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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 125
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0127
kommerzialisierten Volkskunst geebnet. Zeuge davon ist die Laternenausstellung am Fasnachtsdienstag
.

Nach dem ersten Weltkrieg wich der reine Dekorationsstil zugunsten von Schöpfungen im
jeweils herrschenden zeitgenössischen Stil in neuer Leuchtkraft dank bunter Farben, immer
unter der Ägide namhafter Künstler, denen aber auch begabte Amateure vielfach nicht
nachstehen. Fördernd wirkten die ab 1921 neu eingeführte Laternenausstellung und dazu die
kunstkritischen Kommentare aus der Feder von Dr. Edwin Strub in der damaligen Nationalzeitung
.

Von den 30er Jahren an entwickelte sich das Schema, die Vorderseite der Laterne als
Kampfseite, plakativ, auf die Feme wirkend, großzügig und signethaft zu gestalten: die
Rückseite mehr erzählerisch, versöhnend, oftmals in kleinen Szenen, immer möglichst witzig
und karikierend. Von den beiden Schmalseiten ist die eine der Erklärung des Sujets, die andere
Cliqueninterna gew idmet. Cliquennamen und Datum fehlen nicht, ebensowenig zu jedem Bild
bissige Verse, sog. Ladärnesprüch.

Heutige Laternen erreichen eine Größe bis zu 20 nr. resp. 40 m2, wenn das "Hintermalen"
dazugerechnet wird. In Anbetracht der Tramdrähte sind die Extremmaße vorgeschrieben,
nämlich. 4.90 m in der Höhe (die Höhe der Trägerschultern auf 1.60 m bemessen) bei 3 m
Breite.

Zuerst wird ein Gestell nach dem Entwurf des Malers durch einen Schreiner hergestellt,
leicht und stabil zugleich unter Garantierung der Transparenz, d.h. der gleichmäßigen Verteilung
des Lichtes. Zu beachten ist auch, den bequemen Ein- und Ausstieg in die Laterne zu
sichern, um dem Malerdas Hintermalen und dem Beleuchtungschef den Zugang zur Lichtquelle
zu erlauben. Ferner muß die Laterne oben offen bleiben, um einen Wärmestau zu verhindern.

Ist das Gestell fertig, dann wird es mit Leinwand- oder Baumwolltuch bespannt, mit der
Bostichkanone fixiert und mindestens dreimal an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit
Gelatine (Tiergelatine im Wasserbad von 40°) bei einer Ateliertemperatur von 20° geleimt. Dieser
Prozeß muß eine sattgespannte Leinwand ohne Poren garantieren, was mit einer ins Innere
gehaltenen Laterne geprüft wird: "blitzt" sie noch, muß nochmals geleimt werden.

Dann schreitet der Maler zur Ausführung: seinen vorher von der Sujetcommission gebilligten
Entwurf projiziert er entweder auf die Leinwand oder er überträgt ihn mittels Kohle oder
Bleistift von Hand ins Koordinatensystem, was insofern vorteilhafter ist, als keine Parallaxe zu
befürchten ist.

Gemalt wird mit Acryl-/Anilin-(Industriepigmente) /Plakatfarben, seltener mit Tusche oder
leichter Ölfarbe. Tempera ist verpönt, da deckend. Dazu sind viele Marmeladengläser notwendig
, die nach Farbverdünnung und -tönen aufgestellt werden, die hellen Töne vorne. Durch
Hintermalen in demselben Farbton sichert man der Laterne Leuchtkraft. Selten sind mit buntem
Cellophan oder Seidenpapier geklebte Laternen.

Ist die Laterne fertig gemalt, versammelt sich die Clique anläßlich einer "Sprüchlisitzig" um
diese und kreiert die Laternenverse, Zwei- oder Vierzeiler zur Erläuterung der bildlichen
Komposition, sog. Sujetverse, politische Verse oder Blödelverse. Als letzter Schritt folgt das
Lackieren zum Schutz der Malerei vor Wettereinfluß.

Sujet (Süschee)

Darunter versteht man das Motto, irgendein Ereignis des vergangenen Jahres aus dem
politischen, kulturellen oder alltäglichen Leben der Stadt, resp. der Schweiz oder des Weltgeschehens
, das die Clique persifliert und mittels Laterne. Cliquenkostüm (Spiel und Vortrab),
Requisit, Zeedel und Wagen darstellt.

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