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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 159
(PDF, 31 MB)
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Ein Fenster zur Geschichte

Käthe Papkes Roman "Die Letzten von Rötteln " ist achtzig Jahre alt

Petra Volkert

Mehr als 80 Jahre ist es her. daß eine junge Frau während ihres Aufenthalts in der
Missionsanstalt St. Chrischona bei Basel die Burgruine Rötteln besuchte. Das Besondere dieser
Begebenheit, die in ihrer Alltäglichkeit keinen Federstrich wert wäre, lag nicht in dem Ereignis
selber, sondern in der Tatsache, daß es sich bei der jungen Frau um jene K. (Käthe) Papke
handelte, die als Autorin historischer Romane mit "Hilligenlei-Finder" die ersten Erfolge hatte
verzeichnen können - wenngleich die Öffentlichkeit K. Papke damals weitgehend für einen
Mann hielt.

Der Besuch im Hochsommer 1908 sollte den Anstoß geben zu einem weiteren Buch, das bis
heute nicht nur vielen Menschen zu einem anschaulichen Fenster in die Geschichte dieser
Region wurde. Auch Käthe Papke selber bezeichnete "Die Letzten von Rötteln" in ihren
Lebenserinnerungen als das Buch, das - durch die damit verbundenen persönlichen Beziehungen
und Erlebnisse - wie kaum ein zweites eine große Rolle in ihrem Leben spielte, und sie hat rund
50 Bücher und Büchlein geschrieben (Wie meine Bücher entstanden. Christliches Verlagshaus
Stuttgart 1951).

Jener Besuch der Ruine damals unterschied sich in manchem von einem heutigen. Nach
einem dürftigen Kaffee in dem bescheidenen Gasthaus Röttlerweiler erstieg Käthe Papke
gemeinsam mit Maria und Alfred Meier, den Kindern des damaligen Bürgermeisters von
Obertüllingen, den Burgberg. "Die Mauern sahen wir aber erst, als wir davor standen, so dicht
bewachsen waren sie von Efeu und Waldrebe, und mächtige Bäume verwehrten den Anblick.
Wir kletterten in der Ruine über unendliches Geröll und sehr viel Schutt zur Oberburg und
kamen endlich auch in den Rittersaal. Dort setzten wir uns in die breiten Fensteröffnungen und
schauten in die herrliche Gotteswelt hinein." Bei diesem "traumhaft schönen Blick über das
liebliche Wiesental mit seinen Dörfern" meinte Käthe Papke plötzlich, das Rauschen von
Frauengewändem und das Geklirr der Waffen zu hören - ein farbenprächtiges Bild in einem
getäfelten Festsaal entrollte sich ihr vor ihren inneren Augen. Eine Weile schaute und hörte sie
zu ... bis der Lörrach zudampfende Bahnzug aus dem nahen Haagen mit seinem schrillen Pfiff
die Illusion zerriß.

Doch der Gedanke an Rötteln ließ Käthe Papke nicht mehr los. Bei einem Besuch im
Pfarrhaus des Dorfes Rötteln erfuhr sie, daß dieses dasselbe Schicksal erlitten hatte wie die
Burg und am 29. Juni 1678 durch französische Truppen in Brand gesetzt worden war. Was
danach noch zu zerstören übrig blieb, vernichteten die Franzosen im Jahre 1702 nach der
Friedlinger Schlacht. Sämtliche Urkunden waren so ein Raub der Flammen geworden.

Doch wer suchet, der findet. Vier Jahre dauerte es. bis Käthe Papke - vor allem in Basel - all
das zusammengetragen hatte, was sie benötigte. 1912 schließlich erschien das Buch "Die
Letzten von Rötteln" und trat "einen förmlichen Siegeszug" an. Bald war es in Basel und der
ganzen weiteren Umgebung wohl in jedem Haus zu finden und wurde in den Schulen sogar
beim heimatkundlichen Unterricht benutzt. Die Eigentümerin der Burg, die Großherzogin von
Baden, beschloß nach der Lektüre, die Burg wieder aufzubauen. Den Aufräumungsarbeiten
bereitete der 1914 ausbrechende Weltkrieg jedoch ein baldiges Ende.

Im Sommer 1923 konnte Käthe Papke die Burg mit einer Sondergenehmigung emeut
besuchen. Erstaunt sah sie diese schon von weitem stolz und frei über dem Tal leuchten. "Im

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