kindersegen bringen.
- Sie durchbrausen als wütendes Heer vorzüglich in den Rauhnächten, den Nächten vor hohen
Festen, mit wildem Spektakel die Lüfte und stiften allenthalben Heil und Unheil. Ihr Anführer
ist der harilo king. der Herlechinus oder Heerkönig, aus dem später unser Arlequin wird.

Charakteristisch ist. daß die männliche Jungmannschaft sie auf Erden verkörpert und ihr
Unwesen meist nachts nachahmt. Ihr Schritt ist Tanz, ihre Stimme geisterhaft, seltsame
Geräusche begleiten sie.

Abb. 1: Kienbesemimzug am Funkensonntag in Liestal

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