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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 174
(PDF, 29 MB)
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Ortschronik zu schauen oder sich anderweitig über die Wehrer Geschichte zu informieren. Ich
freue mich, daß durch ein Festmagazin und die Artikel in den örtlichen Zeitungen die
Gelegenheit dazu geboten werden konnte. Und in noch einer anderen Tatsache schlägt sich das
größere Geschichtsbewußtsein nieder. Der im Vergleich zu früheren Jahren beträchtlich
gestiegene Besuch der Geschichtsvorträge unserer Volkshochschule zeigt mir, daß dieses
gewachsene Interesse ein Resultat unseres Festjahres ist.

Wenn ich mir nun das Jubiläumsjahr im Zusammenhang der Wehrer Nachkriegsgeschichte
ansehe, so meine ich, daß dieses Jahr uns vielleicht ähnliche Impulse zu geben vermag wie die
Stadterhebung von 1950. Damals ist das Ansehen Wehrs in der ganzen Region beträchtlich
gestiegen. Wehr war nicht mehr das Industriedorf, das zwar eine starke Ökonomie besaß, das
aber den Übergang zu einer städtischen Lebensatmosphäre nie so richtig schaffte. Ich meine
ein gewisses Auseinanderklaffen von ökonomischer Leistungskraft und städtischer Lebenskultur
zu erkennen. Dies machte sich meiner Meinung nach in einem teilweise gebrochenen
Verhältnis der Wehrer zu ihrer Stadt bemerkbar. Denn der Übergang vom Dorf zur Stadt mußte
ja auch erst einmal mental verarbeitet und verkraftet werden.

Wehr hat sich unter der Führung meiner Vorgänger zweifellos seit der Stadterhebung
hervorragend entwickelt, wenngleich auch Mitte der 80er Jahre noch eine Vielzahl von großen
Aufgaben zur Lösung anstanden. Am vordringlichsten war die Stadtentwicklung. Hier war
gegenüber den Nachbarstädten viel aufzuholen. Ich sah 1986 vor allem in drei Punkten
Handlungsbedarf: Der Ortskern von Wehr sollte attraktiver und moderner geprägt werden. Die
Stadtsanierung insgesamt mußte forciert werden. Das Problem mit der Bundesstraße 518, die
durch Wehr und dadurch zu einer empfindlichen Einbuße der Lebensqualität führt, mußte in
die Realisierungsphase gebracht werden. Und dann - das wurde mir gleich zu Beginn bewußt
- war die Identifikation der Wehrer mit ihrer Stadt ungenügend ausgeprägt. Ich wollte also
etwas für das "Wir-Gefühl" tun. Das hieß für mich u.a., strukturelle Veränderungen in der Stadt
zu vollziehen.

Der Handlungsspielraum bestand dazu in den "fetten" achtziger Jahren. Wir hatten nie
Probleme mit Arbeitsplätzen im gewerblichen Bereich, zumal wir nach 1945 durch das Bleiben
der Ciba-Geigy und die Ansiedlung weiterer Betriebe auch Strukturänderungen innerhalb der
Wirtschaft bewältigen konnten. Auch unseren Textilbetrieben war es immer wieder gelungen,
sich neuen Marktanforderungen erfolgreich zu stellen, wenngleich die heutige Situation der
Wehra GmbH zu betrüblichen Gedanken Anlaß gibt.

Also waren in den achtziger Jahren die Mittel frei, ein riesiges Sanierungsprojekt zu
beginnen, dessen Auswirkungen Sie nachher, wenn man Sie durch Wehr führt, mit Ihren
eigenen Augen betrachten können. In die Stadtsanierung haben die Kommune, das Land und
die private Hand bisher 70 Millionen DM investiert, z.B. in den Bau der Stadthalle, in den
Talschulplatz und die Sanierung des Enkendorfes. Dies findet Anerkennung bei uns und auch
in der gesamten Hochrhein-Region. "In Wehr", diesen Satz hört man jetzt immer häufiger, "läßt
es sich gut leben."

Einen weiteren ganz großen Schritt in Richtung verbesserte Lebensqualität haben wir mit
dem Beginn des Baus der Umgehungsstraße getan, an der mit Hochdruck gearbeitet wird. Sie
wird hoffentlich Mitte der neunziger Jahre fertiggestellt sein. Dann bekommen wir einen
Großteil des Durchgangsverkehrs weg, und die Stadtsanierung erhält ihren "i-Punkt".

Allerdings sind wir mit der Sanierung noch lange nicht am Ende. Die Gebäude und Plätze,
die durch die Maßnahmen entstanden, müssen ständig mit Leben erfüllt werden. Diese
Probleme können nicht in vier, fünf Jahren gelöst werden. Aber wir sind heute eine Stadt, die
viele Möglichkeiten bietet und gerade für junge Familien attraktiv ist. Dies bemerken wir an
der überdurchschnittlich hohen Zuzugsquote, die uns im Bereich der Infrastruktur viel
abverlangt. Die Arbeits- und Ausbildungsplätze in Wehr und der Region sind so vielfältig, daß

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