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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 180
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0182
Johann Peter Hebel
und der Realismus des 19. Jahrhunderts -
Ein Vergleich mit bekannten Vertretern jener
literarischen Epoche

(Festvortrag gehalten beim "Schatzkästlein" in Lörrach am 15. Mai 1993) *

Erhard Richter

Bevor ich auf die Beziehungen Hebels zum Realismus des 19. Jahrhunderts
eingehe, möchte ich zuerst kurz aufzeigen, wie es zu dieser literarischen Richtung
kam und wie ihre Vertreter die Wirklichkeit darstellen wollten.

Etwa seit 1830 entfaltete sich in Deutschland die realistische Dichtung. Dies hing
vor allem mit der Entwicklung der Naturwissenschaften zusammen, denn diese
führten zu einer neuen, realistischen Naturauffassung. Doch auch Goethes Einfluß
zeigt sich hier, denn sein "gegenständliches Denken"'' und seine "Dingdemut" haben
die Realisten stark beeinflußt, so daß Adalbert Stifter sich und die anderen realistischen
Dichter zur Verwandtschaft Goethes zählte.

Im Vergleich zu allen vorausgehenden Epochen wird nun die Wirklichkeit vollständiger
, exakter und wahrheitsgetreuer wiedergegeben. Man will so objektiv wie
möglich sein und die Menschen und Dinge vorurteilslos beschreiben. Dabei dürfen
wir aber den Realismus nicht mit dem nachfolgenden Naturalismus verwechseln,
denn dort wird die Wirklichkeit des besinnenden Industriezeitalters mit seinen
großen sozialen Spannungen und Problemen illusions- und schonungslos dargestellt.
Dagegen ist der literarische Realismus zwischen 1830 und 1870 ein "poetischer
Realismus", wie ihn Otto Ludwig genannt hat. in dem die Realität poetisch überhöht
wiedergegeben wird.

Wie können wir aber nun Johann Peter Hebel mit den deutschsprachigen realistischen
Dichtern in Verbindung bringen, da er ja zu einer Zeit gedichtet hat. die ganz
im Zeichen der Romantik stand, und er bei Beginn der realistischen Epoche um 1830
ja schon tot war? Daß Hebel nicht zu den Romantikern gehört, wird schnell deutlich,
denn diese kehren sich von der Wirklichkeit ab und sehnen sich nach dem Unendlichen
. Sie fliehen die Gegenwart und schweifen in die Ferne, in das Wunderreich des
Märchens, in die Vergangenheit des Mittelalters, oder sie schauen eine phantastische
Zukunft, die nie Wirklichkeit wird. Sie träumen, wie es bei Novalis heißt, "von jener
heimatlichen Welt, die überall und nirgends ist". Dasesen wendet sich nun Hebel in

CT C-

seinen 1803 erschienenen "Alemannischen Gedichten" einem überschaubaren Bereich
zu. Diese Hinwendung zu einem landschaftlich engbegrenzten Raum ist auch
ein wesentliches Merkmal der realistischen Dichter.

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