Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 121
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0123
den Impuls. So gab Tambour-maTtre Johannes Bühler 1819 eine Tambour- und Pfeiferordonnanz
heraus, die u.a. Generalmarsch. Sammlung ("Morgestraich"). Zapfenstreich. Tagwacht
und die neun Feldschritte (die ersten neun Verse der "Alten Schweizer") enthielten. Nach
diesen einfachen überlieferten Ordonnanzen des 18. Jh. trommelte die Basler Jugend in
raschem Schritt bis in die 50er Jahre des 19. Jh. Allmählich trat ein starker Rückgang der
Beteiligten ein, so daß schließlich nur noch wenige Grüppchen von Virtuosen-Trommlern -
nach Polizeiberichten mehr betrunken als trommelnd - umherzogen.

Neuen Impuls gab der Kunst Samuel Fürchtegott Severin (1838-88) durch Verfeinerung der
Technik, Einführen neuer, der französischen Schule entlehnter Rufe, die er in seiner ersten
Sammlung von Basler Trommelmärschen 1870 herausgab und durch Anregung zu Trommelkonzerten
und Preistrommeln ab 1879 zu deren Popularisierung beitrug. Allerdings
verlangsamte sich dank neuer und subtiler Streiche (Schlagkombinationen) das Tempo, so daß
noch heute der Marschschritt 90-100 Schritte in der Minute gilt. Bestimmend ist auch die
standardisierte Herstellung der Schlegel aus Buchsbaumholz, die früher vielfach selbst
geschnitzt wurden.

Mit der 1908 eingeführten allgemeinen Trommelschule der vereinigten Fasnachtscomites
erlebte das Trommeln einen erneuten Impuls, bis diese schließlich ab 1909 von cliqueneigenen
Schulen abgelöst wurde. In den Trommelstunden wird während des Jahres nicht auf der
Trommel, sondern auf "Drummelbeggli", einem nylonbespannten Reifen auf Holzunterlage,
geübt.

Zu Beginn unseres Jahrhunderts waren besonders Carl Dischierund Friedrich Otto bemüht,
neue Trommelmärsche herauszugeben, ab 1911/12 auch mit Piccolobegleitung, wie die Alte
Schwyzermärsch. Arabi (engl. Grenadiermärsche). Morgestraich. überarbeitete neue Schweizermärsche
, Vaudois (1905) etc. Heute gibt es mindestens zwanzig reine Trommelmärsche.

Entscheidend für die außerbaslerische Verbreitung derselben trugen mehrere Versuche einer
Notenschrift bei, wovon jene von Fritz Berger sich durchzusetzen wußte.

Trommeln war in Basel nicht immer erlaubt, doch seit 1852 ist es 4 Wochen vor Fasnacht
zu Übungszwecken in Häusern. Nebenwegen und freien Plätzen zugelassen. Seit 1970 werden
durch Plakate die Orte, an denen Trommeln verboten ist (u.a. Spitalzonen), öffentlich
publiziert.

Wer schlecht trommelt, muß sich Ausdrücke wie "Gnepfler", "Bepperler" oder "Staiablader"
gefallen lassen, wer mit dem Schlegel auf den Holzreifen schlägt, ist ein "Holzer". Während
eine trommelnde Frau noch vor dem zweiten Weltkrieg ein Ereignis war. fallen sie heute kaum
mehr auf.

Piccolo I Holz I s'Schyt I Schreyholz

Noch weit ins 19. Jh. begleiteten Querflöten in geringer Zahl das Trommelspiel. Die flauto
piccolo. die kurze Querflöte, wurde gegen Ende des 18. Jh. entwickelt, zunächst als Holzrohr
mit sechs Löchern, denen allmählich als Kompromiß zum Böhmschen Konzertpiccolo Klappen
beigefügt wurden. Unser heutiges Holz- oder Plastikinstrument weist sechs Löcher, sechs
Klappen, ein Gewicht von 125 g und eine Standardlänge für die C-Stimmung auf. Für die erste
Stimme werden die Löcher eng, für die 2. Stimme weit gebohrt.

Wie erwähnt, treten Pfeifer spät ins Fasnachtsgeschehen ein. zunächst in kleinen Gruppen
und einstimmig drei oder vier Märsche spielend, was sich neben Mandolinenclubs. Geigenquintetten
und Harmonikagruppen eher kläglich ausnahm.

Ansätze für Märsche mit Piccolobegleitung finden sich in August Hegars 1850 herausgegebener
"Sammlung der beliebten Schweizer Märsche arr. für Flöte", die heute in den Alten
(Standardversion erst 1917 publiziert) und Neuen Schweizermärschen integriert sind. Ein

121


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0123