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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 91
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1993-02/0093
Juden in Schliengen?

Rüdiger Hoffmann

Gab es doch gar nicht, ist die Antwort von Einheimischen auf diese Frage. Sie wurde aber
1986/87 gestellt, gelegentlich der Ausstellung im Schliengener Rathaus "Schliengen in
schwerer Zeit 1939-1945", wo Auswärtige Anstoß daran nahmen, daß "kein Wort über die
Juden" zu finden gewesen sei. Tatsächlich waren seit Jahrhunderten keine Juden in Schliengen
ansässig, auch nach der Judenemanzipation im 19. Jahrhundert nicht, wie Nachprüfungen im
Gemeindearchiv (z.B. Volkszählungslisten von 1864 und 1900. Wählerliste von 1914) gezeigt
haben.

Und doch gab es einmal eine Zeit, wo jüdische Familien für einige Jahre in Schliengen
wohnten. Die historischen Unterlagen im Archiv der Basler Bischöfe - diese waren bekanntlich
bis 1802 die Territorialherren der rechtsrheinischen Dörfer Schliengen. Mauchen und Steinenstadt
sowie Istein und Huttingen - zu Pruntrut (Porrentruy im Schweizer Jura) geben einigen
Aufschluß. Sicher ist. daß es in Schliengen nie ein jüdisches Bethaus oder gar eine Synagoge
gegeben hat. auch keinen jüdischen Friedhof, wie etwa in Kirchen. Sulzburg oder später auch
in Lörrach oder Müllheim. Die Schliengener Juden sind damals in Sulzburg beerdigt worden.

Jude?} als Dorfbewohner

Aber seit 1542 lassen sich im rechtsrheinischen Bereich des Fürstbistums Basel Juden
nachweisen. Dies steht vermutlich im Zusammenhang damit, daß in diesem Jahr die Juden aus
der Stadt Basel vertrieben wurden. Der Bischof hatte zu diesem Zeitpunkt dort keinen Einfluß
mehr, nachdem die Basler 1529 protestantisch geworden waren und der Bischof seine Residenz
von Basel nach Pruntrut hatte verlegen müssen. 1542 nimmt Fürstbischof Philipp von
Gundelsheim die in Schliengen wohnhaften Juden Liebmann und Abraham unter seinen
Schutz, und das für die Dauer von zehn Jahren. Im Archiv des Oberamtes Birseck ist urkundlich
belegt, daß der Jude Liebmann sich wegen eines begangenen Frevels mit dem Basler Bischof
"vertragen" und fünf Pfund Buße bezahlt hat.

Friedrich August Metzger schreibt in seiner "Ortsgeschichte von Schliengen" (1919) auf S.
43/44: "1545 wurden etliche Juden in Schutz genommen, den sog. Judenschutz, und zwar auf
zwölf Jahre, um ein jährliches Schutzgeld von 40 Gulden und 24 Ellen Samt sowie 24 Ellen
Damast. Wollte einer vor Ende der Schutzzeit abziehen, so mußte er Abzugsgeld bezahlen.
Zum Schutzgeld an den Landesherrn kamen noch Verpflichtungen an die Gemeinde mit
Fronen, Wachen, Umgelt und dergleichen. Trotzdem waren sie keine vollwürdigen Bürger,
sondern nur Fremde, denen nur vorübergehend Schutz gewährt wurde. Auch durften sie
Liegenschaften, die sie gekauft hatten, nicht länger als ein Jahr behalten. Wie lange Juden in
Schliengen ansässig waren, und warum sie wegzogen, konnte nicht festgestellt werden."

Im Pruntruter Archiv finden sich dann wieder Angaben über Juden in Schliengen: 1558 ist
ein Jud Eberlin genannt, derein "Satzgeld" von 25 Pfund bezahlt, während die Witwe Abraham
15 Pfund zu entrichten hat. Für das Jahr 1574 ist ein Jud Ulmann oder Ule bezeugt, der aus
Merxheim im Elsaß gekommen war. Aus dem Jahr 1576 ist eine ganze Liste von Namen
vorhanden: "Isaac und Oßwaldt. Joseph. Salomon. Abraham. Herz oder Hirtz. Bluemlin, Judin
daselbsten wittfrau, Abraham. Jud zu Altingen. In Steinenstadt, das zur baslerischen Untervog-
tei Schliengen gehörte, sollen Mosse und Raphael, in Mauchen Mosse. Jacob Sun gewohnt

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