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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 119
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Leonardo da Vinci kommt jedoch das Verdienst zu. als erster mit empirisch-wissenschaftlichen
Methoden technische Lösungen, auch und gerade für das Fliegen, ermittelt zu haben.
Das Universalgenie beobachtete genau den Vogelflug und die Anatomie der Vögel und entwarf
in seinem vierbändigen Werk, dem "Codex vom Vogelflug". Flugapparate. Diese werden zwar
mit der Muskelkraft der Beine angetrieben, besitzen aber schon Höhenruder. Sogar den
Hubschrauber oder den Fallschirm hat Leonardo sich schon ausgedacht, allerdings kamen seine
Erfindungen kaum über die Konstruktionszeichnung hinaus. Wären seine Entwürfe realisiert
worden, der Traum vom Fliegen wäre sicher schon früher in Erfüllung gegangen, wäre also
nicht für weitere Jahrhunderte unzähligen Phantasten überlassen geblieben, die mit ihren
Flugversuchen mitunter Staunen und Bewunderung, meist jedoch den Hohn und Spott ihrer
Zeitgenossen ernteten. So auch der "Schneider von Ulm", unter bürgerlichem Namen als
Albrecht Ludwig Berblinger bekannt, der am 31. Mai 1811 mit einem Flügelpaar von der
Adlerbastei aus im Gleitflug mitten in die Donau stürzte.

Erste ernsthafte Flugversuche wagte hingegen der Brite Sir George Cayley ab 1804. dessen
Dreidecker-Hanggleiter im Jahre 1849 tatsächlich einen zehnjährigen Jungen einige Meter
v om Boden hochhob. Mit dem jahrelang im Modell erprobten Eindecker des französischen
Marinenoffiziers Felix du Temple de la Croix gelang 1874 einem Seemann an einem Hang bei
Brest der erste motorisierte Luftsprung der Fluggeschichte. 15 Jahre später veröffentlichte Otto
Lilienthal sein Buch über den Vogelflug, entwickelte danach seine Gleitflugzeuge und
erreichte in Hunderten von Gleitflügen Flugweiten von 90 bis 230 Metern, ehe er am 6. August
1896 bei einem Absturz den Tod fand.

Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts, also gerade vor etwas mehr als neunzig Jahren, gelangen
die ersten Motorflüge über größere Entfernungen: Am 17. Januar 1902 legt der Deutschamerikaner
Gustav Weißkopf - seit seiner Übersiedlung in die USA nennt er sich Gustave
Whitehead - mit seinem Modell Nr. 22. das schon einen geschlossenen Rumpf, ein Fahrwerk
und zusammenklappbare Flügel besitzt, im Motorflug eine Distanz von sieben Meilen zurück.
Präziser steuern ließ sich zwar die von Wilbur Wright gebaute und von seinem Bruder Orville
geflogene Maschine "Flyer 1". doch war sie am 17. Dezember 1903 zuerst nur zwölf Sekunden
in der Luft und überbrückte dabei lediglich 36 m. bevor drei weitere Hopser bis zu 260 m
gelangen. Lange Zeit galten aber die "publicity "-tüchtigeren Brüder Wright als erste Motorflieger,
bis Luftfahrthistoriker diese technik-historische Leistung erst nach 1964 Gustave Whitehead
zuschreiben konnten. Der Bann war jedenfalls gebrochen, ein uralter Menschheitstraum seit
der Antike endlich in Erfüllung gegangen. Ikarus sozusagen rehabilitiert. Eine rasante Entwicklung
setzte danach ein. die wiederzugeben den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen würde.

Die Rückkehr des Ikarus an den Hochrhein

Daß auch Grenzach. daß auch der Hornfelsen und der Rhein, wie schon auf Matthäus
Merians Radierung vor fast 370 Jahren, wieder Schauplatz eines großen Luftfahrtereignisses
wurden, hat Kurt Braun im 8. Jahresheft des Vereins für Heimatgeschichte 1990 an der
Landung des Luftschiffes "Graf Zeppelin" am 12. Oktober 1930 und mit der Geschichte des
Basler Flugplatzes auf dem "Sternenfeld" bei Birsfelden. unmittelbar unterhalb des Grenzacher
Horns, eindrücklich dokumentiert.

Für kurze Zeit kehrte sogar der unglückliche Ikarus in die soeben erst gebildete Doppelgemeinde
Grenzach-Wyhlen zurück, als moderne Plastik des jungen rheinischen Bildhauers
Michael Schwarze. Hans Otto Fehr meinte in einer Besprechung des Kunstwerkes des
"Plastikers und Manieristen von hohen Gnaden": Es sind Kraft. Gewalt. Wucht. Dynamik,
woraus seine Figuren leben: so sehr, daß die menschliche Gestalt, an derer hängt, immer wieder

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