Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 1.1994
Seite: 91
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0093
Paul Ibenthaler

Notizen zu seinem Werdegang und Schaffen
von Hans H.Hofstätter

Paul Ibenthalers Einstieg in die Kunst verlief für den 1920 Geborenen zunächst
ganz zeittypisch. Er war 13 Jahre alt, als das nationalsozialistische Regime sich in
Deutschland etablierte und schon wenig später seine Vorstellung von "deutscher
Kunst" zur Doktrin erhob. Mit 17 Jahren setzte sich der junge Ibenthaler aufs
Fahrrad und fuhr nach München, um die "Große deutsche Kunstausstellung" im
"Haus der deutschen Kunst" zu sehen, und dabei konnte nicht ausbleiben, daß der
neugierige junge Mann auch in eine andere Ausstellung geriet, welche die Kunstideologen
unter dem Titel "Entartete Kunst" zusammengestellt, bewußt unvorteilhaft
gehängt und als "zersetzend" kommentiert hatten. Ibenthaler, wie so viele
andere, erschrak nach eigenen Worten vor dieser Kunst, die ihn doch zugleich
verunsicherte in seinen eigenen Übungen, mit denen er an einer Akademie aufgenommen
zu werden hoffte. Hier in München wurde, wenn auch unter negativen
Vorzeichen, nochmals eine Ahnung von internationaler Kunst vermittelt, von der
die Machthaber Deutschland abriegeln wollten, nachdem sie zuvor die Bemühungen
der Sezessionen verboten hatten.

Doch dieses Abriegeln geschah nicht nur in Deutschland, sondern auch international
, vom Bürgertum selbst getragen. Man muß immer wieder daran erinnern,
daß die "moderne Kunst", wie sie seit der Jahrhundertwende facettenreich entstanden
war. eher im Untergrund wirkte und nur von einem engen Publikumskreis
wahrgenommen und geschätzt wurde. Für die Mehrzahl der Bürger war sie erschreckend
radikal in ihrem scheinbaren Angriff auf humane und geistige Werte,
die sie in Wirklichkeit jedoch nur von Heuchelei befreien wollte.

Erst der Zweite Weltkrieg mit seinen weltweiten Katastrophen hatte auch ein
breitschichtigeres Bürgertum davon überzeugen können, daß alte Ordnungen
durch neue abgelöst werden mußten, und dies schlug sich auch in einem fast
plötzlich erwachenden Interesse nieder, die ungewohnte moderne Kunst in das
Bewußtsein aufzunehmen, in der neue Weltbildmodelle ja bereits ausformuliert
waren. Es waren nicht nur vom Notstand der Nachkriegszeit geprägte, sondern
auch geistig erregende Jahre. Fast über Nacht kam alles ins Blickfeld, was seit
über 40 Jahren geschaffen worden war. und zwang zur Auseinandersetzung mit
bisher nicht bekannten Traditionen und Vorbildern. Alle mußten neu lernen: die
Künstler, das Publikum, die Kritiker und Kunsthistoriker. Es begann eine Phase

91


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-01/0093