Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 1.1993
Seite: 180
(PDF, 29 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0182
Persönlichkeiten der Familie porträtieren, käme ich so rasch nicht zu einem Ende. Von
bedeutenden Verwaltungsbeamten. Geistlichen. Militärs und sogar Finanziers müßte die Rede
sein, die in der Geschichte des Hochrheins immer für eine Starrolle gut waren.

Ich will mich auf ein einziges Mitglied dieser Familie beschränken, die aus dem Elsaß
stammt und sich, wie Werner H. Frese in seiner Dissertation nachgewiesen hat. um die Mitte
des 14. Jahrhunderts im Wehratal etablierte. Im Jahr 1365 erwarb Rudolf von Schönau die
Pfandschaft Wehr. Trotzdem soll nicht er im Mittelpunkt stehen, sondern seine Frau, die dem
Adelsgeschlecht nach einer verheerenden Katastrophe das Überleben gesichert hat.

Nachdem die Familie einen kometenhaften Aufstieg am Hochrhein erfahren hatte, in dessen
Verlauf es ihr gelang, durch kluge Heiratspolitik und die Anbindung an das Haus Habsburg
ihren Besitz beträchtlich auszuweiten, kam es im Gefolge der Sempacher Schlacht von 1386
zu einer existenzgefährdenden Krise. Wie Sie wissen, hatten die Habsburger alles daran
gesetzt, die aufstrebende Eidgenossenschaft im Keime zu ersticken. Die Aktionen des Hauses
Habsburg endeten in der Tragödie von Sempach, in der sich nicht nur eine neue Militärstrategie,
sondern auch ein neues historisches Prinzip durchsetzte. "Die glücklosen Kämpfe der Habsburger
gegen die Eidgenossen, die", wie Frese ausführt, "ihre finanziellen Kräfte überforderten und
ihre in Kriegsrüstung gesteckten Gelder zu Fehlinvestitionen machten, konnten nicht ohne
Auswirkungen auf den beteiligten Adel bleiben." Rudolf Q. Hürus. der sogenannte ältere
Rudolf, blieb wie viele andere auf dem Schlachtfeld der adligen Ehre. Ihm hatte die Familie den
Aufstieg zu verdanken, und als er fiel, drohte der Fall in die Bedeutungslosigkeit. Möglicherweise
war der Aufstieg, ganz abgesehen von Sempach. auch zu schnell erfolgt und hatte die Kräfte
der Familie überspannt, so daß der Aufschwung "zuungunsten einer gesunden Solidität"
gegangen war "etwa in der Weise, daß durch die ständige Erhöhung der Pfandsätze das
Verhältnis von Kapital und Verzinsung immer weiter auseinanderklaffte". Möglicherweise
hatte aber auch noch zusätzlich die infolge der Pestseuchen zu verzeichnende Abnahme der
Bevölkerung negative ökonomische Konsequenzen.

In dieser schier ausweglosen Situation behielt Anna von Klingenberg, mit der Rudolf II. in
dritter Ehe verheiratet war. die Übersicht. Rudolf hatte die vermögende Adelige wahrscheinlich
um 1381 geheiratet. Sie hatte ein beträchtliches Vermögen in die Ehe eingebracht, das auch
nach 1386 "anscheinend noch unversehrt vorhanden war". Anna, die "eine sehr energische
Dame gewesen" sein muß. spielte in dieser kritischen Phase die Rolle ihres Lebens. Sie focht
"mehrere Streitfragen mit dem Kloster Säckingen aus", für das man das Maieramt versah, und
versuchte, "in einer Reihe von Besitzveräußerungen als Verkäuferin oder Mitverkäuferin die
Krise nach 1386 zu meistern". Letztlich ist es der umsichtigen Witwe "im ersten und zweiten
Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts" gelungen, "den Niedergang des schönauischen Hauses
aufzuhalten, das noch Vorhandene zu konsolidieren und mit dem Wiederaufbau zu beginnen".
Daß bereits im Jahr 1425 Albrecht von Schönau an das Kloster St. Georgen zu Stein am Rhein
ein Darlehen von 6.000 fl. auszahlen konnte, geht mithin auf das Konto der Anna von
Klingenberg. Durch sie avancierten die Schönauer zu einer der kapitalkräftigsten Adelsfamilien
am Hochrhein. Anna starb, wie man der von Walther Merz aufgestellten Stammfolge entnehmen
kann, um das Jahr 1419.

Die nächsten Jahrhunderte sahen eine Ausweitung des Schönauischen Einflusses, der auch
nach der Teilung in verschiedene Linien nicht abnahm. Die Herren von Schönau traten in Wehr
auch als Mitbewohner in Erscheinung. Sie prägten das Dorf baulich: Das Alte und das Neue
Schloß wurde von ihnen erbaut.

Abgesehen vom Einfall der Armagnaken im August 1444. vom Plünderungszug der Basler
im Jahr 1446, vom Bauernkrieg im Jahr 1525 und der Erhebung der Bauern im sog.
Rappenkrieg von 1612-1614 war es relativ ruhig im Wehratal geblieben. Erst mit dem
30jährigen Krieg, dem mörderischen Einbruch der Schweden und dem Wüten der Pest im Jahr

180


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-01/0182