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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
55.1993, Heft 2.1993
Seite: 177
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Er ließ seine Zeitgenossen nicht gleichgültig

Zum 100. Geburtstag von Hennann Scherer aus Rümmingen

Angelika Hänel-Holler

"Er konnte bloß eines nicht ausstehen, daß jemand die Tätigkeit des Künstlers als eine
gemütliche Beschäftigung'ansehen könnte. In einem Mechanikerüberkleid zog er herum, die
Leinwand unter dem Arm. in einem Rucksäcklein Malkasten, Pinsel und Staffelei - gerade so.
wie er den 'Maler'dargestellt hat. als ein Mensch, der ohne künstlerische Tätigkeit nicht leben
konnte, den der Zwang dazu wie einen Besessenen nicht ruhen ließ". So beschreibt uns der
Malerfreund aus der Künstlergruppe "Rot-Blau" in Basel, Otto Staiger. den Künstler Hermann
Scherer nach dessen frühem Tod 1927.

Wer war nun dieser heute nicht mehr sehr bekannte Künstler, der aber in der Schweiz in der
Zeit des Aufbruchs zur Kunst der Moderne in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts einen
besonderen Rang einnimmt? Das Ortssippenbuch von Binzen-Rümmingen vermerkt die
Geburt von August Hermann Scherer am 8. Februar 1893 in dem im Kandertal gelegenen Dorf
Rümmingen. Der älteste Sohn aus einem alten Bauerngeschlecht ist mit drei Geschwistern
aufgewachsen in einem heute noch im Schatten eines verschwenderisch ausladenden Kastanienbaums
an der Binzener Straße stehenden Haus. Nach der Schulzeit zieht Hermann 1907
nach Lörrach zu dem Steinmetzmeister Schwab in die Lehre. Nach deren Abschluß lockte ihn
die anregende Oberrheinmetropole Basel, die Stadt, die von schicksalhafter Bedeutung für sein
ganzes Leben werden sollte.

Malerei hat nicht die Aufgabe, die Natur zu kopieren

Nach Steinhauerarbeiten bei den Bildhauern Carl Gutknecht und Otto Roos und nach einem
Jahr Wanderschaft im Rheinland hilft Scherer als geschätzter Mitarbeiter in der Werkstatt des
bekannten Bildhauers Carl Burckhardt bei der Ausführung der Brunnenfiguren "Wiese" und
"Rhein" vor dem Badischen Bahnhof. In seinem eigenen, zunächst noch von dem neoklassischen
Stil Burckhardts beeinflußten und an Wilhelm Lehmbruck angelehnten plastischen
Schaffen ringt und sucht Scherer immer mehr mit dem "Mut zu innerlicher Gestaltung, in den
Werken den Ton anzunehmen, den sie alle bis zum letzten tragen: den des schonungslos
direkten Bekennens seiner inneren Erlebnisse, Sehnsüchte und Spannungen", wie der Direktor
des Basler Kunstmuseums nach dem zweiten Weltkrieg. Georg Schmidt, damals Kunstkritiker
in Basel und ein treuer Weggefährte des jungen Bildhauers, 1928 geschrieben hat.

Eine in Zürich und Basel heftig diskutierte Edvard-Munch-Ausstellung (1922) gab für
Scherer den Anstoß, sein vorhandenes Interesse an der Malerei zu vertiefen; doch letztlich das
entscheidende Ereignis für Scherers Entwicklungsphasen im Bereich seiner impulsiven und
lebendigen Schaffensvorgänge bildete 1923 die Begegnung mit Werken des bekannten
deutschen Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner in der Basler Kunsthalle. Hier begann die
Freundschaft zwischen Kirchner und Scherer, wenn auch gelegentlich belastet durch ein
Spannungsverhältnis, wohl seit eh und je ein gewiß nicht unüblicher Vorgang im Kreis von
schöpferisch tätigen Menschen.

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