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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 312
(PDF, 60 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1994-02/0314
Zur Entwicklung der Tracht im Markgräflerland

Ursula Huggle

Um die Erhaltung der Markgräfler Tracht haben sich die Trachtenvereine seit
vielen Jahren große Verdienste erworben. Ihnen ist es zu danken, daß nach dem
Mißbrauch des Brauchtums in der NS-Zeit alte Volksbräuche und Sitten wieder aus
der Versenkung hervorgeholt werden. Für die Ausführungen zu den einzelnen
Entwicklungsstufen der Markgräfler Tracht, die nur einen ersten Überblick geben
können, stütze ich mich neben der angegebenen Literatur auf das große Wissen von
Frau Röttele aus Weil, die mich mit dieser Kleidung und ihren Veränderungen
vertraut machte. Sie stellte auch den größten Teil der Abbildungen zur Verfügung.
Seit langer Zeit setzt sie sich erfolgreich für die Wiederbelebung der Tracht ein und
bemüht sich in der Markgräfler Trachtengruppe e.V., Weil am Rhein, um die
Herstellung der authentischen Tracht in den verschiedenen Epochen. Es bleibt zu
wünschen, daß die weitverbreitete Markgräfler Tracht mit Hilfe der von Trachtenvereinen
gesammelten Unterlagen bald in einem eigenen Buch dokumentiert wird.

Kleidung und Tracht

Historiker sind ein neugieriges Völkchen, sie tasten sich mit einem ganzen
Fragenkatalog an ein Thema heran, wollen so vieles wissen, was vordergründig
scheinbar wenig mit der betreffenden Sache zu tun hat. Sie wollen beispielsweise
w issen, was „Tracht" bedeutet: die Art und Weise der Kleidung und Aufinachung, wie
sie von der herrschenden Sitte, einer Konvention oder Institution vorgeschrieben
wirdi). Durch die Tracht wurde ursprünglich auch der soziale Rang und Stand
(höfische, bürgerliche, bäuerliche Tracht) gekennzeichnet. Sie war daher durch
Kleiderordnungen festgelegt. Als im Lauf des Mittelalters durch Handel und Verkehr
die Kleidung immer stärker von anderen Völkern beeinflußt wurde, entwickelte sich
eine Art Modetracht: 1 - es sei nur an die Spitzenkragen der spanischen Tracht erinnert,
die auch hier die höheren Stände trugen -, so daß sich die National- und Landestracht
immer mehr auf die ländliche Bevölkerung beschränkte. Diese wiederum wollte nicht
eine gruppenspezifische, nach modischen Gesichtspunkten ausgerichtete Kleidung,
sondern eine die soziale Gemeinsamkeit betonende, der Tradition verbundene Tracht.
Durch die unterschiedliche Auffassung von Kleidung standen sich in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts die modisch-vornehme Welt der Stadtleute und die
ländlich-kleinbürgerliche Welt der Bauern und kleinen Handwerker gegenüber 3'. Es
sollte der Obrigkeit noch Schwierigkeiten bereiten, die Markgräfler von ihrer traditionellen
Kleidung abzubringen, wie wir noch sehen werden. Das bedeutet allerdings

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