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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
56.1994, Heft 2.1994
Seite: 319
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Gulden noch viele Jahre dauerte, bis sich der Faltenrock bei den Frauen und die langen
Hosen bei den Männern bis in die hintersten Dörfer hinein durchgesetzt hatten.

Aus dieser Kleidervorschrift geht demnach hervor, daß es vor der heute bekannten
Markgräfler Tracht noch eine frühere Version gegeben hat, bei der die Frauen
Zwickelröcke und sog. Ärmel trugen. Da an der dazugehörigen Kopfbedeckung
nichts auszusetzen war. können wir annehmen, daß es sich nur um eine kleine Kappe
handelte.

Bis es zu weiteren Veränderungen der Kleidung nach 1800 kam. hatten sich die
Markgräfler bereits an die einst aufgezwungene Tracht von langer Hose und Faltenrock
gewöhnt.

Revolutionäre Einw irkungen

Inzwischen schwappten die Wellen der Französischen Revolution von 1789 auch
auf die rechtsrheinische Seite über. Der Schlachtruf von Freiheit und Gleichheit löste
hier ebenfalls Unruhen aus. So manche Tradition wurde nun über Bord geworfen, so
mancher ..alte Zopf" abgeschnitten, wie der des Lahrer Bürgers Pannifex. der 1794
in seinem Tagebuch notierte: Heute habe den Zopf abschneiden lassen, und die Haare
der Natur gemäß rund getragen35'. Die Zöpfe der Frauen in Straßburg fielen übrigens
zum gleichen Zeitpunkt der Schere zum Opfer, als sie die deutsche Tracht ablegen
mußten, lange nachdem sich die Kleidung bereits verändert hatte.

Der Fortschritt war nicht mehr aufzuhalten, verschwunden waren die Kniehosen
der Markgräfler Bauern, jedenfalls an Sonn- und Feiertagen, ersetzt durch lange
Hosen und einen langen Gehrock, ganz wie bei den Bürgern in den Städten,
verschwunden auch der breitrandige Hut mit der aufgeworfenen Krempe, stattdessen
ein Zylinderhut. Die bürgerliche Kleidung hatte ihren Siegeszug angetreten und auch
auf die Bauernschaft eingewirkt. Interessanterweise ist vor allem bei der Frauenkleidung
seit der Französischen Revolution eine Tendenz feststellbar, die - umgekehrt zur
Entwicklung der Männertracht - einen Aufstieg der bürgerlichen Kleidung in die
oberen Schichten der Gesellschaft zeigt, denn statt des Reifrocks aus kostbaren
Stoffen werden immer mehr natürlich fallende Röcke aus Baumwollstoff getragen.
Sogar das das Dekollete mehr oder weniger verhüllende Brusttuch, wie es Abbildung
3 zeigt, findet sich in der städtischen Hautevolee36'.

Im Rheintal stellt 1803 eine Kommission fest; ': Die Kleiderpracht ist merklich
gestiegen, man kauft seidene Halstücher, seidene Kappen und Tücher aus dem
Ausland unter großen Kosten. Würde die alte Kleidertracht wieder eingeführt
w erden, so w ürde nicht so viel Geld aus dem Lande geschleppt. Die Obrigkeit hätte
die Bauern gerne wieder zur Schafhaltung und zur Anpflanzung von Hanf gebracht,
damit sie wie früher ihre Kleidung aus selbsthergestelltem Tuch anfertigten. Diese
Zeiten waren vorbei. Schon 1764 sind Schneider in die Zunft aufgenommen worden,
die ihre Nahrung auf dem Land durch Bauernarbeit suchen sollen, und nicht in der
Stadt Lörrach selbst?Si. Bei Hebel heißt es daher 180339):

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