Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 123
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0125
verpflichtet waren zu fasten. Auch ich war. solange ich noch in Müllheim wohnte, zu
jung zum Fasten.

Langsam kam der Abend heran. Während der Seelenfeier - „Jiskor" - mußten alle
Anwesenden, deren Eltern noch lebten, hinausgehen, bis die Feier vorbei war. Dann
kam endlich das Schlußaebet. und das Schofar ertönte noch einmal zum Abschluß.
Erst jetzt wurde das übliche Abendgebet gesprochen und Havdala gemacht. Jetzt war
es schon dunkel, und man begab sich nach Hause zum „Anbeißen". Die festliche
Mahlzeit am Vorabend hat man natürlich entsprechend „Abbeißen" genannt.

Im jüdischen Kalender folgt schon einige wenige Tage danach das Laubhüttenfest -
Sukkohs. Sukkohs ist eines der drei Wallfahrtsfeste aus der frühesten Zeit, ein
Erntedankfest, und es ist vielleicht von allen dreien das anmutigste und beschwingteste
, mit vielen Blumen in der Synagoge und einer reich geschmückten, zerlegbaren
Laubhütte, der Sukkoh, die im Synagogenhof aufgebaut war. Bei dem einen oder
anderen der alten jüdischen Häuser in der Hauptstraße hatte noch die Möglichkeit
bestanden, über der Veranda oder einem Nebenraum durch das Wegnehmen eines
Teiles des Daches eine Sukkoh einzurichten. So war das wenigstens früher im Haus
meines Großvaters. Hauptstraße 107. gewesen. Ursprünglich hatte es einer jüdischen
Familie Rieser gehört, die es ca. 1800/1810 erbaute. Darin gab es also ein solches
Zimmer, dessen Dach man an Sukkohs abgenommen hatte, und dahaben die Leute dann
tatsächlich unter freiem Himmel gesessen und gegessen. Als mein Großvater das Haus
1912 übernahm, hat er Elektrizität. Wasser und anscheinend auch schon Telefon legen
lassen. Die Sukkoh aber ließ er voll mit einem Dach decken und zu einem Mansardenzimmer
umbauen, in dem mein Onkel Hugo hauste, solange er noch bei den Eltern war.

Abb. 4: Blick von der Hauptstraße hinunter zur Synagoge. Zustand nach 1938. Die Gesetzestafeln
auf dem Giebel sind bereits entfernt, der Hof ist verwildert.

123


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0125