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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 168
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0170
Der Ort oder das Flecklein Giittigheim

Was Vogt Kaltenbach in seinem Lagerbuch von "Geudtingen" berichtet6l: Das Fleckhlein
habe einen eigenen Tannenwald, einen beeydigten Wald, in dem sich die Bewohner nach
Belieben beholzen können. Strafen und Holzerlös gehören denen von Geudtingen. Die von
Geudtingen müssen ihre Straßen. Pfade und Wege in Ordnung halten, so die Laufener Gasse,
den Hasselgraben bis an die Tiefmatten hinauf, auch bis an den Wolfsacker. Sie haben den
Bach zu säubern und für Weg- und Bachpflege das nötige Holz aus ihrem Wald zu geben.

Aus diesem Bericht geht hervor, daß Giittigheim ein kleiner Ort war. der auch zu einer
kleinen Kapelle kam.

Die Erharduskapelle in Giittigheim

Vogt Kaltenbach schreibt in seinem Lagerbuch: "Auch ist an dem Ort, da jetzt der
Landschaftliche Speicher steht, eine Capelle gewesen, die ich noch gesehen. Stund ein Bild
auf dem Altärlein mit Nahmen Erhardtus".

Der hl. Erhard1' (Fest am 08. Januar). Bischof von Regensburg, wurde um 700 in Narbonne
geboren: er hatte eine umfangreiche Missionstätigkeit im Elsaß entfaltet, dort 7 Klöster
gegründet und soll die hl. Odilia getauft haben. Daher wird er mit 2 Augen auf einem Buch
dargestellt. Er genoß schon sehr früh eine hohe Verehrung. Papst Leo LX. (Graf Bruno von
Egisheim im Elsaß) hob ihn 1052 zu Ehren der Altäre, und in Gütigheim kam er zu Ehren
in der Kapelle wegen seiner Hilfe gegen die Pest und die Viehseuchen8'. Hierzu schreibt Vogt
Kaltenbach in seinem Lagerbuch: "Von meinen lieben Voreltern habe ich gehört, daß vor
Zeiten Gütigheim ein ziemlich fein Dorf gewesen, ist aber wegen Sterbendter Läuffen
(Seuchen) also abgegangen, daß viele lehre Hofstätten geworden."

Giittigheim zu späterer Zeit

Das Kloster St. Georgen im Schwarzwald hat seine Rechte auf die Geld-, Frucht- und
Weinzinsen bis zur Reformation beibehalten. Nach der Reformation und vor allem nach dem
Klosterbrand im Dreißigjährigen Krieg, als es daraufhin nach Villingen verlegt wurde, hat
die Einnahmen aus Güttigheim der Württembergische Kirchenrat eingezogen. Der Geschichte
der Gemeinde Britzingen61 entnehmen wir, daß im Jahre 1662 der Herzog Eberhard
von Württemberg von Stuttgart aus dem Klosteramtmann befiehlt, den Oberamtmann von
Badenweiler um Amtshilfe anzugehen, damit die öden Güter wieder mit Nutzen an den Mann
gebracht werden. 1746 reitet der Klosteramtmann Speidel von St. Georgen aus ins Markgräf-
lerland. nimmt Quartier in Britzingen und stellt u.a. Ausstände von 73 Saum Wein (ca. 1000
Liter) fest. Der Klosteramtmann Speidel reitet einige Male u.a. auch nach Müllheim, um
einen neuen Klosterpächter ausfindig zu machen. Er benötigte 12 Stunden für eine Route, die
ihn über Furtwangen-Kalte Herberge-Freiburg nach Müllheim führte. Die Post, so erfährt
man nebenbei, wurde ab und zu von Glasträgem befördert. Wegen der schlechten Erträge
möchte er das Klosteramt St. Georgen gerne verkaufen, es findet sich jedoch kein Käufer.
Nun wollte man mit Baden wegen verschiedener Rechte tauschen, und die Gefälle werden
jetzt allerdings umständlich ausgerechnet. Da kam die Französische Revolution mit ihren
Kriegsfolgen und machte den Abschluß eines Tauschgeschäftes unmöglich. Schließlich

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