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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 116
(PDF, 29 MB)
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und 1 1/2% des Umsatzes an Getränke- und Eßwarenverkauf als Jahresgebühr an den Staat
abgeben. Dem Wirteverband sind sie ein Dorn im Auge, wenn auch viele Cliquen daneben ein
Stammlokal mit entsprechend geschmücktem Stammtisch führen.

Waren früher nur Männer in Cliquen aufnahmefähig, tauchen ab 1921 Trommler- und
Pfeiferinnen im Barbaraclub, die sog. Barbaragumsle, auf. 1937 bildeten bei der Alti Richtig
abgeblitzte Frauen die erste Frauenclique - die Abverheyte -, heute sind gemischte Cliquen
selbstverständlich. An der Fasnacht bildet die Clique einen Zug gemäß folgender Marschordnung
(mit Variationen):

Vorreiter (seit Abschaffung der Kavallerie selten) oder "J unter eßli" (an den Schultern
Kostümierter hängende Pferdeattrappen mit Tuch - Junte (Weiberrock) - behangen). Vortrab,
Requisit. Laterne, Spiel, bestehend aus dem "Pfyfferryys" (Pfeifergruppe, ryys von Reisiglaufen
), Tambourmajor und "Drummelryys" (Trommlergruppe) - schließlich Wagen. Im Zug ist
der Tambourmajor die hervorragendste Person. Er muß die Märsche ansagen und genau
kennen, um rechtzeitig mit dem Stock abwinken zu können. Früher beherrschte er auch das
Stockwerfen, das der Tramdrähte wegen leider in Abgang gekommen ist.

Morgenstreich

Der Begriff taucht erstmals 1808 auf. Er bezeichnet den Auftakt zur Fasnacht, im 18. Jh. noch
an Montag und Mittwoch um 7 Uhr, ab 1804 um 5 Uhr und ab 1835 um 4 Uhr. Trommeln war
damals bis zum Zapfenstreich der "Stänzler" (Standestruppe) erlaubt. 1912 verschwand der
Mittwochmorgenstreich, dafür wurde Trommeln bis 22 Uhr erlaubt. Traditionsgemäß wird der
Marsch - ursprünglich ein Signal. "Sammlung" bedeutend, 1819 in der Pfeifer- und Tam-
bourordonanz erstmals publiziert - von allen Cliquen zusammen und einmal zu Beginn der
Fasnacht gespielt. Bis um 7 Uhr bleiben die Straßen und Gassen der Innenstadt verdunkelt.

Als Kostüm trägt man Charivari, d.h. irgendeine Verkleidung ohne Bezug zu einem
bestimmten Motto, vielfach ein weißes Nachthemd und eine Larve mit verschlafenem Gesicht,
schließlich ist es vier Uhr morgens! Eine Kopflateme darf so wenig fehlen wie die Steckenlaterne
im Vortrab.

Eßwaren

Neben den oben schon genannten Mehlsuppe und Zwiebelwähe (die 1859 erstmals erwähnt
wird) werden an der Fasnacht weitere Spezialitäten zubereitet, nämlich Fasnachtskiechli, aus
Mehl. Eier, Rahm, Butter und Salz in heißem Fett gebackene Fladen, die. mit Staubzucker
bestreut, zu Buttenmost oder Schlagrahm verzehrt werden, und Faschtewäje, mit Kümmel
bestreute Bretzel zu Tee oder Kaffee. - Bis zum 18. Jh. waren die stadtnahen Gemeinden
verpflichtet, der Obrigkeit ein Fasnachtshuhn abzugeben.

Route

Ursprünglich zogen die Cliquen frei durch die Stadt, dann wurde Einbahnverkehr, schließlich
ab 1973 "Contremarsch" verfügt der Menge der marschierenden Einheiten wegen (1992
waren 517 beim Comite angemeldet!), um nach Möglichkeit Staus zu vermeiden und den
cortege flüssig zu gestalten. Unter "Contremarsch" versteht man zwei konzentrische Routen,
die rote äußere, im Gegenuhrzeigersinn zu begehen, die blaue innere im Uhrzeigersinn, verteilt
im Raum zwischen Wettsteinbrücke-Hammerstraße-mittlere Brücke-Aeschenplatz. Kreuzen
derselben ist nicht erlaubt. An zwei öfters wechselnden Standorten stellt sich das Fasnachts-
comite zur Begutachtung der Cliquen auf (heute Claraplatz und Steinenberg). Der Abmarsch

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