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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 57
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0059
Der Gletschercircus von Präg

Willi Zimpfer

Der Titel klingt ziemlich reißerisch und unseriös, aber der Begriff hat sich weltweit
unter Glaziologen (Gletscherforschern) eingebürgert für dieses einmalige
Phänomen des Präger Kessels, in dem sich nicht weniger als acht Gletscher
gegeneinander behaupten mußten. Unter "Circus" ist natürlich die ursprüngliche
Bedeutung "Kreis" zu verstehen, wenngleich die Auffassung von "Veranstaltung,
Attraktion im Kreisrund" auch in die Bezeichnung hineinspielen dürfte.

Die letzten vier Kaltzeiten (Eiszeiten) des Quartär sind bekanntlich nach den
bayrischen Flüßchen Günz. Mindel. Riß und Würm benannt, weil deren größte
Gletscherausdehnungen, durch Endmoränen belegt, eben die Gebiete dieser Flüßchen
erreicht haben.

Während die Vergletscherung Mitteleuropas in der Riß-Eiszeit die größte Ausdehnung
gehabt hat. belegen die im Südschwarzwald erhaltenen Spuren hauptsächlich
die Gletscherbewegungen der Würmzeit. Diese endete etwa vor 18 000
Jahren. Die folgenden Darstellungen beziehen sich ausschließlich auf diese
Würm-Eiszeit.

Die Annahme, Kaltzeiten seien durchweg eisstarrende Frostzeiten gewesen, ist
unrichtig. Die meisten Glazialexperten (Gletscherexperten) sind der Meinung, die
Jahresdurchschnittstemperatur sei zwischen 5 und 12 Grad niedriger gewesen als
heute, wobei der letzte Wert nur für die Maximalepoche der circa eine halbe
Million Jahre dauernden Würmzeit gelten kann.

Die sogenannte "Firnlinie", welche das Nährgebiet eines Gletschers vom Zehrgebiet
trennt, dürfte im Südschwarzwald, mit lokalen Abweichungen, lange bei
etwa Höhenmeter 950 gelegen haben, während die Zunge des riesigen Feldberggletschers
im Wiesental bis unter die Höhenlage 500 bei Marnbach reichte. Wenn
man der Faustregel folgt, daß Hochwald etwa 600 Meter unter der Firnlinie beginnt
, ergibt das für unsere Heimat den Charakter einer Tundrenlandschaft.

Wer das Wiesental durchfährt, erblickt ab Marnbach eine glazial überformte
Landschaft, - wenn er einen Blick dafür hat. Dies darf allerdings nur bei wenigen
Reisenden vorausgesetzt werden, und die anderen befinden sich nicht einmal in

schlechter Gesellschaft: 1842 schrieb ein damals führender Geologe: ".......habe

ich nirgends Erscheinungen wahrgenommen, welche zu der Annahme berechtigen
könnten, daß ein Teil dieser Gegend früher mit Gletschern bedeckt gewesen sei".

Dies dürfte sich allerdings ändern, sobald wir bei Geschwend in das Prägbachtal
eingetreten und eine Talenge. „Klus" genannt, durchschritten haben. Vor uns liegt
ein in seinem hinteren Teil nahezu kreisrunder Talkessel, der rings von hohen

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